Am Hechinger Landgericht wird derzeit ein Fahrradklau in großem Stil in Burladingen und Bisingen verhandelt. Foto: Ungureanu

Fahrrad-Klau in großem Stil, Verhandlungstag zwei: Keine neuen Erkenntnisse hat es zu den Einbrüchen in den "Bike Park" in Gauselfingen und die Fahrradwerkstatt der Lebenshilfe in Bisingen vor dem Hechinger Amtsgericht gegeben. Auch nicht zur Rolle des 40-jährigen Rumänen, der wegen bandenmäßigen Diebstahls in U-Haft sitzt. Dafür wurden die Begriffe Verlobung, Vermählung und Eheversprechen eingehend erörtert.

Hechingen/Bisingen/Burladingen - Mit Dolmetscher sollte geklärt werden, ob eine Zeugin, die am ersten Verhandlungstag wegen sprachlicher Schwierigkeiten nicht vernommen werden konnte, eine flüchtige Affäre oder doch eine ernste Beziehung mit einem Mitglied des rumänischen Diebes-Trios hatte. Besagten Mann, gegen den separat verhandelt wird – er wurde in Kroatien festgenommen und nach Deutschland überstellt – hatte sie anfangs als "ihren Ehemann" bezeichnet. Aber verheiratet waren die beiden, wie sich herausstellte, nicht. Waren sie verlobt? Hatte es ein Eheversprechen gegeben? Wenn ja, war die Frau, die mit dem Mann ein Kind hat, laut Zeugnisverweigerungsrecht nicht verpflichtet, Angaben zu machen, die ihn belasten konnten.

In Deutschland als Paar zusammengelebt

Die Art der Beziehung war auch mit Dolmetscher nicht leicht zu klären: Was ist eine Verlobung? Was bedeutet ein Eheversprechen? Wie kann eine Beziehung auf ein Ja oder Nein reduziert werden? In Rumänien, sagte die Frau, habe man bei der Mutter des Mannes zusammen gewohnt, er sei der Vater ihres zweiten Kindes. In Deutschland habe man etwa ein Jahr lang als Paar zusammengelebt, die Miete gemeinsam bezahlt – bis zu jenem 4. August 2020, als man sich nach einem Streit trennte. "Ich habe einen Fehler gemacht", räumte sie ein. Kontakt habe es auch danach noch gegeben, er habe die Kinder besucht. Anfang Januar sei er nach Österreich umgezogen. Anfangs habe man noch telefoniert, es sei geplant gewesen, dass sie ihm nach Österreich folge – mit den Kindern. Danach sei der Kontakt plötzlich abgebrochen – bis sie von der Schwiegermutter in spe erfuhr, dass "ihr Mann" in Kroatien im Knast sitze.

Allerdings habe es während der Trennung noch eine weitere Beziehung gegeben, zu einem anderen Mann. Die sei inzwischen beendet. Versöhnt habe man sich am Telefon aber erst, als der Beschuldigte aus Kroatien nach Deutschland gebracht worden sei. Da habe man auch vereinbart, zu heiraten, sobald er seine "Probleme" gelöst haben werde. Nach einer knappen Stunde erklärte die Frau unter Eid, dass sie mit dem nicht anwesenden Beschuldigten verlobt sei. Sie wolle keine weiteren Aussagen machen, sagte sie: "Ich habe ja schon bei der Polizei alles gesagt." Unter dem Strich bedeutet das: Außer Spesen nichts gewesen.

Ähnlich verhielt es sich bei einem weiteren Zeugen, der dem "Vielleicht-Verlobten" der Zeugin in Meßstetten eine Wohnung vermietet hatte. Den hier angeklagten 40-Jährigen kenne er zwar, habe ihn zweimal gesehen. An ihn habe er jedoch keine Wohnung vermietet. Er sei wohl ein Freund seines Mieters, der jenem beim Umzug geholfen habe, und der später, als sich der Mieter nach Österreich abgesetzt hatte, auch half, die vermüllte Wohnung auszuräumen.

Weiter geht es erst am 4. März

Am Freitag, 4. März, ab 8.30 Uhr geht die Verhandlung weiter. Auf Antrag des Verteidigers sollen dann weitere Zeugen gehört werden. Unter anderem ein Sachverständiger, der helfen soll, die tatsächliche Schadenssumme zu ermitteln. Und es soll festgestellt werden, ob das Diebesgut tatsächlich in den Mercedes-Transporter hineingepasst hat, was der Advokat bezweifelt, denn: "Die Standzeiten in der Nähe des Geschäfts reichen nicht aus, um den Ort mehrfach anzufahren."

Am Ende gab es noch eine Überraschung: Richter Wührl gab bekannt, dass sich der Mann, der in Kroatien festgenommen worden war, bereiterklärt habe, gegen den hier Angeklagten auszusagen. Auch das soll am 4. März geschehen.