Simon Schneller (vorne) fasziniert am Mountainbiken die ­Nähe zur Natur. Wie man sieht: nicht ohne Grund. Foto: Schwarzwälder Bote

Radsport: Simon Schneller tritt in den kommenden Wochen auf drei verschiedenen Kontinenten in die Pedale

Simon Schneller zählt zu den erfolgreichsten Nachwuchs-Mountainbikern in Deutschland. Das Riesentalent vom TV Oberlengenhardt ist auf dem Sprung in den Profibereich – fährt aber trotzdem nicht mit dem Fahrrad zur Uni.

Eigentlich kann es Simon Schneller nicht mehr hören – die Anspielungen auf seinen Nachnamen. "Es ist weniger geworden", sagt der Oberlengenhardter, der aber auch gesteht: "Wenn die Erfolge passen, dann ist es schon ein witziger Spruch."

Die Erfolge passen. Vergangenes Jahr holte Schneller den Gesamtsieg in der U23-Bundesliga – eine weitere Stufe in Richtung Profikarriere. An der darf der 20-Jährige schon jetzt schnuppern, seit der zum Bulls-Junior-Team gewechselt ist. "Ich trainiere dort in unmittelbarer Umgebung von Profis", freut sich Schneller.

Dass der U23-Fahrer schon früh mit dem Mountainbike in Berührung gekommen ist, ist keine Überraschung: Schneller kommt aus Oberlengenhardt, wo er noch heute lebt. Der dortige Turnverein ist das Aushängeschild des Mountainbike-Sports im Nordschwarzwald. "Das lag einfach nahe, mal ins Training zu gehen", erinnert sich Schneller an seine Grundschulzeit. Auf dem Sattel ist er dann regelrecht kleben geblieben. "In den frühen Jahren habe ich durch relativ wenig Training schon die ersten Erfolge eingefahren. Das hat mich motiviert", meint das Oberlengenhardter Riesentalent und unterstreicht: "Vom Typ her bin ich einfach einer, der dranbleibt."

Schneller investierte immer Energie in das Training – und immer größere Erfolg ließen nicht auf sich warten. Der erste Höhepunkt: baden-württembergischer U13-Vizemeister. Dann: Gesamtsieg der U15-Bundesliga, zehnter Platz bei der U19-Europameisterschaft, schließlich der Gewinn der U23-Bundesliga.

Die Richtung ist klar: Schneller will Profi werden, auch wenn der Weg ebenso steinig ist wie die Strecken, auf denen er unterwegs ist. Dazu braucht es eine Portion Glück. "Leistung ist ein wesentlicher Faktor", sagt schneller, "aber alle, die Profi werden wollen, investieren sehr viel. Es gibt gute Phasen, in denen die Teams Fahrer suchen. Aktuell ist eine schwierige Phase. Man braucht schon gute Kontakte."

Zumindest an der Leistung soll es aber nicht scheitern. Bis zu 20 Stunden pro Woche sitzt Schneller auf dem Sattel. Jetzt im Winter geht er außerdem joggen und macht viel Kraftraining. Der Hometrainer kommt dem 20-Jährigen allerdings nicht in die Tüte – denn Schneller ist ein waschechter Naturbursche. "Ich war schon immer viel draußen und habe nie viel Computer gespielt", meint der Oberlengenhardter, der für seine Sportart schwärmt: "Auf dem Mountainbike erlebt man die Natur ganz anders zum Beispiel beim Fußball."

Auch aus landschaftlichen Gründen Schneller bleibt dem Nordschwarzwald weiter treu, zumal er wesentlich bessere Trainingsbedingungen bietet als das Flachland. Zudem studiert der Bundesliga-Sieger Bauingenieurswesen in Karlsruhe, schließlich setzt Schneller nicht waghalsig alles auf die Profikarriere, sondern fährt zweigleisig. "Mountainbike ist mir aber wichtiger", stellt der Oberlengenhardter klar, auch wenn er einräumt: Auf dem Weg zur Uni bleibt das Fahrrad in der Garage stehen und es wird aufs Auto umgesattelt.

Allerdings: Auf dem Sattel wird Schneller in den kommenden Wochen noch genug sitzen – und das auf gleich drei verschiedenen Kontinenten. Am 14. Februar geht es ins Trainingslager nach Zypern und damit nach Asien, wo sich der 20-Jährige mit Blick auf die neue Saison den letzten Feinschliff verpassen wird. Im März geht es weiter nach Afrika, wo Schneller erstmals am Cape Epic in Südafrika teilnehmen wird. Das achttägige Etappenrennen gilt als Tour de France des Mountainbiken und ist in dieser Sportart das größte Rennen der Welt. "Das ist eine Riesen-Ehre für mich, dass ich da mitfahren darf", sagt der Oberlengenhardter stolz.

Natürlich: Auch in Europa wird Schneller in diesem Jahr wieder an Rennen teilnehmen. Siege sammeln für die Profikarriere – und sollte der große Traum in Erfüllung gehen, werden ihn wohl auch die Anspielungen auf seinen Nachnamen nicht mehr stören.