Im Trainingslauf in Izu war Ronja Eibl nur "rumgestolpert". Foto: Küstenbrück

Mountainbike: Grosselfingerin belegt in Japan den fünften Platz. Start der 20-Jährigen lange ungewiss.

Die Grosselfingerin Ronja Eibl hat am Sonntag beim Mountainbike-Testevent für die Olympischen Spiele in Tokio einen bemerkenswerten fünften Rang belegt. Dabei stellte die U23-Weltcupsiegerin ihren Start in Izu einen Tag zuvor noch in Frage.

Von Tokio aus liegt die Halbinsel Izu rund 150 Kilometer südwestlich. Dort werden neben den olympischen Bahnrad-Wettbewerben und den Straßen-Rennen im Juli 2020 auch die beiden Mountainbike-Rennen ausgetragen. Beim Test-Event geht es vor allem für den Veranstalter darum, Abläufe einzustudieren und eventuell zu korrigieren. Für die Mountainbiker ist es die Gelegenheit den Kurs, das Klima und die Gegebenheiten vor Ort kennen zu lernen. Dass man dafür ein Rennen fährt, wird am Ende der Saison unterschiedlich ernst genommen. Deshalb sind Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen, auch wenn das die Siegerin Jolanda Neff nach einem langen Solo anderes sah.

"Es ist ein Rennen und jede will gewinnen", sagte die Europameisterin aus der Schweiz lachend, nachdem sie 1:46 Minuten vor ihrer Landsfrau Sina Frei und 2:30 Minuten vor der Weltranglistenersten Anne Terpstra (Niederlande) gewonnen hatte. Ronja Eibl konnte im Ziel auch lachen. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als optimal. "Meine Vorbereitung war maximal schlecht", so Eibl.

"Am Samstag hat mich der Jetlag voll gepackt. Ich war eine halbe Stunde auf der Strecke, dann hat mich der Bundestrainer runter geschickt, weil konzentrationsmäßig gar nichts ging." Sie sei nur "rumgestolpert", die so genannte "Vorbelastung" am Tag vor dem Rennen sei ausgefallen und dann hätte sie auch noch sehr schlecht geschlafen. "Ich habe niemals erwartet, dass es so gut geht. Gestern wusste ich noch gar nicht, ob ich mich überhaupt an den Start stellen kann, ob ich rennfähig bin", erklärte die 20-Jährige.

Und sie fuhr ein sehr gutes Rennen, obschon sie manche Passagen mit "extrem viel Respekt" anging. "Ich bin in technische Passagen mit sehr viel Adrenalin hingefahren und musste mich extrem konzentrieren. Das Rennen war natürlich auch hart, weil ich die hohen Temperaturen nicht mehr gewöhnt bin", so Eibl weiter. Dass am Ende ein fünfter Platz herauskam – 3:23 Minuten hinter Jolanda Neff (1:16:12) – das sei ihr am Ende der Saison schon wichtig. "Ich denke, ich kann in drei Wochen sehr selbstbewusst in die Trainingspause gehen. Klar, es ging mehr darum, den Kurs kennen zu lernen, aber es ist auch nicht gut, wenn man mit einem international gut besetzten Wettkampf aus der Saison raus geht, in dem es komplett gar nicht läuft", meinte Ronja Eibl.

Fast die komplette Weltelite war nach Japan gereist. Allerdings ging Rio-Olympiasiegerin Jenny Rissveds (Schweden) nicht an den Start, Weltcup-Gesamtsiegerin Kate Courtney (USA) verletzte sich im Training, und Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot (Frankreich) schied nach einer Runde aus – entsprechend ist Eibls nacktes Ergebnis einzuordnen. Die zweite Deutsche im Rennen, Elisabeth Brandau (Schönaich), wurde 21. (7:41). Ihr fehlte am Saisonende die Energie.

Die vier Kilometer bezeichnet Herren-Sieger Nino Schurter (Schweiz) als die bisher schwerste Olympiastrecke, die er gefahren sei. Sehr steile Rampen und viele technische Passagen, zum Teil natürlich, zum Teil gebaut, in Izu geht es Schlag auf Schlag und es gibt kaum Passagen, in denen man Luft holen kann.