Bedrückte Mienen: Prinz William, Prinzessin Kate, Prinz Harry und Herzogin Meghan verlassen die Westminster Hall. Foto: AFP/EMILIO MORENATTI

Bei allem „pomp and circumstance“ kann man leicht vergessen, dass um die Queen auch eine Familie trauert. Alle Windsors nehmen in Westminster Hall Abschied von ihrer Matriarchin.

Die Trauer und der Schmerz standen der neuen Prinzessin von Wales ins Gesicht geschrieben, als sie ein letztes Mal vor Queen Elizabeth II. knickste. Prinzessin Kate machte vor dem Sarg einen tiefen „curtsy“, wie sie es wahrscheinlich unzählige Male getan hatte, als die Monarchin noch am Leben war. Dann drehte sie sich um und verließ an der Seite ihres Mannes Prinz William die Westminster Hall.

Ihr gleich tat es Herzogin Meghan, die mit Prinz Harry während des kurzen, nach den persönlichen Wünschen der Queen gestalteten Gottesdienstes hinter dem neuen Prinzen von Wales und seiner Frau vor dem Sarg der am 8. September verstorbenen Königin stand. Die Sussexes und die Wales, die ihre Fehde zumindest für den Moment beiseite geschoben haben.

Prinzessin Anne geht als einzige Frau hinter dem Sarg

Harry und William hatten den Sarg begleitet, als er in einer feierlichen Prozession vom Buckingham Palace zum britischen Parlament gebracht wurden. Charles III., Prinz Andrew, Prinzessin Anne, Prinz Edward – alle vier Kinder der Queen begleiteten die Prozession. Traditionell gehen nur die männlichen Windsors hinter dem Sarg. Doch Anne, ganz Tochter ihres unkonventionellen Vaters, ließ sich das Privileg (wie schon bei Prinz Philips Trauerfeier) nicht nehmen. Die „Princess Royal“, in ihrer stoischen Pflichterfüllung Elizabeths würdige Nachfolgerin, die die letzten Stunden mit ihrer Mutter verbracht und ihren Sarg von Edinburgh nach London begleitet hatte.

Auch Peter Phillips, Annes Sohn, war bei der Prozession dabei, genauso wie ihr Mann Timothy Laurence, der Duke of Gloucester, ein Cousin der Queen, und der Earl of Snowdon – David Armstrong-Jones ist der Neffe der Queen, der Sohn von Prinzessin Margaret. Diese Zehn gingen zu getragener Musik und begleitet von den Glockenschlägen des Big Ben die Strecke vom Palast zur Westminster Hall – unter den Augen von Hunderttausenden, die die Straßen säumten.

Harry und Andrew tragen Zivil

Während die meisten Windsor-Männer Uniform trugen, mussten Prinz Harry und Prinz Andrew in Zivil gehen. Andrew, weil ihm als Folge der Missbrauchsaffäre um Jeffrey Epstein alle militärischen Titel aberkannt wurden. Harry, weil er trotz seines Dienstes in Afghanistan seine militärischen Titel mit dem Abschied aus dem Königshaus niederlegen musste.

In der Westminster Hall warteten auch die anderen Enkelkinder der Queen: Zara Tindall mit ihrem Mann Mike, Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie mit ihren Männern Edo und Jack, Lady Louise und James, die jüngsten Enkel der Monarchin. Sie alle hatten Tränen in den Augen, als sie ihrer geliebten „Granny“ Adieu sagten. Besonders schwer vom Tod der Monarchin scheint auch Gräfin Sophie, die Frau von Prinz Edward, getroffen zu sein: Die Schwiegertochter der Queen war ihre besondere Vertraute, Beobachter nennen sie Elizabeths „zweite Tochter“.

Gramvoll und sichtlich erschöpft wirkte King Charles III., der in den vergangenen Tagen vermutlich kaum geschlafen hatte. Zuletzt ging ein Video von ihm viral, das ihn sichtlich verärgert und entnervt wegen eines schmierenden Füllers zeigt. In seinem Landsitz Highgrove hat der neue König jetzt kurze Zeit, Luft zu holen und privat zu trauern.

Harry und Meghan halten Händchen

Als die Windsors die Westminster Hall verließen, fiel eines ins Auge: Während die anderen royalen Paare gemessen nebeneinander hergingen, fassten sich Prinz Harry und Herzogin Meghan sofort bei der Hand. Ein weiteres Zeichen, dass das royale Protokoll diesen beiden keine Restriktionen mehr auferlegt.

Jetzt gehört die Queen drei Tage lang ihrem Volk: Die Türen zur Westminster Hall sind nun für die Trauernden geöffnet, die Elizabeth II. die letzte Ehre erweisen wollen. Bis Montagmorgen können die Menschen am Sarg vorbeiziehen. Bis zu zwei Millionen Menschen könnten kommen.