In der Alten Sprudelfabrik in Mühringen sollen Drogen im großen Stil angebaut worden sein. Foto: Jürgen Lück

Professionell aufgezogen hat ein Drogenhändler eine Cannabisplantage in der Alten Sprudelfabrik in Mühringen – mit einem weiteren Täter, der gesondert verfolgt wird.

Vor dem Tübinger Landgericht muss sich der mehrfach vorbestrafte Angeklagte zudem wegen Drogenhandels im großen Stil verantworten – zudem hat er einen Freund aus Rottenburg dazu überredet, dass er bei ihm seine Drogen zwischenlagern kann. Dieser hat nun ebenfalls ein Verfahren an der Backe – der Mann ließ sich auf den „Deal“ ein, da er vom Drogenhändler ab und an Marihuana für Joints bekam.

 

Verdeckte Ermittlungen

Auf die Schliche kam die Kriminalpolizei dem Drogendealer durch verdeckte Ermittlungen im Zollernalbkreis – hier war eine Person ins Suchfeld der Kripo geraten. Man habe seine Chatverläufe ausgewertet und dann eine Observation der Männer im Kreis Tübingen beantragt. In Rottenburg handelte er mit Betäubungsmitteln, die er im Darknet bestellt hatte. Die Observation der Kriminalpolizei erfolgte durch mehrere verdeckte Ermittler, wie ein Zeuge aussagte. Der Zeuge war Ermittlungsführer im Verfahren gegen den Drogenhändler. Schnell sei man dem Warenlager-Konstrukt und damit dem zweiten Angeklagten auf die Schliche gekommen.

Auch habe man so die Spur nach Mühringen aufgeklärt – in der dortigen Alten Sprudelfabrik wurde Cannabis angebaut. Es habe immer wieder Telefonate zwischen den Tätern gegeben, die ausgewertet wurden. Nach und nach ergab sich ein Gesamtbild vom Ausmaß der Lage – zudem stellte der Zoll Drogensendungen sicher, die an den Drogenhändler adressiert waren.

Auf B27 gestoppt

Einer der Käufer wurde dann im Zuge der verdeckten Ermittlungen auf der B27 gestoppt, als er von Rottenburg Richtung Balingen unterwegs war. Dabei wurden 171 Gramm Marihuana sowie rund 5 Gramm Kokain sichergestellt. Die 171 Gramm Marihuana entsprechen rund 2050 Konsumeinheiten. Die Staatsanwaltschaft erwirkte zudem einen Durchsuchungsbeschluss gegen den Drogenhändler und dann auch gegen den Angeklagten, der seine Wohnung als Zwischenlager zur Verfügung gestellt hatte.

Mehrere Durchsuchungen

Als man fast zeitgleich Ende November 2022 Hausdurchsuchungen am Wohnort und in der Mühringer Sprudelfabrik machte, fand man beim Mitangeklagten zwei Feinwaagen, ein Vakuumiergerät, Verpackungsmaterial sowie 776 Gramm Marihuana. Zudem wurden abgerauchte Joints gefunden. Auch Handys wurden sichergestellt – dies alles reichte, um den Freund des Drogenhändlers vorläufig festzunehmen. Angelastet wird ihm dadurch die „Beihilfe zum Handeltreiben mit Betäubungsmitteln“ in nicht geringer Menge, was strafbar ist. Er wurde aber später wieder auf freien Fuß gesetzt. Da es frühmorgens war, musste die Haustüre auch beim Drogenhändler mit Hilfsmitteln geöffnet werden.

Sprung aus dem Fenster

Der Haupttäter versuchte damals, sich durch einen Sprung aus dem Fenster der Festnahme zu entziehen – wurde aber geschnappt. Die Polizei stellte bei ihm Drogen sicher, Bargeldbeträge und es wurden eine Suzuki sowie eine Kawasaki beschlagnahmt. Viele Polizeibeamte waren bei den Hausdurchsuchungen im Einsatz. Es wurden auch Unterlagen beschlagnahmt – der Täter hatte etwa Kennzeichen gefälscht. Daher wird ihm zudem Urkundenfälschung angelastet.

In Mühringen wurden die Lagerhallen der Alten Sprudelfabrik durchsucht – alles ist wohl sehr verwinkelt, auch hier waren viele Polizeibeamte vor Ort. Es wurde dort zunächst das Laufen eines Gebläses festgestellt. Man stellte die Sicherungen aus und fand die professionelle Cannabis-Aufzuchtanlage. 36 Cannabispflanzen wurden gefunden nebst Zeitschaltuhren, Pflanzenerde, Mineraldünger, Heizlüftern und Lampen. Die Kriminaltechnik dokumentierte die Indoor-Aufzuchtanlage, und es wurden ebenfalls Gießkannen sowie Drucksprüher und ein Gartenschlauch gefunden.

Alles abgeschirmt

Interessant war für die Ermittler, dass alles abgeschirmt war – kein Licht konnte von innen nach außen dringen. Die Zeitschaltuhren waren so eingestellt, dass das Licht ohne Aufsicht brennen konnte, die Lüfter liefen im Dauerbetrieb. Zudem wurde abgeerntetes Material festgestellt. Die sichergestellten Cannabispflanzen ergaben nach dem eventuell verfrühten Zugriff ein halbes Kilogramm Marihuana.

Der Haupttäter wurde festgenommen und befindet sich derzeit in der JVA Schwäbisch Hall. Die Gutachterin Dagmar Jourdan bescheinigte dem Drogenhändler eine lange Drogenabhängigkeit. Mehrfach vorbestraft, sei er immer wieder durch Drogenbesitz und -Handel aufgefallen und selbst mittlerweile schwerst abhängig von Opiaten. In der JVA wird er daher substituiert und sie schlug vor, ihm eine erneute Therapiechance zu geben – bei einer derart langen Drogenkarriere bräuchte es einfach mehrere Anläufe. Der 29-Jährige sagt selbst, dass er „clean“ werden will. Angefangen habe es bei ihm mit kiffen, als er 15 Jahre alt war, danach folgten Kokain und Heroin.

So geht der Prozess weiter

Im Juli soll das Urteil von Richterin Manuela Haußmann, der Vizepräsidentin des Landgerichts gesprochen werden.