Ronja Eibl startete im vergangenen Jahr so richtig durch. Foto: Goller

Mountainbike: U23-Nationalfahrerin aus Grosselfingen ist Botschafterin der Weltmeisterschaft 2020. Mit Interview

Sie ist im vergangenen Jahr im Eilzug-Tempo zu einer Hoffnungsträgerin im deutschen Mountainbike-Sport gereift. Die Grosselfingerin Ronja Eibl ist hat bei der Weltmeisterschaft die Silbermedaille mit der Staffel gewonnen, ist Deutsche U23-Meisterin, beim UCI-Mountainbike-Weltcup in Albstadt die Lokalmatadorin und Botschafterin für die WM 2010.

Ronja, hätten Sie damit gerechnet, im ersten U23-Jahr gleich so durchzustarten können?

Nein. Ich wusste ja gar nicht, wo ich mich einsortieren soll. Klar, man überlegt schon und vergleicht sich mit denen, die ein Jahr zuvor von den Juniorinnen aufgerückt sind, aber das ist alles vage. Deshalb habe ich auch längst nicht so viel erwartet. Umso mehr habe ich mich natürlich gefreut, dass es so gut lief.

Haben Sie denn von 2017 auf 2018 das Trainingspensum gesteigert oder woher kam der Leistungsschub?

Ich würde schon sagen, dass ich einen Leistungssprung gemacht habe. Ich habe mir im jüngsten U23-Jahrgang auch weniger Druck gemacht und musste nicht so viel von mir erwarten. Ich denke, das hat auch geholfen. Ansonsten haben wir deutlich mehr Grundlagentraining gemacht, weil es darum ging, sich an die längere Renndistanz anzupassen.

Welche Ziele haben Sie im Jahr 2019?

Klar, jetzt würde ich im U23-Weltcup schon gerne konstant in die Top-Fünf fahren und jeweils das Weltcup-Podest anstreben. Gleiches gilt für die EM und die WM – und meinen Deutschen Meistertitel in der U23 würde ich gerne verteidigen. Das sind hoch gesteckte Ziele, aber sie sind nicht unmöglich zu erreichen. Ich brauche den Ansporn. Aber schauen wir mal, es muss auch nicht unbedingt alles klappen.

Ausgerechnet beim Heimweltcup in Albstadt hatten Sie 2018 eines Ihrer wenigen Negativerlebnisse.

Ja, das war arg frustrierend. Ich habe so auf dieses Rennen hin gefiebert. Es waren so viele Leute wegen mir gekommen, ich war sehr aufgeregt, es lief es so gut und dann passiert so was. Und es lag noch nicht mal an mir.

Gerade bei nationalen und internationalen Titelkämpfen ging bei Ihnen in der Vergangenheit schon häufiger etwas schief.

Ja. Krankheiten, Defekte, Stürze. Ich weiß nicht, ob man das so pauschal auf Meisterschaften zurückführen kann. Vielleicht war es auch blöder Zufall, aber mein Trainer meint schon, dass ich mich da oft zu sehr unter Druck setze.

Und das haben Sie jetzt besser im Griff?

Ich habe zumindest gelernt nicht voll in Panik zu geraten, wenn in der Vorbereitung was nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe. Aus Erfahrungen wie zum Beispiel in Haiming im Jahr zuvor. Da lief am Tag vorher alles schief, und das Rennen war trotzdem gut. Gelassen zu sein bringt einfach mehr.

Bis zum Weltcup in Albstadt bleibt noch genügend Zeit. Was nehmen Sie sich für den 19. Mai vor?

Ich will auf jeden Fall keinen Defekt haben und aufs Podest fahren. Vom Profil her liegt mir die Strecke und ich habe einen Heimvorteil – auch wenn ich gar nicht oft auf der Strecke trainiere.

Gibt es bei Ihnen auch so was wie Vorfreude auf die WM 2020 in Albstadt?

Ja, die kommt immer mal wieder auf. Ich freue mich, dass ich die WM als Heimrennen fahren kann. Wer kann das schon? Es wäre schon schön, da ein sehr gutes Ergebnis einzufahren, vielleicht sogar um den Titel in der U23-Klasse mitzufahren. Ich denke, dass ich mich auch anders darauf vorbereiten werde. Meist dümple ich am Anfang eines Jahres noch so ein bisschen vor mich hin (lacht), da wird dann anders trainiert.

2020 ist auch das Olympiajahr. Sie werden schon als eine von mehreren Kandidatinnen gehandelt. Ist das ein Thema für Sie?

Ja, schon. Der Bundestrainer hat mich auch schon drauf angesprochen. Es geht ja erst mal darum, dass wir zwei Startplätze einfahren. Es wäre schon cool, wenn ich die Erfahrung machen könnte, das bringt ja auch was für die Zukunft. Aber ehrlich gesagt, kenne ich die Kriterien für mich als U23-Fahrerin gar nicht.

Sie haben im September Elisabeth Brandau zweimal geschlagen.

Bundesliga-Rennen sollte man in dem Zusammenhang nicht allzu hoch bewerten. Ich kann sehr schnell sein, wenn es um einen Höhepunkt geht, aber ich weiß, dass Lisa Brandau und Adelheid Morath auch super schnell sein können. Von der Elite bin ich noch ein ganzes Stück weg.

Mit Beginn dieses Jahres sind Sie vom lokalen Team Gonso-Simplon der RSG Zollern-Alb zum Profi-Team Corendon-Circus gewechselt. Werden Sie da nicht im Schatten des niederländischen Superstars Mathieu van der Poel stehen?

Ich denke, das hat für mich hauptsächlich Vorteile. Wenn sich der Fokus zu 90 Prozent auf eine Person bezieht, kann ich im Hintergrund mein Ding machen. Im ersten Jahr in einem Profi-Team ist das sicher gut für mich. Ich bin aber sehr gespannt, wie das alles laufen wird.

Sie haben sich als Botschafterin für die WM 2020 zur Verfügung gestellt. Mögen Sie es, im Fokus zu stehen?

Das kann ich gar nicht beantworten. Ich stand ja noch nie so richtig im Fokus. Vielleicht würde ich mich daran gewöhnen, aber es kann sicher auch nerven.

 Die Fragen stellte Erhard Goller