Nicht nur die meisten Britinnen und Briten haben ein Leben lang mit einer Queen gelebt. Am 8. September wird alles anders: Queen Elizabeth II. stirbt. Und mit ihr endet eine Ära.
Am 6. September empfängt Queen Elizabeth II. Liz Truss in Balmoral, um sie mit der Formung einer Regierung zu beauftragen. Die Queen wirkt zerbrechlich, lächelt aber freundlich in die Kamera des anwesenden Fotografen. Zwei Tage später, am 8. September 2022, ist die Monarchin tot. Bis ganz zuletzt hatte sich Elizabeth an das Versprechen gehalten, das sie 75 Jahre zuvor, an ihrem 21. Geburtstag im Jahr 1947 gegeben hatte: „Ich erkläre vor euch allen, dass ich mein ganzes Leben, möge es nun lang oder kurz sein, dem Dienst an euch widmen werde.“ Es war der Satz, unter den sie ihr Leben stellte. Die junge Frau, die diesen Schwur tat, konnte nicht ahnen, dass sie nur wenige Jahre später auf dem britischen Thron sitzen würde: Als 25-jährige Mutter zweier Kleinkinder. Ihr Vater, King George VI., war mit nur 56 Jahren im Schlaf gestorben.
Der Weg auf den Thron ist für Elizabeth nicht vorgezeichnet: Sie, die am 21. April 1926 in London zur Welt kommt, hätte das komfortable, aber unspektakuläre Leben eines „minor royal“, einer Prinzessin unter ferner liefen, führen können. Denn Elizabeth ist die Tochter von Albert, Herzog von York, dem jüngeren Bruder des späteren Königs Edward VIII. – in ihrer Stellung im britischen Königshaus vergleichbar mit ihren Enkelinnen Eugenie oder Beatrice heute. Doch Edward entschließt sich 1936 noch vor seiner Krönung abzudanken – der Liebe wegen. Sein schüchterner, stotternder Bruder Bertie muss übernehmen und Elizabeth rutscht über Nacht auf Platz eins der britischen Thronfolge.
Ein Leben im Dienst der Krone
Auch wenn ihre Regentschaft wie ein Zufall der Geschichte beginnt, ist Elizabeth eine Idealbesetzung: Eine Frau, die die Krone über ihr eigenes Ego stellt. Die sich darüber im Klaren ist, dass sie keine politische Macht hat – und nichts dergleichen anstrebt. 15 Premierminister und -ministerinnen haben ihr gedient.
Ihre Regentschaft wäre nicht vorstellbar ohne den Mann, der sich klaglos stets ein paar Schritte hinter ihr einreiht: Prinz Philip, eigentlich ein Alphamann. Er sei ihr „strength and stay“, ihr Halt, ihr Fels, sagt sie. Als der Herzog von Edinburgh 2021 stirbt, wirkt die Queen plötzlich klein und verloren.
Ihren Kindern, Charles, Anne, Andrew und Edward, kommt die Rolle der Unruhestifter zu: die Ehen der drei älteren Kinder scheitern in den 1990er Jahren skandalträchtig. Und als Charles‘ Ex-Frau Prinzessin Diana 1997 bei einem Autounfall in Paris stirbt, führt das für die Monarchie gar zur Zerreißprobe. Die Monarchie hängt damals am seidenen Faden.
Mit den Jahrzehnten wächst ihr Kultstatus
Dass die Queen in mittleren Jahren oft als kalt, distanziert und auch herzlich langweilig angesehen wurde, ist vergessen. Je älter sie wird, desto mehr traut sie sich: 2012 stellt sie sich zu den Olympischen Spielen für einen Clip mit James-Bond-Darsteller Daniel Craig zur Verfügung, im Sommer 2022 verrät sie der Kinderbuchfigur Paddington, dass sie in ihrer Handtasche stets ein Marmeladensandwich mit sich führt.
Im Juni 2022 feiert die Queen noch ein letztes Mal mit ihrem Volk: 70 Jahre auf dem Thron. Doch immer wieder muss sie in Termine absagen – der Palast prägt die Sprachformel, die Queen habe „Mobilitätsprobleme“. Im Totenschein ist als Todesursache Altersschwäche angegeben.
Was die Zukunft unter König Charles III. angeht, wird die Zeit zeigen. Längst regen sich in mehreren Commonwealth-Ländern Tendenzen, sich von der Krone loszusagen. Schließlich wurden im Namen der Krone in den früheren Kolonien schreckliche Verbrechen verübt.