Lara Hölting und Markus Himmelreich unterbreiteten beim Workshop Vorschläge, wie Altensteig zur Radfahrerstadt werden könnte. Foto: Köncke

Die Rosen- und Bahnhofstraße in Altensteig zu Fahrradstraßen erklären, beim Weg von der Unter- in die Oberstadt die Weiherstraße einbeziehen - das sind Überlegungen, die in der "Bürgerwerkstatt Radverkehr" diskutiert wurden.

Altensteig. "Wir dachten, heute Abend kommt niemand", hatte Markus Himmelreich wegen der rasanten Zunahme von Ansteckungen mit dem Coronavirus befürchtet. Am Ende waren es immerhin 20 Interessierte, darunter viele aktive Radfahrer, die nicht nur aufmerksam zuhörten, was die von der Stadt beauftragte Unternehmung empfahl, sondern selbst Ideen und Vorstellungen in den Workshop einbrachten.

Bürgermeister Gerhard Feeß erinnerte eingangs an bisher durchgeführten Aktionen. Bekanntlich habe sich die Stadt den Schutz des Klimas auf ihre Fahnen geschrieben. Es würden immense Anstrengungen unternommen, um die Ziele zu erreichen. Inzwischen sei Altensteig deswegen bereits zertifiziert worden. Zum Aufgabenkatalog gehört für den Rathauschef auch eine klimafreundliche Verkehrsgestaltung. Dazu zählt für ihn die Förderung des Radverkehrs in der Innenstadt.

"Stadtradeln" war erster Schritt

Erster Schritt war die Teilnahme am bundesweiten Wettbewerb "Stadtradeln". Drei Wochen sollte man im Sommer häufig in das Pedale treten, alle gefahrenen Kilometer notieren und sich bei der Gelegenheit umschauen, welche Möglichkeiten es gibt, den Radverkehr in Altensteig attraktiver zu machen. Mehr als 100 Teilnehmer haben mitgemacht und insgesamt rund 20 000 Kilometer zurückgelegt.

Nächster Schritt war eine schriftliche Befragung aller Haushalte der Stadt. Mit der Auswertung wurde die Endura Kommunal beauftragt. War man mit dem Auto oder dem Fahrrad zur Arbeit, zum Einkauf, zum Arzt unterwegs? Dass es 212 Rückläufer gab, bewertet Feeß positiv.

Die Ergebnisse stellten Lara Hölting und Markus Himmelreich vom Freiburger Büro in der Bürgerwerkstatt vor. Demnach waren die Hälfte der Befragten, die den Bogen zurückgeschickt haben, zwischen 50 und 70 Jahre alt, benutzen das Fahrrad zwei- bis dreimal in der Woche, zu 60 Prozent für den innerörtlichen Verkehr. Aufgrund der Topografie der Flößerstadt hat das die Mitarbeiter von Endura nicht überrascht. Vorgeschlagen wurde von ihnen unter anderem, die Rosen- und Bahnhofstraße als "Fahrradstraßen" auszuweisen und das durch Schilder und Markierungen auf der Fahrbahn zu dokumentieren. Was für Lara Hölting und Markus Himmelreich zum Beispiel bedeuten könnte, dass Radler dort auch mal zu zweit oder zu dritt nebeneinander und nicht hintereinander fahren. "Das wird von den Autofahrern schwerlich hingenommen", äußerte Zuhörer Thomas Glaesser.

"Wir brauchen ein Umdenken"

Für Bürgermeister Feeß stellt sich die Grundsatzfrage: "Wollen wir, dass das Auto immer Vorfahrt hat? Wir brauchen ein Umdenken und einen Wandel“. Natürlich könne man Radfahrer auch in diesen Straßen überholen, müsse sie aber als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer akzeptieren.

Für vorteilhaft hält Lara Hölting, dass in der Altensteiger Unterstadt Tempo 30 vorgeschrieben sei. Bernhard Utters kann sich vorstellen, die Rosen- und die Bahnhofstraße "bis zum Lidl" als Fahrradstraße zu kennzeichnen. Wer von der Altensteiger Unter- in die Oberstadt oder umgekehrt unterwegs ist, könnte die Weiherstraße trotz Einbahnstraßenregelung einbeziehen, regten mehrere Teilnehmer des Workshops an. Für Gerhard Förster wäre sogar zu überlegen, ob man eine sichere Einfahrt von der Weiher- in die Karlstraße durch eine Ampel regelt.

Bitte: Radweg weiterführen

Den Nagold-Radweg "endlich" bis zur Erzgrube weiterzuführen, war eine weitere Bitte. Nächstes Thema waren Fahrradabstellanlagen. Als vorbildlich wurde das überdachte Häuschen bei der Firma Boysen genannt. Und wo kann man eine Servicestation installieren, bei der man nicht nur Reifen aufpumpen, sondern fahrradspezifische Ventile bekommen und sein E-Bike mit Strom versorgen kann? Vorgeschlagen wurde eine Konstruktion bei Zweirad-Greule in der Jahnstraße.

Beim Workshop im Bürgerhaus wurden alle Anregungen gesammelt, die laut Zusage des Bürgermeisters später auf die Homepage der Stadt gestellt werden sollen, ebenso die Präsentation von Endura. Dass bei der Umsetzung geplanter Maßnahmen vorab Kontakt mit der Straßenverkehrsbehörde Calw aufgenommen und abgefragt wurde, was genehmigungsfähig sei, hält Feeß für vorteilhaft.