Viel Licht, vor allem die Farbe Rot, strahlte die Bühne an. Foto: Morlok

Die Band Queen Alive der italienischen Forever-Queen-Produktion brachte den einzigartigen Sound der britischen Rocklegende in die Hohenberghalle.

Die britische Rockband Queen mit ihren Gründungsmitgliedern, dem Schlagzeuger Roger Taylor und dem Gitarristen Brian May und ständig wechselnden Bassisten wurden nach dem Tod ihres charismatischen Frontmannes Freddie Mercury zur Legende. Ihre Bühnenshows in den 1970er und 1980er waren spektakulär, ihre Kompositionen, die immer mehr einem großen Opus glichen, wurden zu Hymnen ganzer Rockgenerationen, und der Gitarrensound von Brian May zum Erkennungsmerkmal der Band.

 

Über all dem schien Sänger Freddie Mercury wie ein Außerirdischer zu schweben. Er war der Mittelpunkt und das Herz von Queen. Als dessen Herz am 24. November 1991 aufhörte zu schlagen, starb eine ganz Ära der Rock-Kultur. Jedoch der Sound und der Spirit von Queen wurden unsterblich. Mercury ließ seine Seele zurück und sein Vermächtnis ist jeden Tag zu hören.

Experimentierfreudig

Am Sonntagabend versuchten die Musiker von Queen Alive der italienischen Forever-Queen-Produktion diesen Sound, dieses Lebensgefühl in die Hohenberghalle zurückzubringen. Ein Versuch, der eigentlich schon von Anfang an scheiten musste, denn unwillkürlich vergleicht man jede Cover-Band mit dem Original. Doch die Engländer waren innovativ, experimentierfreudig, stellten die Stimme ihres Frontmannes in den Vordergrund, präsentierten einen bis in die letzte Note ausgetüftelten Sound, den man mit gutem Gewissen als dynamisch, aber nie wirklich laut bezeichnen konnte und schufen so große Rock-Balladen für die Ewigkeit.

Große Geste, wenig Ähnlichkeit mit dem Original – der italienische Freddie Mercury Francesco Corigliano Foto: Morlok

Und an solche Giganten wagten sich die Italiener, die bereits im Januar 2014 mit der gleichen Show in Horb zu Gast waren, heran. Damals hatten sie mit Sonny Ensabella eine Mercury-Kopie auf die Bühne geschickt, die wenigstens mit etwas Fantasie wie das Original aussah. In der neuen Show wurde auf solche Effekte gänzlich verzichtet.

Francesco Corigliano, der neue Freddie Mercury, hatte sich lediglich die großen Gesten und das Wedeln mit dem halben Mikro-Ständer vom Vorbild abgeguckt und versucht wohl so zu singen, wie er sich den Sound des Superstars vorstellt. Dass das in Horb nicht immer ganz hinhaute, war aber nicht wirklich tragisch, da man die Feinheiten der Stücke wegen der miserablen Akustik in der Hohenberghalle und der immensen Lautstärke, die jeden Song begleitete, sowieso nicht heraushörte.

Die Instrumental-Abteilung von Queen alive Foto: Morlok

Bestuhlung angemessen?

Nicht, dass die Profis aus Italien schlecht gespielt hätten. Nein, im Einzelnen betrachtet war es schon mehr als gut, was die Vollblutmusikanten boten.

Der musikalische Leiter der Tour, Fabrizio Palermo, sorgte als Bassist für den Tiefgang und Rhythmus im Sound, sein Gitarren-Kollege Tizian Giampieri, der den Part von Brian May übernahm, erwies sich als einer der ganz Großen sowohl an der E-Gitarre als auch am akustischen Sechssaiter, und der Vierte im Bunde, der Drummer Simone Fortuna, der Roger Taylor aus der Originalbesetzung nachtrommelte, sorgte für den Groove und den Drive nach vorne. Doch leider alles in einer Lautstärke, dass man das Vibrieren der Stühle auf dem Hallenboden am Hintern spürte.

Love of My Life - eine große Ballade, die Queen nie im Duett gesungen hat Foto: Morlok

Apropos Stühle. Schon vor Beginn des Konzerts und spätestens in der Pause regten sich viele Besucher über die Bestuhlung auf. „Da sitzt man ja wie im Kino, ich hab’ aber Karten für ein Rockkonzert gekauft“, machte ein Herr aus einer der ersten Reihen, der sich in seiner Bewegungsfreiheit doch recht eingeschränkt fühlte, seinem Herzen Luft.

„Ich hör mir das auch nicht bis zum Schluss an“, sagte sein Nebenmann aus Weitingen. „Da guck ich lieber Fußball im Fernsehen.“

Rätselhaftes Duett

Na ja, ganz so schlimm war’s dann doch nicht, doch für Queen-Puristen war auch 2025 völlig rätselhaft, was die Sopranistin Katrin Fuchs, die später nochmals als Imitatorin der spanischen Operndiva Montserrat Caballé bei der Hymne „Barcelona“ mit auftrat, beim Song „Love of My Life“ auf der Bühne tat. Sie gab diesem Song den Touch einer Musical-Melodie, und vom Anspruch des Veranstalters, dass die Show „originalgetreu“ abgeht, war man in diesem Moment weit entfernt. Mit dem Superhit „I Want to Break Free“ ohne miniberockte Einlage, ging’s dann in die Pause und danach mit einem Welthit am anderen weiter.

Rund 200, höchstens 250, Besucher ließen sich von Queen Alive auf eine Zeitreise in die goldene Ära der Rock-Musik mitnehmen und vom Obertalheimer Musikverein bewirten.