Auch ein Zeitfahren wartet noch auf Jonas Koch – allerdings erst auf der 20. Etappe.Foto: Eibner Foto: Schwarzwälder Bote

Radsport: Der Rottweiler Profi zieht Zwischenbilanz

Die Tour de France ist am Dienstag in die zweite Woche eingebogen – und damit auch der Rottweiler Jonas Koch, der zum ersten Mal in seinem Profi-Dasein die Große Schleife durch Frankreich mitmachen darf. Mit seiner ersten Woche und dem abschließenden Höhepunkt zweier harter Pyrenäen-Etappen zeigt sich der 27-Jährige nicht unzufrieden, für die zweite Woche hat er sich nichtsdestotrotz noch mehr vorgenommen.

Hallo Herr Koch, eine harte Woche Tour de France liegt jetzt hinter Ihnen. Wie war‘s?

Es war sehr anstrengend, aber auch enorm beeindruckend und einmalig.

Ist alles so gelaufen, wie Sie sich das vorgestellt haben?

Nun, Radrennen sind meist nicht vorhersehbar, und gerade die letzten Tage haben auch gezeigt, dass alles passieren kann bei so einer harten Rundfahrt. Doch ich kam bei jeder Etappe bisher gut ins Ziel. Bei den letzten Bergetappen natürlich eher am Ende des Feldes, aber das war abzusehen.

Auf zwei Etappen kamen Sie als bester Deutscher ins Ziel – registrieren Sie das, oder haken Sie das einfach ab?

Man bekommt das an der Ziellinie, ehrlich gesagt, gar nie so mit. Sondern eher im Nachhinein durch Freunde, die einem dazu gratulieren, oder auch durch die Medien. Deshalb sind diese Resultate für mich persönlich eigentlich nicht so sehr von Bedeutung. Aber natürlich freut man sich, wenn man nach dem Rennen diese Anerkennung von jeglicher Seite erfährt.

Ihre Hauptaufgabe ist es, Ihre beiden Kapitäne gut in Szene zu setzen. Ist das gelungen?

Wie ich schon angedeutet habe, sind Radrennen manchmal einfach zu wenig vorhersehbar. So ist es mir meistens schon gelungen, meine Aufgabe im Rennen zu erfüllen und vor allem Matteo (Trentin, Anm. d. Red.) zu unterstützen. Aber leider nicht jedes Mal so, wie ich es gern gezeigt hätte. Da möchte ich mich die nächsten zwei Wochen noch mal mehr zeigen.

Wenn Sie die Tour mit anderen Rundfahrten vergleichen – ist das rein von der täglichen Anforderung her etwas anderes?

Also jede Etappe für sich wäre als einzelnes Rennen meist gut machbar – vielleicht einmal abgesehen von den immensen Bergetappen. Die Herausforderung bei der Tour ist zum einen das Fahrerfeld. Es sind einfach die stärksten Radfahrer am Start, die der Radsport aktuell zu bieten hat. Zum anderen spielt aber auch die Aussicht, dass die Rundfahrt einfach ganze drei Wochen lang ist, mental eine enorme Rolle. Man wägt schon zum Teil ab, ob man bei gewissen Etappen jetzt Vollgas gibt oder sich die Kräfte eher für eine der folgenden Etappen aufspart, die einem vielleicht dann besser liegen vom Terrain her.

Und wie waren die Pyrenäen?

Es war im Voraus natürlich klar, dass die harten Bergetappen kommen, aber wenn man ehrlich ist, zählt man bei einem Elf-Kilometer-Anstieg dann doch jeden Kilometer am Rand mit. Aber im Nachhinein ist es auch immer beeindruckend, das alles geschafft zu haben. Nicht ganz vorne, wie schon gesagt, aber im Zeitlimit.

Nach dieser intensiven Woche hatten Sie Erholung am Ruhetag sicher dringend nötig. Was macht ein Profi-Rennfahrer am freien Tour-Tag? Eines ja sicher nicht: trainieren ...

Tatsächlich ist genau das einer der festen Bestandteile des Ruhetags. Natürlich kein intensives Training. Aber eine lockere Runde am Morgen. Und den Rest des Tages steht vor allem eines auf dem Programm: regenerieren und entspannen. Wir haben unsere tägliche Massage und mal ein paar Stunden für uns. Durch Corona sind wir hier auch ein wenig eingeschränkt. Wir dürfen das Hotel nicht verlassen und zum Beispiel die Stadt erkunden, so wie wir das letztes Jahr bei der Vuelta gemacht haben.

In der Heimat wird Ihr Tour-Auftritt intensiv verfolgt. Ich soll die besten Wünsche vom RV 1909 Deißlingen übermitteln ...

Vielen Dank!

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Deißlinger Zeit? Wie prägend waren die Grundlagen, die in den sieben Jahren von 2005 bis 2011 gelegt wurden?

Diese Jahre waren sehr prägend für mich. Gerade in jungen Jahren war es wichtig, eine Anlaufstelle zu haben. Der Verein hat über viele Jahre hinweg ein regelmäßiges Training auf die Beine gestellt. Wir hatten immer eine coole Trainergruppe, die sehr viel ehrenamtliche Zeit und Arbeit in das Training mit uns hineingesteckt hat. Mein erstes Fahrrad wurde mir von der Familie Matzka zu Verfügung gestellt, worüber ich immer noch sehr dankbar bin. Ich möchte mich an dieser Stelle auch beim kompletten RV 09 Deißlingen für die Unterstützung gerade in jungen Jahren bedanken.

Und welche Ziele verfolgen Sie in der zweiten Woche der Tour de France?

Wie ich ja schon angedeutet habe, war ich mit der ersten Woche nicht ganz zufrieden. Deshalb bleiben die Ziele der ersten Woche: weiterhin unsere Kapitäne Matteo und Greg (Van Avermaet, Anm. d. Red.) unterstützen und sonstige Aufgaben des Teams noch besser zu erfüllen.

Dabei wünschen wir Ihnen viel Erfolg.

Vielen Dank!   Die Fragen stellte Peter Flaig.