Weil er im vergangenen Jahr eine Flasche Rum im Kaufland mitgehen ließ und anschließend den Filialleiter, den Ladendetektiv und die hinzugekommenen Polizisten beleidigte und gegen sie schlug, musste sich ein 33-Jähriger vor dem Amtsgericht Horb verantworten. Foto: Hopp

Weil er im vergangenen Jahr eine Flasche Rum im Kaufland mitgehen ließ und anschließend den Filialleiter, den Ladendetektiv und die hinzugekommenen Polizisten beleidigte und gegen sie schlug, musste sich ein 33-Jähriger, der zum Tatzeitpunkt betrunken war, bei einer knapp vierstündigen Schöffensitzung am Amtsgericht Horb verantworten.

Horb - Dabei ging es um zwei Tatkomplexe. Zum einen hatte der Angeklagte bei einer Personenkontrolle am Horber Bahnhof im März vergangenen Jahres in einem alkolisierten Zustand die Polizisten mehrfach beleidigt, ihnen den Mittelfinger gezeigt und einem der Polizisten eine Kopfnuss angedroht.

Der zweite Tatkomplex ereignete sich etwa fünf Monate später im August vergangenen Jahres. Tatort: Die Kaufland-Filiale in Horb. Der Angeklagte, der an jenem Tag mit der Bahn zu einem Kumpel fahren möchte, steckt im Kaufland eine Flasche Rum im Wert von 8,28 Euro in seinen Trolley und geht an der Kasse vorbei, ohne für die Flasche zu bezahlen.

Das bringt die Filialleitung und den Ladendetektiv auf den Plan, die sofort den betrunkenen Mann stellen wollen und die Polizei alarmieren. Wie Augenzeugen berichteten, lief der betrunkene Mann Richtung DM-Markt und versuchte dort die Rum-Flasche vom Kaufland in einen Mülleimer zu werfen, was ihm aber nicht gelang. Die Flasche fiel auf den Boden und brach.

Als die Polizei dann am Kaufland ankam, sei der 33-Jährige "hochaggressiv" gewesen, wie ein Polizist in der Verhandlung aussagte. "Er hat sich gegen die Mitnahme zum Polizeirevier vehement gewehrt und mit übelsten Beleidigungen um sich geworfen. Bei der Festnahme hat er sich gesperrt wie verrückt", sagte der Polizist. Dabei habe der alkoholisierte Mann "wie verrückt" auf einen Kollegen eingetreten. Auch er selbst sei getreten und dabei am Schienbein und Knöchel getroffen worden, wo er infolge des Tritts noch etwa eine Woche lang Schmerzen verspürt habe. Ein weiterer Polizist, der am Einsatz beteiligt war, wurde vom betrunkenen Mann ebenfalls getreten: "Mit seiner Hacke hat er in mein linkes Knie getreten", sagte der zweite Polizist.

Ladendetektiv muss sogar ins Krankenhaus gebracht werden

Der Ladendetektiv wurde sogar so stark geschlagen, dass er rückwärts zu Boden fiel und später wegen einer Schienbeinkopfprellung ins Krankenhaus gebracht werden musste. Auch der Filialleiter des Kauflands bekam einen Tritt in den Rückenbereich ab.

In der mündlichen Verhandlung zeigte sich der 33-jährige Horber geständig und sichtlich betroffen. Er entschuldigte sich mehrfach bei den geschädigten Zeugen. "Die Vorfälle vom August vergangenen Jahres haben mich bis in meinen Schlaf verfolgt. Ich habe daraus gelernt", sagte der Angeklagte.

Wie es zu seinen Ausrastern kam, das konnte er sich nur mit seinem stark alkoholisierten Zustand erklären: "Ich hatte schon die halbe Nacht durchgetrunken und dann nur wenige Stunden geschlafen. Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich eine Flasche Rum in den Trolley eingesteckt hatte. Ich hatte ja sogar Geld dabei. Aber ich war rotzbesoffen. Ich konnte nicht einmal mehr geradeaus laufen."

Strafrechtlich war der Anklagte schon in den Jahren zuvor in Erscheinung getreten und war unter anderem wegen Leistungserschleichung, unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln, Beleidigung und vorsätzlicher Körperverletzung schon zu diversen Strafen, darunter auch Haftstrafen, verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft forderte für die beiden Tatkomplexe vom März und August vergangenen Jahres eine Gesamtstrafe von vier Jahren, ausgesetzt zur Bewährung und verbunden mit einer Arbeitsauflage, die 190 Stunden gemeinnützige Arbeit umfasste. Das Gericht folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft und entschied darüber hinaus, dass der 33-Jährige ein ganzes Jahr lang einmal monatlich an einem Gespräch bei einer Suchtberatungsstelle teilnehmen muss.

Der Angeklagte bezeichnete das getroffene Urteil als "fair" und machte deutlich, keine Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen zu wollen. "Ich trinke keinen Alkohol mehr", versicherte der 33-Jährige, der nach eigenen Angaben seit dem Vorfall im Kaufland trocken ist und ein Suchtberatungsangebot wahrnimmt. "Ich brauche keinen Alkohol mehr. Die Lücke schließt meine Familie. Ich will ein guter Vater für meine Kinder sein", sagte der 33-jährige Horber. Auch die Staatsanwaltschaft kündigte an, das Urteil akzeptieren zu wollen.

Zu guter letzt wies Amtsgerichtsdirektor Albrecht Trick den mittlerweile verurteilten 33-Jährigen eindringlich darauf hin, aus dem Urteil "die richtigen Konsequenzen" für sich zu ziehen. "Jetzt darf nichts mehr kommen. Keine neuen Straftaten. Sie haben selbst in der Hand, wohin die Reise geht", gab Trick dem 33-jährigen noch mit auf den Weg.