Ist das Testergebnis zuverlässiger per Nasen- oder Rachenabstrich? Experten sind sich uneinig. (Symbolfoto) Foto: Yeongsik Im/ Shutterstock

Ob zu Hause der Selbsttest oder der Schnelltest im Zentrum: Abgesehen von den Lolli-Tests für Kinder wird das Teststäbchen immer mehr oder weniger tief in die Nase eingeführt. Aber wäre auch eine Testung über den Mund möglich? Und wie zuverlässig wäre dies? Wir haben nachgefragt.

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Oberndorf/Balingen - Ende Februar 2021 kamen die ersten Corona-Selbsttest auf den Markt, nur wenig später eröffneten die ersten Schnelltest-Zentren in der Region - und viele sollten bis heute folgen. Der Vorteil dieser damals neuen Testmethoden: Während der PCR-Test aufwendig durchzuführen ist (der Abstrichtupfer muss tief in die Nase eingeführt werden), einer Analyse im Labor bedarf und Tage bis zum Ergebnis vergehen können, können die Selbsttests zu Hause oder am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Und im Schnelltest-Zentrum nimmt qualifiziertes Personal den Abstrich, der Proband erhält innerhalb weniger Minuten sein Ergebnis direkt aufs Handy.

Überblick: Hier gibt es in der Region Schnell- und PCR-Tests

Die Vorgehensweise beim Schnell- und Selbsttest sind gleich: Das Teststäbchen wird in beide Nasenlöcher eingeführt und muss einige Zeit lang an der Nasenwand entlang gerieben werden, ehe es mit der Testflüssigkeit vermischt wird.

Rachenabstrich besser zur Feststellung von Omikron?

Viele haben sich an die Methode gewöhnt, einigen jedoch bleibt der "Stich" in die Nase unangenehm. Bei manchen Menschen ist es aufgrund der Form ihrer Nase auch nicht möglich, ein Teststäbchen dort tief genug einzuführen. Können diese Personen sich auch über den Mund testen lassen?

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In der Tat ist dies möglich - und nicht nur das: Einem US-Wissenschaftler zufolge sei ein Rachenabstrich besser geeignet, um eine Omikron-Infektion festzustellen. "Omikron unterscheidet sich stark von den anderen Varianten. Wir müssen uns daran anpassen, indem wir unsere Teststrategien anpassen", so Eric Feigl-Ding auf Twitter.

Caspar Spindler aus Balingen, der mehrere Testzentren im Zollernalbkreis betreibt, sieht das anders. "Wir raten meistens nicht dazu, Abstriche über den Mund anstatt über die Nase abzunehmen", erklärt der Apotheker. Zu hoch sei die Gefahr von Verfälschungen aufgrund von Nahrung und Getränken. Ähnliches hatte vor kurzem auch Apotheker Dr. Eckart Sailer aus Rottweil gegenüber unserer Redaktion gesagt: Bei einem Spucktest, Lolli-Test oder Mund-Rachenabstrich solle etwa eine halbe Stunde vorher nicht gegessen, getrunken oder geraucht werden. Vor dem Nasentest wiederum müsse man laut Dr. Sailer die Nase putzen, um Pollen- oder Sprayrückstände zu entfernen.

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"Idealerweise sollte der Abstrich im Nasen-Rachenraum genommen werden", findet auch Dr. med. Michael E. Deeg. Er ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Freiburg und gleichzeitig Pressesprecher beim Deutschen Berufsverband der HNO-Ärzte und präzisiert: "Durch die Nase hindurch. Dann haben Sie eine hohe Zuverlässigkeit."

Der Rachen, so erklärt Deeg, habe vereinfacht gesagt drei Etagen: den oberen (Nasen-)Rachenraum, den mittleren (Mund-)Rachen sowie den tiefen Rachenraum. Und: "Die meisten Viren sind definitiv im oberen Rachenraum zu finden, weshalb man dort auch den Abstrich gewinnen sollte." Das funktioniere aber auch, wenn man den Abstrich-Tupfer über den Mund einführt. "Dann wird die Zunge mit einem Holzspatel nach unten gerdrückt und man versucht, mit dem Wattestäbchen an die Rachenwand zu kommen. Wenn das ordentlich gemacht wird, ist es auch zuverlässig. Das sind ja nur wenige Zentimeter Abstand zum Areal im oberen Bereich." 

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Ob ein Rachenabstrich überhaupt möglich ist, hänge von den verwendeten Tests ab, erklärt Testzentrum-Betreiber Caspar Spindler, der auch Inhaber einer Apotheke im Balinger Orteil Frommern ist. "Neben reinen Nasentests gibt es auch Lolli- und Spucktests, und manche sind für verschiedene Anwendungsbereiche zugelassen." Also auch für den Mundraum. Ob der Abstrich dort aber tatsächlich angenehmer ist? Spindler bezweifelt es. "Die Tests, die inzwischen im Einsatz sind, müssen nur noch etwa zwei Zentimeter tief in die Nase eingeführt werden - das ist ein bisschen wie beim Popeln." Beim Mund-Rachenabstrich sei das anders: Der würde weit hinten abgenommen - "neben der Mandel". Ein Würgereiz ließe sich hier nur schwer vermeiden.

Das dürfte jeder wissen, der bereits einen PCR-Test hinter sich hat - und auch beim Selbsttest dürften viele ihre Grenzen kennen lernen. HNO-Facharzt Michael E. Deeg kann das bestätigen. "Aufgrund des Würgereizes schaffen es viele nicht, bis zum Zäpfchen hinten vorzudringen", sagt er und ergänzt: "Das ist normal und gehört zu unseren Reflexen."

PCR-Test muss viel tiefer eingeführt werden

Stichwort PCR-Test: Beim Nasopharyngealabstrich, der auch beim PCR-Test zum Einsatz kommt, muss das Stäbchen laut Robert-Koch-Institut (RKI) "entlang der Nasenscheidewand tief in die Nase bis zur Rachenwand" eingeführt werden. Das birgt natürlich ein gewisses Verletzungsrisiko.

Zumindest was die Antigen-Schnelltests angeht, hat sich das Angebot inzwischen sehr verbessert. Dennoch sind sich Experten einig: Je tiefer der Abstrich genommen wird, desto besser. Oder, wie es HNO-Fachmann Dr. Deeg erklärt: "Wenn man zuverlässig mit dem Tupfer an der Rachenwand dran ist - egal ob durch den Mund oder durch die Nase, dann macht es bei der Zuverlässigkeit keinen Unterschied."