Der rote Teppich sollte Radfahrern mit dem geplanten Radschnellweg zwischen Schopfheim und Basel ausgerollt werden. Inzwischen werden die Rufe nach einer Notbremsung laut. Foto: Gerald Nill

Die geschätzten Kosten mehr als verdoppelt, die Strecke deutlich geschrumpft: Aus Sicht von Schopfheimer Stadträten Grund genug, beim Radschnellweg RS 7 die Notbremse zu ziehen.

„Da bleibt einem wirklich die Spucke weg“: Freie Wähler Stadtrat Sven-Hendrik zeigte sich fassungslos angesichts der aktuellen Entwicklungen in Sachen Schnellradweg, die den Schopfheimer Gemeinderäten eigentlich als reine Mitteilung zur Kenntnis gebracht werden sollte. Geplant und in der Hauptsache entschieden wird über die Radschnellverbindung RS 7 von Schopfheim nach Basel auf Ebene des Landkreises.

 

38 statt 14 Millionen Euro

Was Wünsch – und mit ihm etliche andere Gemeinderäte – so umtrieb: Die geschätzten Baukosten für das „Leuchtturmprojekt“ sind seit dem Startschuss für die Planung exorbitant angestiegen und liegen nun bei 38 Millionen statt der anfänglich angedachten 14 Millionen Euro – noch bevor das Projekt überhaupt angefangen hat. Auch die Planungskosten steigen bereits munter, auf aktuell geschätzt 4,4, Millionen Euro.

„Der Point of no return“ ist noch nicht überschritten. Überlegen sie sich gut, ob sie nicht die Reißleine ziehen müssen“, so Wünschs nachdrücklicher Appell an die Kreisräte – von denen zumindest einer in Person von Bürgermeister Dirk Harscher auch am Tisch saß.

Als Autobahn gestartet – nun auf Feldweg-Niveau

Dieser zeigte sich denn auch selbst kritisch: „Wir hatten eine Autobahn geplant – jetzt sind wird fast auf Feldwegniveau“, sagte er mit Blick auch eine zweite entscheidende Entwicklung in Sachen RS 7: In kompletter Gegenbewegung zu den explodierenden Kosten nämlich bröckelte der Anspruch an das Projekt, und konkret die geplante Strecke zuletzt deutlich.

Strecke schrumpft

Ursprüngliche Idee war, für Radfahrer eine durchgängige Verbindung zu schaffen, auf der sie sicher, schnell und komfortabel von Schopfheim nach Basel kommen. Allerdings: Die Trassenführung, insbesondere durch die Innerorte, war von Beginn an (und ist es bis heute) Gegenstand scharfer Auseinandersetzungen. Schließlich wird die Verbindung nicht neu auf weiter Flur gebaut, sondern verläuft zumeist auf bereits genutzten Verkehrsflächen – und somit auf Kosten anderer Verkehrsströme und -nutzer.

– und endet nun in Brombach

In der aktuellsten Volte wurde nun die Etappe durch das Lörracher Stadtgebiet aus der Verbindung quasi herausgeeist, weil hier in vielen Bereichen die Kriterien für eine Radschnellverbindung – immerhin ein offizielles Label, das klare Standards setzt – nicht erfüllt sind. „Aufgrund der Vielzahl und Länge der Abweichungen ist dort keine Förderung als Radschnellverbindung mehr möglich“, schreibt das Landratsamt dazu. Der förderfähige Abschnitt – faktisch also der Radschnellweg, um den es jetzt überhaupt noch geht – führt nun also gerade noch von Schopfheim bis zum Ortseingang von Lörrach-Brombach.

Wo soll die Trasse in Schopfheim entlang führen?

In Schopfheim soll der Radschnellweg vom Kreisel Blasistraße/ Hauptstraße in Fahrnau über Blasistraße und Roggenbachstraße führen, weiter durch Wehrer und Schwarzwaldstraße an der der Innenstadt vorbei und über den Kreisel Schwarzwaldstraße/Wiechser Straße weiter auf der Belchenstraße bis zum Ortsrand Richtung Maulburg.

Lockmittel Förderung

Großes Lockmittel von Beginn an war die üppige Förderung des Projektes „von oben“, durch Land und Bund. Auf dieses Argument verwies in der Sitzung denn auch der Technische Beigeordnete Thomas Schmitz: „Der Kreis sollte weiterplanen und die vorhandenen Fördergelder nutzen“, sagte er. Er zeigte sich überzeugt, dass auch der Ausbau von Einzelabschnitten „verkehrswirksam“ sei, auch wenn diese nicht verbunden sind.

Ins selbe Horn stieß Gemeinderat Thomas Gsell (SPD), der ebenfalls die „unglaublichen Preissteigerungen“ vermerkte, zugleich aber zu Bedenken gab: „Wenn wir das heute abwürgen, ist das Projekt gestorben.“ In den kommenden Jahrzehnten gebe es dann sicherlich keinerlei Möglichkeit mehr, einen derart gut geförderten Radweg zu bekommen.

„Wird an den Kommunen hängenbleiben“

Unklar blieb in der Sitzung, was die extrem hohen Mehrkosten für die einzelnen Gemeinden – konkret im Boot sind außer Schopfheim noch Steinen und Maulburg – bedeutet. Stadtrat Thomas Kuri (CDU) indes zeigte sich sicher: „Wenn die Kosten schon im Planungsstadium so nach oben schießen, wird das wahrscheinlich nicht positiv enden – und definitiv an den Kommunen hängenbleiben.“