Mountainbike: Nino Schurters Bilanz hat kaum Makel

Der amtierende Weltmeister Nino Schurter hat sich mit dem Olympiasieg 2016 und famosen acht Regenbogen-Jerseys in der Elite bereits Legendenstatus erworben.

In der Schweiz ist er in die erste Reihe der nationalen Sporthelden aufgerückt und hat mit dafür gesorgt, dass die Cross-Country-Disziplin in seinem Heimatland auf bemerkenswertes mediales Interesse stößt.

Auch in wettkampflosen Zeiten der Corona-Pandemie sind die Tage von Nino Schurter ziemlich voll. Medien-Anfragen, Sponsoren-Termine, Video-Drehs und so weiter, füllen die Wochen rund um Training und Familie. Die Erfolgsbilanz von Nino Schurter ist jetzt schon die beste der Mountainbike-Geschichte. Mit Niederlagen musste er selten umgehen, in jungen Jahren und auch später nicht. Bei den Olympischen Spielen in London war der Tscheche Jaroslav Kulhavy sein größter Rivale. Gemeinsam kamen sie zum Finish, und Kulhavy gelang es, vor der letzten Kurve am Graubünden vorbeizuziehen. Kulhavy schlug Schurter auch bei dessen Heim-WM in Champéry. Favorisiert war er auch 2007 bei der U23-WM im schottischen Fort William, als er dem Dänen Jakob Fuglsang den Vortritt lassen musste – und 2013 wurde er bei der Heim-EM von Julien Absalon geschlagen, genauso wie bei der WM 2014. Aber viel mehr Makel findet man in seiner Karriere nicht.

Nino Schurter teilt das Los der meisten Sportler, die zu Serien-Sieger werden. Sie werden das häufig, weil sie sehr fokussiert und zielstrebig sind, wie er das selber formuliert. Große Events sind sehr durchgeplant und lassen wenig Raum für Energie ziehende Nebenschauplätze. Das, gepaart mit seinem eher, ruhigen und introvertierten Wesen, lässt ihn nach außen hin eher unnahbar wirken.

Doch das ist nur ein Ausschnitt seiner Persönlichkeit, und wenn Raum dafür da ist, kann man einen offenen, aber bescheidenen Nino Schurter erleben, der auch Konkurrenten etwas gönnen kann. Er ist in Tersnaus einem kleinen Graubündner Bergdorf mit weniger als 100 Einwohnern aufgewachsen. Vater Ernst war in seinen jungen Jahren Eishockey-Torhüter und später auch ein paar Jahre Downhill-Nationaltrainer. Gewinnen zu wollen, das sei der "ureigene Antrieb" ihrer beiden Söhne Mario und Nino gewesen, sagte Mutter Franziska einmal. Der möglicherweise genauso talentierte, zwei Jahre ältere Mario wurde durch einen Beinbruch gestoppt, war als Downhiller aber bei einer Junioren-WM dabei.

Trainer und Sportwissenschaftler im Schweizer Verband attestieren Nino Schurter zwei wesentliche Erfolgsfaktoren. Er setze bei Test nirgends die Bestmarken, aber er sei überall ganz vorne mit dabei. Das erlaubt ihm, auf allen Strecken dieser Mountainbike-Welt klarzukommen. Das andere ist, dass er es schafft mit seinem Team und mit Akribie, immer noch mehr aus sich herauszuholen. Für seine bis dato 32 Weltcupsiege hat Nino Schurter zehn Saisons gebraucht, der bisherige Rekordhalter Julien Absalon (Frankreich) für 33 immerhin 16 Jahre.

Früher hat Nino Schurter seine Rennen gestaltet, indem er in Runde 1 und 2 aufs Tempo drückte und den Vorsprung verwaltete. Seit ein paar Jahren hat sich das Bild gewandelt. Immer wieder läuft es auf Duelle hinaus, die Schurter dann mit seinem riesigen Erfahrungsschatz und seinen Allrounder-Fähigkeiten häufiger gewinnt als verliert.