Einem 31-Jährigen wird vor dem Horber Amtsgericht mehrmaliger Betrug vorgeworfen – dabei war er selbst ein Opfer.
Ein 31-jähriger Angeklagter hat sich wegen Betrugs im Amtsgericht Horb verantworten müssen. Er habe in seinem Handyladen im Landkreis Freudenstadt den Anbieter und die Geschädigten um Geld und mehrere Smartphones betrogen. Doch am Ende entpuppte sich der Angeklagte selbst als Opfer.
Zwei Männer und eine Frau hatten jeweils ein Smartphone bei ihm gekauft. Aber: Laut Vertrag waren es einige mehr – drei oder vier – für die die Opfer ebenfalls zahlten. Diese habe der Angeklagte einbehalten und verkauft, warf ihm die Staatsanwaltschaft vor. Diese Handys habe er zudem beim Mobilfunkanbieter, dessen Shoppartner er ist und woher er auch die Telefone bezog, nie bezahlt.
Ehemaliger Geschäftspartner schildert betrügerisches Vorgehen
Der 31-Jährige stellte die Lage anders dar: Er habe die Handys sehr wohl übergeben. Er berichtete, dass zwei der drei Geschädigten mit ihrem Chef als Dolmetscher in den Laden gekommen seien, da sie selbst kein Deutsch sprachen. Sie wurden wohl für diese Masche aus dem Ausland angeworben. Diesem habe der Angeklagte auch später wie vereinbart die bestellten Handys mitgegeben, in der Annahme, sie werden an die eigentlichen Kunden weitergegeben.
Der habe aber nach einiger Zeit die Geräte wieder zurückgebracht, da sie angeblich nicht gebraucht wurden und sie an den Inhaber zurückverkauft. Dahinter steckt allerdings eine Masche, der der Ladenbesitzer zum Opfer fiel.
Der 43-jährige ehemalige Geschäftspartner des Angeklagten berichtete, dass in seinem Handyladen häufig Betrüger seien, die über verschiedene Tage verteilt mehrere Handys kaufen, die allerdings nie gezahlt werden würden.
Der „Chef“ übersetzt vermutlich falsch: Den angeworbenen Käufern erzählt er, dass sie ein Handy kaufen, im Vertrag stehen drei oder vier. Die Handys holte er dann selbst ab – die Rechnungen gingen an die Opfer. In diesem Fall sollten sie 12 000 und 7000 Euro zahlen – für Smartphones, von deren Kauf sie nicht einmal wussten. Das ist auch in diesem Fall geschehen.
Der „Chef“ und angebliche Betrüger ist außerdem nicht aufzufinden. Seine ehemalige Angestellte, ebenfalls eine Geschädigte, meint: „Der weiß genau, was er getan hat.“ Ob er jetzt in Rumänien, Belgien oder Ungarn ist? Das ist unklar. Alle drei Länder stehen zur Debatte. Der Geschäftspartner schätzt, dass bei der Masche mit jedem vermeintlichen Kunden ein Schaden von 20 000 Euro angerichtet wird.
„Er hat keine Erfahrung und war zu gutgläubig“
Der ehemalige Geschäftspartners erklärte: „Er hat keine Erfahrung in seinem Beruf und war zu gutgläubig. Er wollte den Kunden eben einen Gefallen tun.“ Dabei wurde er ausgenutzt. Von einem Betrug hätte er auch nichts gehabt: Wenn seine Kunden nicht zahlen, dann hält sich der Mobilfunkanbieter an ihm schadlos – und behält eben seine zukünftigen Provisionen ein. Und bei Betrug wird der Laden ohnehin dicht gemacht, wie sein Geschäftspartner erklärt.
Doch was passiert jetzt? Das Strafverfahren wurde eingestellt, da der Angeklagte selbst Opfer der Betrüger geworden ist, wie das Gericht feststellte. Der Handyladen ist seit vergangenem Sommer geschlossen.