Martin Flohr (links) mit Pur-Sänger Hartmut Engler Foto: On Stage/Patric Fouad

Das Pur-Musical „Abenteuerland“ feiert an diesem Sonntag in Düsseldorf Premiere. Wir haben mit dem Produzenten Martin Flohr über die Songauswahl und die Zusammenarbeit mit Pur-Sänger Hartmut Engler gesprochen.

Die Bietigheimer Band Pur hat etwas, was Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen oder Helene Fischer noch nicht haben: ein eigenes Musical. „Abenteuerland“ feiert am 22. Oktober im Capitol Theater in Düsseldorf Premiere. Martin Flohr ist der Produzent und kreative Kopf hinter dem Musical.

 

Herr Flohr, läuft bei den Vorbereitungen der „Abenteuerland“-Weltpremiere alles nach Plan?

Wir sind Berufsoptimisten und sagen immer, dass unter Druck Diamanten entstehen. Wir bekommen auch einen tollen Support von der Band Pur und Hartmut Engler. Schwierig war eigentlich nur zu entscheiden, welche 30 Songs aus dem umfangreichen Repertoire der Band es ins Musical schaffen. Das war eine spannende Herausforderung, wobei mir Hartmut Engler, der ja alle Liedtexte geschrieben hat, immer zur Seite stand.

Künstler sind nicht immer einverstanden damit, was andere mit ihren Werken anstellen.

Hartmut Engler ist eine absolute Ausnahme. Für die Geschichte, die wir im Musical erzählen, werden viele Songs anders als die Originale ja von verschiedenen Künstlern gesungen und somit oft aus der Ich-Perspektive erzählt. Er vertraut mir hier, macht Vorschläge und gibt gute Tipps. Wir lachen und wir weinen zusammen. Und wenn wir gleichzeitig eine Gänsehaut bekommen, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wenn das einem Künstler passiert, der seit über 40 Jahren auf der Bühne steht, dann ist das toll.

Man hört heraus, dass Sie selbst Fan sind. Stimmt es, dass Ihr erstes Konzert überhaupt eines von Pur war?

Ja, das stimmt, das war damals bei der „Seiltänzertraum“-Tour. Ich glaube, es war im April 1994 in Hannover. Ich war 17 und absolut geflasht, weil das ein großartiges Gruppenerlebnis war. Das Publikum konnte jede Zeile mitsingen. Man war sofort unter Freunden. Das ist ja auch das Geheimrezept dieser Band. Sie spricht den Menschen aus dem Herzen, wenn sie von Träumen, Wünschen und Hoffnungen singt.

Ein Pur-Musical muss ein Feel-good-Musical sein, oder?

Natürlich. Mit „Prinzessin“, „Ich lieb‘ dich“ und anderen Hits war die Richtung schon vorgegeben. Hartmuts Texte erzählen ja alle kleine Geschichten, sind somit eine tolle Vorlage, die ich in ein neues Ganzes zusammenfügen darf. In „Abenteuerland“ geht es natürlich nicht um eine Reise in eine magische Welt. Wir porträtieren das wahre Leben mit all seinen Facetten, seinen Problemen und Sehnsüchten, aber vor allem mit seinen Helden des Alltags.

Können Sie das genauer beschreiben?

Wir haben eine Drei-Generationen-Geschichte entwickelt. In der Schülergeneration geht es darum, sich zum ersten Mal zu verlieben, und um Fragen wie: Was sind meine Träume? Was möchte ich werden? Es geht aber auch um Mobbing. Dann springen wir 25 Jahre weiter zur Elterngeneration, bei der es um die Midlife-Crisis geht. Die Kinder werden flügge, und wir müssen uns neu kalibrieren. Als Drittes gibt es die Großelterngeneration. Und hier geht es darum, dass man, anders als früher, heute mit 70 Jahren nicht mehr „alt“ ist. Aber wie ist es, wenn der Partner gestorben ist, und wenn man immer noch das Leben genießen will? Wir möchten eine Geschichte erzählen, in der sich jeder wiederfinden und identifizieren kann. Deswegen lautet der Untertitel des Musicals auch: „Basierend auf deiner Geschichte“.

Abgesehen davon, dass Sie bei den Songs die Erzählperspektive wechseln: Wie nah bleiben Sie am Original?

Es wird musikalisch auf jeden Fall der Klang-Kosmos von Pur bleiben und die gewohnte Strahlkraft haben. Aber es wird auch Überraschungen geben. Mein Ziel ist es, dass man so tief in die Story eintaucht und erst in der zweiten Strophe merkt: Ach, das ist ja dieser Hit!

Haben Sie ein Lieblingslied, das auf jeden Fall Teil des Musicals sein musste?

Das wechselt bei mir ständig. Aber „Allein vor dem Spiegel“ ist als Song so theatralisch, dass für mich klar war, der muss ins Musical. Es gibt andere Songs, bei denen es ein bisschen schwieriger war, sie in ein Storytelling einzubetten.

Sie haben schon ganz unterschiedliche Musicals produziert – von der „Rocky Horror Show“ bis zur „West Side Story“. Ist das inzwischen Routine für Sie?

Routine ist es nie. Sonst würde ich es auch nicht machen. Es ist deswegen schon immer neu, weil es immer ein neues Kreativteam gibt mit unterschiedlichen Einflüssen. Und jedes Stück ist anders, obwohl es den Boy-meets-Girl-Plot bei „Romeo und Julia“ genauso wie bei der „West Side Story“ oder bei „Bodyguard“ gibt.

Ist „Abenteuerland“ nur ein Musical für Pur-Fans?

Wir freuen uns auf alle Pur-Fans. Ich glaube aber, dass wir mit unserer Nähe, Direktheit und Emotionalität jeden Musicalbesucher einfangen können. Wenn ich mir die anderen Musicals anschaue, die wir gerade hier auf dem deutschen Markt haben, kann ich versprechen, dass wir das Emotionalste bieten werden.

Musical „Abenteuerland“

Produzent
Martin Flohr war als Executive Producer bereits für Produktionen wie „Richard O’Brien’s Rocky Horror Show“, „West Side Story“ oder „We Will Rock You“ verantwortlich. Von ihm stammte auch das Konzept der 20er-Jahre-Show „Berlin Berlin“.

Show
Das Musical „Abenteuerland“ feiert am Sonntag, 22. Oktober, um 18 Uhr im Capitol Theater Düsseldorf Premiere. Es wird dort bis zum 10. März 2024 gespielt. Seit dem 10. 21. Oktober finden bereits sogenannte Previews statt. Aufführungen sind dienstags, donnerstags und freitags um 19.30 Uhr, mittwochs um 18.30 Uhr, samstags um 15 und 19.30 Uhr und sonntags um 14 und 18.30 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter www.abenteuerland-musical.de.