Im Juni soll ein Mann bei Hirsau versucht haben seine Ex-Partnerin im Auto zu erwürgen, während die beiden gemeinsamen Kinder auf der Rückbank saßen. Am zweiten Verhandlungstag wurden am Landgericht nun die Zeugen vernommen, welche die Frau in Hirsau sahen, als ihr die Flucht aus dem Auto gelang.
Calw-Hirsau/Tübingen - Ein kurzer Rückblick: Dem Angeklagten wird vorgeworfen, erst mit einem Kabelbinder dann mit den bloßen Händen versucht zu haben, seine Ex-Partnerin zu erwürgen. Diese sei im Beifahrerraum bewusstlos liegen geblieben. Der Angeklagte fuhr weiter. Die beiden Kinder saßen die ganze Zeit auf der Rückbank. Als die Frau wieder zu sich kam, ergriff sie die Flucht aus dem Auto. So zumindest lautet die Version der Staatsanwaltschaft.
Flucht gelingt in der Pletschenau
Vergangene Woche begann der Prozess am Tübinger Landgericht. Versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung - dafür muss der Angeklagte sich verantworten. Am zweiten Verhandlungstag am Dienstag waren nun vier Zeugen geladen, welche die Situation in der Pletschenau beobachtet hatten. Dort gelang der Frau schließlich die Flucht aus dem Auto.
Von dort lief sie zu einem dahinter fahrenden Lieferwagen. Er habe die blutüberströmte Frau gesehen und sie sei zu seinem Auto gekommen, berichtete der Lieferwagenfahrer vor Gericht. Er habe einen silbernen BMW gesehen, der rechts rangefahren sei. Eigentlich wollte er gerade überholen, als er die Frau gesehen habe. Sie sei hinten aus der Fahrerseite ausgestiegen, meinte der Zeuge auf Nachfrage des vorsitzenden Richters Armin Ernst. Ganz genau könne er sich jedoch nicht erinnern.
Erinnerung an Teile des Kennzeichens
Die Frau habe um Hilfe geschrien, so der Zeuge weiter. Der Mann – bekleidet mit einer kurzen Hose und einem weißen T-Shirt – sei wieder in den BMW gestiegen und weitergefahren. Der Zeuge konnte sich sogar an Teile des Kennzeichens erinnern. Die Frau habe dann in seinem Auto Platz genommen. Er habe ihr Tee angeboten. Eine andere Zeugin habe währenddessen die Polizei und den Krankenwagen gerufen.
"Die hat mir gesagt, dass der Mann sie mit einem Kabelbinder umbringen wollte", erzählte der Zeuge. Ihr Gesicht sei blutüberströmt gewesen und sie habe sich große Sorgen um die Kinder gemacht. Die andere Zeugin habe von der Frau ein Foto gemacht. Diese Zeugin, die mit dem Auto entgegenkommend unterwegs war, habe das nach der Aufforderung der Frau getan, berichtete sie selbst am Dienstag.
"Sie war in totaler Panik"
"Sie war in totaler Panik", beschrieb die Zeugin die Frau. "Sie hat sehr gezittert", erinnerte sie sich weiter. Als sie mit ihrem Auto angekommen sei, seien die Frau und der Mann bei dem Auto gewesen. Der Mann sei wieder ins Auto gestiegen und davon gefahren. Sie beschrieb das Auto als "dunkle Limousine, vielleicht blau oder schwarz, vielleicht auch ein Kombi". Alles sei sehr schnell gegangen.
Als die Frau im Kleinbus saß, habe sie erzählt, dass der Mann sie attackiert habe und wie brutal das gewesen sei. Er habe versucht sie zu erwürgen, erzählte es die Zeugin nach. "Sie hat gemeint, dass sie durch das Schreien der Kinder wieder zu sich gekommen ist", so die Zeugin. Das Gesicht der Frau voller getrocknetem Blut gewesen. "Ich habe versucht, die Platzwunde am Auge zu versorgen", erinnerte sich die Zeugin. Das Foto habe sie der Kriminalpolizei übermittelt.
Zeugin beschreibt Fahrer des Wagens
Den Fahrer des Autos beschrieb sie als etwa 1,85 Meter groß, mit kurzen dunklen Haaren sowie zwischen 30 und 40 Jahren alt. "Südländischer Typ", beschrieb sie ihn weiter. Er habe ein weißes T-Shirt getragen. Genau wisse sie das aber nicht mehr.
Von den beiden weiteren Zeugen – Anwohner am Ort der mutmaßlichen Flucht aus dem Auto - war nicht viel neues zu erfahren. Der eine erzählte, er habe Hilfeschreie gehört. Als er nachgeschaut habe, hätten sich schon andere um die Frau gekümmert. Er habe dann nichts weiter unternommen.
"Sie war überall voller Blut"
Der andere Zeuge habe vom Balkon aus ebenfalls die Schreie gehört. "Hilfe, Hilfe mein Mann will mich umbringen", habe die Frau gerufen. Er sei dann hingegangen. Da sei die Frau schon im Lieferwagen gesessen. "Sie war überall voller Blut", erinnerte er sich. Die Frau habe die ganze Zeit von ihren Kindern geredet und sei sehr aufgelöst gewesen. "Mit der hat man nicht reden können", meinte der Zeuge.
Am 21. Dezember steht der nächste Verhandlungstag an. Richter Ernst stellte für dieses Datum die Urteilsverkündung in Aussicht, sollte es keine neuen Beweise geben. Verteidiger Matthias Hunzinger gab bekannt, dass sich sein Mandant möglicherweise doch noch eine Erklärung zu den Vorwürfen abgeben wolle. Bisher wollte sich der Angeklagte zur Tat nicht äußern.