Im Prozess gegen einen 25-Jährigen wird Richterin Jennifer Dallas-Buob plötzlich laut. Es geht um die Unterschlagung eines Schul-Tablets. Was der Grund für den Ausraster war.
Es geht eigentlich um nichts Dramatisches im Amtsgericht Horb an diesem Nachmittag. Ein 25-Jähriger soll ein Schul-Tablet unterschlagen haben. Doch was er erzählt, bringt bei der Richterin wohl das Fass zum Überlaufen.
Der 25-Jährige hat einen bekannten Verteidiger an seiner Seite: Russius Gerhard, auch im Reichsbürger-Prozess in Stuttgart. Laut Anklage soll der 25-Jährige am 4. Dezember 2024 ein iPad am Horber Bahnhof für 185 Euro über Ebay-Kleinanzeigen verkauft haben. Als der Käufer das Gerät in Betrieb nehmen wollte, gab es die Sperre: Das Gerät gehört einer Schule im Kreis Freudenstadt.
Angeklagter: „Meine Konten wurden gehackt“
Der junge Mann sagt: „Ich habe das iPad am Schuljahresende beim Klassenlehrer in der Werkstatt abgegeben. Vom Verkauf am Bahnhof weiß ich nichts.“ Angeblich wurde sein Konto gehackt.
Sein Verteidiger zeigt der Richterin die Screenshots. Richterin Jennifer Dallas-Buob liest vor: „Ich habe Ihr Konto gehackt und habe seit Monaten Zugriff auf alles. Sie besuchen gerne Erwachsenen-Seiten. Ich habe auch Zugriff auf Ihre Webcam und habe Videos (...).“ Der Hacker fordert 500 Dollar in Bitcoin, damit die Videos nicht veröffentlicht werden, so die Screenshots. Das sei im April 2025 gewesen, so der Angeklagte.
Das sagt der Ex-Rektor
Der erste Zeuge ist der ehemalige Schulleiter. Er sagt: „Der 25-Jährige war nicht regelmäßig im Unterricht. Ich kann nur nachvollziehen, dass er das Schultablet bekommen hat. Ich habe den Klassenlehrer befragt: Der Angeklagte hat es nicht zurückgegeben.“
Der Angeklagte legt einen Whatsapp-Chat mit dem Klassenlehrer vor. Datum: 1. Juli 2024. Er fragt, ob sich der Lehrer erinnert, dass er ihm das iPad zurückgegeben habe. Der Lehrer schreibt nur: „Dann ist alles gut.“
Angeklagter: „Ich habe Zugangsdaten in Whatsapp-Gruppe geschrieben“
Er sagt noch: „Das habe ich geschrieben, nachdem mich die Polizei kontaktiert hat.“ Das war aber erst im Januar 2025. Am 25. Juli 2024 wurde das iPad auf Ebay-Kleinanzeigen eingestellt.
Richterin Dallas-Buob sagt: „Plausibel erscheint mir, dass sie es verkauft haben.“
Der Angeklagte sagt: „Es war dumm. Ich habe meine ganzen Passwörter in die Whatsapp-Gruppe mit meinen Mitschülern reingeschrieben. Ich habe was am Bahnhof in Horb verkauft – das war kein iPad, sondern ein Macbook.“
Richterin platzt der Kragen
Dann lässt die Richterin die Teilnehmer der Whatsapp-Gruppe vorlesen. Fragt nach den Adressen der Teilnehmer. Bei zwei Teilnehmern weiß er sie nicht, der andere sei sein Trauzeuge.
Richterin Dallas Buob platzt der Kragen: „Was wollen Sie mir hier auftischen? Jeden Tag werde ich hier angelogen. Aber so schlecht – das ist schon dreist.“
Der Angeklagte bleibt bei seiner Linie. Er habe sich nichts dabei gedacht, die Zugangsdaten für sein Kleinanzeigen-Konto mit anderen zu teilen. Damit die anderen was verkaufen können.
Das Gericht beschließt, die Hauptverhandlung auszusetzen. Trauzeuge, Käufer und Klassenlehrer sollen als Zeugen gehört werden. Termin: Dienstag, 21. Oktober, um 10.30 Uhr.