Zwischen Spurrillen und hohen Bordsteinen wird der Abschnitt auf der Hochbrücke für Radfahrer bislang zur Horrorstrecke. Foto: Nädele

Radfahrer sollen in Rottweil sicherer als bislang ans Ziel kommen. Dazu will die Stadt Lücken im Radwegenetz schließen. Unterstützung gibt es dabei vom Kompetenznetz KlimaMobil – mit Tipps wie auch finanziell.

Rottweil - Für Horst Bisinger, Mobilitätsbeauftragter der Stadtverwaltung, war es am Mittwochabend im Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss (UBV) der erste Auftritt vor Stadträten. Gemeinsam mit Bürgermeister Christian Ruf machte er dem Gremium deutlich: Für mehr Radverkehr in der Stadt müssen Stellplätze entfallen. Ruf sagte das nicht zum ersten Mal, hat aber das Gefühl, dass es bislang "oft und gerne überhört" worden sei.

Gerne überhört

Im Verkehrsausschuss ging es um ein konkretes Problem, für das nun die Hilfe des Kompetenznetzes KlimaMobil – Rottweil ist eine von 15 Modellkommunen in Baden-Württemberg – zu Rate gezogen wurde. Nach dem geplanten Umbau der Körnerstraße zur Fahrradstraße fehlt für Radler bislang der weitere, sichere Anschluss in Richtung Innenstadt.

Kehrtwende: Schutzstreifen auf Hochbrücke

Bisinger stellte den Räte denkbare Varianten und die jeweiligen Anforderungen für die Anbindung vor. Zustimmung fand im UBV die favorisierte Lösung über die Marxstraße, die Königstraße und die Hochbrücke. Dazu werden in der Marxstraße die zwei Fahrbahnen auf eine reduziert, um zu beiden Seiten Platz für Radstreifen zu bekommen. Aufhorchen ließ dabei die Kehrtwende des Regierungspräsidiums, das nun überraschend zugestimmt hat, auf der Hochbrücke einen Fahrradschutzstreifen einzurichten.

Bus hält auf der Straße

Einher geht das mit Umgestaltungsmaßnahmen in der Königstraße. Um den Platz für den Radstreifen zu haben, fallen dort nicht nur Bus-Haltebuchten weg, sondern auch Stellplätze und vereinzelt Linksabbiegespuren. Die Sprachregelung der Stadtverwaltung hierzu: Das Verlegen von Parkflächen ins Parkhaus Zentrum eröffnet die Möglichkeit, mehr Raum für Radfahrer zu schaffen. Und: Der Linienbus hält künftig nicht mehr in einer Bucht, sondern auf der Straße. Rad- wie Autofahrer müssen dann kurz anhalten bis Fahrgäste aus- und eingestiegen sind.

Zur Probe: Einbahnregelung am Friedrichsplatz

Ruf und Bisinger kündigten in diesem Zusammenhang bereits an, dass im nächsten Jahr am Friedrichsplatz für sechs bis acht Wochen probeweise die Einbahnregelung (wieder)-eingeführt werde. Man wolle sich bei diesem Testlauf sehr genau die Auswirkungen ansehen, beobachten wohin sich der Verkehr verlagert.

Breite Zustimmung

Im Gremium stießen die Pläne auf breite Zustimmung und positive Resonanz. "Wunderbar, endlich kommt man dem halbgeschlossenen Friedrichsplatz etwas näher", meinte Elke Reichenbach (SPD+FFR). Frank Sucker (Grüne) sprach von einem "hochinteressanten und erfreulichen" Vorhaben und auch Günter Posselt kündigte für die CDU-Fraktion an: Beim Zurückdrängen des Autoverkehrs, um einen gewissen Vorrang für Radfahrer zu erreichen, "sind wir dabei".