Auf den Start des Quartiersmanagements freuen sich Michael Spitz von der ProKids-Stiftung (von links), Sabine Braun vom Jubis-Amt, Oberbürgermeister Jürgen Roth, Joachim Spitz von der ProKids-Stifung und Julia Kienzler und Tamer Özer von der Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten. Foto: Jochen Schwillo

In Villingen-Schwenningen soll dauerhaft ein Quartiersmanagement eingeführt werden. Als Start für dieses neue Angebot ist der Sozialraum im Zentrum von Schwenningen vorgesehen, weil es hier Konflikte gebe.

Der Beginn des Programms ist für Mai geplant. Bislang fehlen jedoch Leute, die sich als Quartiersmanager einbringen und Anlaufstelle vor Ort sein können.

 

Im besten Fall baue man auf ein Tandemteam, das einerseits aus einer Person aus dem kommunikativen, empathischen Bereich und einer sozialen Fachkraft besteht. „Dieses Duo könne auch die Funktion von Brückenbauern erfüllen“, sagte bei der Projektvorstellung Oberbürgermeister Jürgen Roth.

Auch Menschen aus der Bevölkerung, die sich ehrenamtlich im Quartiersmanagement einbringen wollen, seien willkommen, rührte das Stadtoberhaupt die Werbetrommel.

Sieben Stadtquartiere

Villingen-Schwenningen ist in sieben sozialräumliche Quartiere eingeteilt. Insbesondere in „Schwenningen Mitte“ liegt der Migrationsanteil bei rund 62 Prozent. Man habe Konflikte in der Innenstadt, stellte Jürgen Roth fest.

In dem Stadtviertel leben 46 Prozent Ausländer und die Quote der Arbeitslosen liegt bei 6,6 Prozent. Aufgrund der besonderen Situation in der Schwenninger Stadtmitte sieht Oberbürgermeister Roth einen besonderen Handlungsbedarf.

Man sei hier in der Wohnqualität anders aufgestellt als beispielsweise in Villingen. Es gebe zwar schon im Bereich der Jugend viele Angebote wie die Streetworker oder das Engagement des Jugendhauses, so Roth. Das Quartiersmanagement sei aber bewusst an die Erwachsenen gerichtet, sagte der Oberbürgermeister. Zu den Zielen gehöre es, das Wohnquartier erlebbar zu machen. Denn zunehmend fühlten sich Menschen, die hier seit Jahrzehnten leben, fremd und zum Teil in ihrer Lebenswelt bedrängt. Dadurch werde eine Integration der Menschen mit Migrationshintergrund in die Quartiere erschwert und es führe oft zum Rückzug in die eigene soziale und kulturelle Lebenswelt vieler.

Quartiere sind soziale Räume, mit denen sich Menschen identifizieren, die dort leben und dort soziale Beziehungen pflegen. Ziele des Managements sind unter anderem die Identifikation der Bewohner mit ihrem Wohnumfeld, eine Verbesserung des sozialen Zusammenlebens und Zusammenhalts. Zudem sollen Nationalitäten, Werte und Lebensweisen zueinander gebracht und als Gewinn erlebt werden. Weiterhin sollen die Quartiersmanager einen Stimmungswandel im Quartier durch Befriedung von Konflikten begleiten.

Die Stadtverwaltung hatte eigentlich für den Stellenplan 2024/2025 sechs Vollzeitstellen für das Quartiersmanagement angemeldet. Doch im Zuge der Haushaltsplanberatungen wurde der Umfang auf nun zwei Stellen gekürzt. Diese wurden in einen Zuschuss von 150 000 Euro umgewandelt, den die Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten (LFA) und deren Kooperationspartner, die ProKids-Stiftung, erhalten.

Nur ein Bewerber

Bei der Ausschreibung für einen Projektträgerwettbewerb war die Rottweiler LFA-Stiftung einziger Bewerber, konnte überzeugen und erhielt Ende vergangenen Jahres durch Oberbürgermeister Jürgen Roth den Zuschlag für die Einführung des Quartiersmanagements.

Bewusst setzt die Stadtverwaltung bei der Umsetzung des Projekts auf einen freien Träger, der für die Stadt diese Aufgaben vornimmt, flexibler ist und über ein Netzwerk verfügen kann. „Wir haben zwei tolle Partner gefunden“, so Roth mit Blick auf die LFA-Stiftung und die ProKids-Stiftung.

Er zeigte sich überzeugt, mit diesen beiden Einrichtungen die besten Erfolge zu erreichen. Tamer Öteles, Vorstand der LFA-Stiftung, freute sich, bei diesem Projekt mit dabei zu sein.

Als gemeinnütziger Träger sei man in der Region verwurzelt und engagiere sich in den verschiedenen Bereichen der sozialen Dienstleistungen.

Netzwerk soll für Mehrwert sorgen

Joachim Spitz von der ProKids-Stiftung sagte, dass das Engagement für das Quartiersmanagement das erste größere Projekt sei, das von außen komme. „Bisher hatte ich die Projekte selber ausgesucht und vorangetrieben“, so der Schwenninger, der davon überzeugt ist, dass er durch seine gute Vernetzung einen Mehrwert für das Quartiersmanagement schaffen kann.