Am Amtsgericht wurde ein Prozess wegen versuchter Körperverletzung verhandelt. Foto: Daniel Schneider

Ein Vorfall unter Drogeneinfluss legt Probleme zwischen Polizei und Ärzten offen. Ein aggressiver junger Mann wurde statt in die Psychiatrie zurück zum Polizeirevier geschickt.

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass eine psychiatrische Abteilung Leute in so einem Zustand nicht aufnimmt“, kritisiert der medizinische Sachverständige. Ein Polizeibeamte: „Wegen der Aggressivität konnten wir den Angeklagten nicht im Polizeiwagen transportieren, sondern mussten ihn im Rettungswagen auf einer Liege fixieren.“ Doch was war geschehen?

Ende Januar 2022 waren die Beamten von einem Taxi-Fahrer in einen Horber Ortsteil gerufen worden, da ein Kunde im Wagen randalieren würde. Der 29-Jährige widersetzte sich den eintreffenden Polizeikräften und musste deswegen fixiert werden.

Selbst im Polizeitransporter beschimpfte er sie, versuchte, mit Kopf und Fuß um sich zu schlagen. Mit den Worten „Ich steck’ euch alle an!“ spuckte er den Beamten ins Gesicht. Wegen eines Krampfanfalls musste während der Fahrt auch ein Notarzt gerufen werden.

Aggressivität durch Ecstasy

„Das Verhalten entspricht einer Drogenpsychose“, stellt der Sachverständige fest. Der in Stuttgart wohnende Angeklagte hatte zuvor verschiedene Rauschmittel, etwa Amphetamine oder Liquid Ecstasy, genommen.

Im Klinikum Freudenstadt wurde ihm Blut abgenommen und die Haftfähigkeit attestiert. „Die Ärztin wollte zuerst keine Blutentnahme durch Zwang durchführen“, schildert einer der Beamten die Situation im Krankenhaus.

Da man in Horb nicht über ausreichend Beamte oder medizinisches Fachpersonal zur lückenlosen Überwachung verfüge, hoffte man auf eine Unterbringung in der psychiatrischen Abteilung. Doch dies wurde abgelehnt und der Angeklagte mit dem Rettungswagen nach Horb überstellt.

Therapie kann zu Bewährung führen

„Als er aus dem Wagen stieg, war er ein anderer Mensch“, sagt ein Polizist. Denn während der Fahrt sei das Gespräch auf den Vater des Angeklagten gekommen. Sofort habe der junge Mann erklärt, er sei an Hepatitis erkrankt und bat, seinem Vater – der ihn abholte – ohne Handfesseln gegenübertreten zu dürfen.

„Das, was Sie gemacht haben, war widerlich“, redet der Richter ihm ins Gewissen. Seit mittlerweile 13 Jahren blickt der junge Mann auf eine Drogenkarriere mit abgebrochenen Therapien zurück. Vier Monate Haft wegen versuchter Körperverletzung und Beleidigung lautet das Urteil. Das Besondere: Begibt sich der Angeklagte in eine Therapie, wird die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. „Sie haben das Zeug dafür“, ist der Richter überzeugt. „Stellen Sie die Weichen für ein bürgerliches Leben.“