Gegen Geldauflagen wurde der Prozess gegen ein Geschwisterpaar und dessen Mutter am Amtsgericht Albstadt eingestellt. Foto: Kistner

Ein Prozess sollte es werden – doch er ist eingestellt worden: gegen Auflagen.

Albstadt-Ebingen - Ein 25-Jähriger und seine 29 Jahre alte Schwester waren vor dem Amtsgericht Albstadt wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Körperverletzung angeklagt, deren 44-jährige Mutter wegen Körperverletzung.

Bevor es jedoch zu einer Verhandlung kam, wurde die Anklage gegen Geldauflagen eingestellt: Der Albstädter muss jeweils 2500 Euro an das Tierheim in Tailfingen und an die Deutsche Knochenmarksstiftung Tübingen zahlen; die 29-Jährige 1500 Euro an die Stiftung "Hilfe für krebskranke Kinder" der Uniklinik Tübingen und die Mutter 1200 Euro an das Südwestdeutsche Tumorzentrum Tübingen.

Alle drei müssen ihre Geldauflagen bis Mitte August dieses Jahres vollständig bezahlt haben, ansonsten werden die Verhandlungen neu aufgenommen.

Streit und Faustschläge im Haus der Großeltern

Doch was ist passiert? Vor etwa zweieinhalb Jahren soll der 25-Jährige nachts betrunken das Haus seiner Großeltern aufgesucht haben, in dem auch sein Vater und Ex-Mann seiner Mutter wohnte. Mit einem Schlag gegen das Fenster habe er sich Zugang zum Haus verschafft, wo er zunächst mit Faustschlägen auf seinen Großvater losging.

Erhebliche Wunden durch eine Scherbe

Als sein Vater hinzukam, soll er diesem mit einer Glasscherbe erhebliche Schnittwunden zugefügt haben. Im Anschluss wurden der Angeklagte, sein Vater und sein Großvater im Krankenhaus medizinisch versorgt. Kurz nach der Entlassung sollen die Geschwister samt Mutter zurück zum Haus der Großeltern gegangen sein, mit dem Vorwand, dort nach einem Schlüssel zu suchen. Dort angekommen haben sie laut Anklage jedoch die Großmutter mit Faustschlägen traktiert, die gerade dabei war, die Scherben zusammenzukehren.

Versöhnung unwahrscheinlich

Vor Gericht machte keiner der Angeklagten Angaben zur Sache; allerdings betonten die Geschwister, dass sie seit dem Vorfall jeden Kontakt zum Vater und den Großeltern konsequent mieden und ihnen aus dem Weg gingen. "Wir haben keinen Kontakt zueinander, das ist besser für uns alle", sagt die Schwester.

Die 44-Jährige merkte an, dass ihr Ex-Mann sie nach dem Scheidungstermin geschlagen haben soll. "Seit etwa einem Dreivierteljahr haben wir endlich Luft und können in Ruhe leben", ließ sie durch ihren Dolmetscher mitteilen.

Auf Grundlage dieser Aussagen merkt die Richterin an, dass es seit zweieinhalb Jahren zwar zu keinen Streitigkeiten mehr gekommen ist, "zu einer Versöhnung aber auch nicht" – und dass damit wohl auch nicht mehr zu rechnen sei.