Der Prozess gegen einen Mann aus Dornstetten hat begonnen. Angeklagt ist der 45-Jährige wegen versuchten Mordes.
Dornstetten/Rottweil - Der Angeklagte hat seine Hände auf die Knie gelegt, während er auf der Bank im Landgericht Rottweil sitzt. Mit gesenkten Schultern verfolgt er den Auftakt des Gerichtsprozesses.
Seit dem 28. April sitzt er in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Rottweil. Die Anklage lautet: versuchter Mord. So soll der 45-Jährige am 27. April in einem Mehrfamilienhaus in Dornstetten einen Mann schwer verletzt haben. Wegen eines Streits sei er vormittags in das Zimmer des 21-Jährigen gestürmt – und das mit einem Fleischermesser. Dieser habe mit keinem Angriff gerechnet und sei der 19 Zentimeter langen Klinge des Angeklagten schutzlos ausgeliefert gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Mehrfach habe der 45-Jährige unkontrolliert auf den jungen Mann eingestochen und ihm lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt.
Mann konnte fliehen
Er habe seinen Tod billigend in Kauf genommen, wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor. So habe der mutmaßliche Täter ein arterielles Gefäß an der Schulter des 21-Jährigen verletzt. Trotz der vielen Schnittwunden, die circa sieben bis zehn Zentimeter tief waren, habe der junge Mann aus dem Haus fliehen und notoperiert werden können, was ihm sein Leben gerettet habe. Auch an seinen beiden Händen hätten sich Abwehrverletzungen der Tat befunden.
Angeklagter leidet an wahnhafter Erkrankung
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte zur Tatzeit vermindert schuldfähig war. So soll der 45-Jährige an einer wahnhaften Erkrankung leiden und zur Tatzeit alkoholisiert gewesen sein. Sie strebt sowohl die Verhängung einer Strafe als auch die Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Gelernter Pfleger
Der Angeklagte spricht auffällig langsam, als er auf die Fragen des Vorsitzenden Richters Karlheinz Münzer antwortet. Der 45-Jährige trägt am Prozesstag rote Sträflingskleidung und wirkt unsicher im Großen Sitzungssaal. Er habe als Heil- und Erziehungspfleger gearbeitet und seinen Adoptivvater gepflegt, der mittlerweile verstorben sei, sagt der Angeklagte.
Der Prozess wird am 14. November fortgesetzt. Geladen sind zu den folgenden Verhandlungstagen vier Sachverständige und 15 Zeugen.