Die Pandemie hat viele Kinder belastet, nicht jeder entwickelt daraus eine Störung. Aber für die Betroffenen ist schnelle Hilfe wichtig. Foto: dpa/Nicolas Armer

In der Pandemie ist die Zahl der Minderjährigen mit schweren psychischen Problemen weiter gestiegen. Ein Sofort-Programm soll helfen.

Stuttgart - In der Pandemie hat sich die Situation in den Kinder- und Jugendpsychiatrien weiter verschärft. Unter anderem die Kliniken in Stuttgart, Tübingen und Esslingen berichten von mitunter langen Wartelisten für eine stationäre Behandlung für Krankheitsbilder wie etwa Anorexie oder Angststörungen. Baden-Württemberg hat einen der niedrigsten Werte an stationären Betten in diesem Bereich in Deutschland.

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Nun sollen im Land 120 zusätzliche stationäre Plätze in den Kinder- und Jugendpsychiatrien geschaffen werden. Das ist das Ergebnis einer Task-Force von Expertinnen und Experten, die das Gesundheitsministerium einberufen hatte. „Dies ist aus unserer Sicht eine notwendige Sofortmaßnahme“, so ein Sprecher auf Anfrage, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.

Derzeit werde unter anderem im Landeskrankenhausausschuss abgestimmt, wie die Plätze auf die Regionen und Träger verteilt werden. Diese sollen als Sonderbedarf „befristet für die Dauer von zwei Jahren“ bestehen. Damit erhöht sich die Zahl der Plätze um elf Prozent. 2021 gab es 692 vollstationäre und 384 teilstationäre Plätze im Land und damit schon knapp 200 mehr als noch 2015.

Auch mehr Behandlung zuhause

Außerdem sollen die Kinder- und Jugendpsychiatrien mehr so genannte „stationsäquivalente Behandlungen“ anbieten können. Dabei werden die Patienten zuhause von Fachpersonal engmaschig betreut.

Expertinnen und Experten hatten bei einem Fachgipfel im vergangenen Sommer eine solche Ausweitung der Behandlungskapazitäten dringend angemahnt: Gerade bei Kindern und Jugendlichen sei eine schnelle Behandlung wichtig, damit die Erkrankung nicht chronisch wird.

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