Norbert Beck wird bis zur Neuwahl das Bürgermeisteramt in Alpirsbach übergangsweise übernehmen. Das steht nun nach einer Gemeinderatssitzung fest, in der Beck einstimmig als Amtsverwalter gewählt wurde. Nötig wurde das Prozedere, weil das Landratsamt vor einem Monat die Bürgermeisterwahl für ungültig erklärt hatte.
Das Interesse bei den Bürgern war offenbar groß: Rund 30 Zuschauer saßen am Dienstagabend dicht an dicht in dem kleinen Saal im Haus des Gastes in Alpirsbach, um die Sitzung des Gemeinderats zu verfolgen. Die Sitzung war kurzfristig einberufen worden, um darüber zu entscheiden, wer in den kommenden Monaten die Stadtverwaltung leiten soll – als Amtsverwalter.
Das klingt erst einmal sehr trocken. Doch hinter dem unscheinbaren Begriff verbirgt sich eine wichtige Aufgabe. Denn nachdem das Landratsamt wegen der Vorwürfe gegen den Wahlsieger Sven Christmann vor rund einem Monat die Alpirsbacher Bürgermeisterwahl für ungültig erklärt hatte, musste jemand gefunden werden, der bis zur Neuwahl das Bürgermeisteramt übergangsweise übernimmt.
Bei der Wahl am Dienstagabend gab es dann nur einen Kandidaten: Norbert Beck. Dabei hatte kurz nach der Entscheidung des Landratsamts auch der bisherige Bürgermeister Michael Pfaff Interesse an dem Amt angemeldet.
Einstimmige Entscheidung
Doch nachdem sich abgezeichnet hatte, dass es für ihn im Gemeinderat keine Mehrheit gibt, hatte er sich aus dem Rennen zurückgezogen. Beck hingegen hat offenbar das Gremium geschlossen hinter sich. Bei der Abstimmung im Gemeinderat wurde er einstimmig gewählt.
Beck ist in der Region kein Unbekannter. 22 Jahre war er Bürgermeister von Baiersbronn und 14 Jahre Landtagsabgeordneter. 2021 hatte er sich in den Ruhestand verabschiedet. Doch mit der Ruhe ist es für Beck nun vorerst vorbei. „Ich werde morgen meinen Dienst pünktlich um acht Uhr beginnen“, kündigte Beck in einer Rede direkt nach der Wahl an.
Beck scheint sich dabei bewusst zu sein, dass er keine einfache Aufgabe vor sich hat. „Alpirsbach steht vor großen Herausforderungen“, stellte er klar. Als Beispiele nannte er unter anderem den Neubau des Feuerwehrhauses sowie die Zukunft des Freibads, der Kläranlage und des Hauses des Gastes.
Auch die klamme Haushaltslage sprach Beck direkt an. „Alpirsbach ist finanziell nicht auf Rosen gebettet.“ Vor allem stellte Beck aber klar: „Es muss jetzt zunächst Ruhe und Kontinuität eintreten.“
Norbert Beck wählt deutliche Worte
Noch deutlichere Worte fand Beck dann im Gespräch mit der Presse direkt nach der Sitzung: „Ich habe den Eindruck, dass in den letzten Jahren relativ viel Unfrieden da war, dass nicht viel passiert ist in der Stadt, weil man sich gegenseitig blockiert hat.“
Er habe den Eindruck, dass sich der Gemeinderat und der Bürgermeister, aber auch die Stadträte untereinander blockiert hätten, führte Beck weiter aus. Dabei stellt er aber klar, dass er die Entwicklungen bisher nur aus der Ferne verfolgt habe.
Doch Beck äußerte nicht nur Kritik. Vor allem über seinen Amtsvorgänger äußerte sich Beck ausschließlich positiv. „Michael Pfaff kenne ich gut. Ich fand eigentlich, dass er gar keinen so schlechten Job gemacht hat.“
Schon in der vergangenen Woche hatte Pfaff im Gespräch mit unserer Redaktion Beck viel Erfolg gewünscht. Das kam bei ihm offenbar gut an: „Ich fand das sowas von fair, was der Kollege Pfaff gesagt hat. Das würde ich ihm gerne zurückgeben wollen. Ich wünsche ihm auch alles Gute.“
Neuwahl noch nicht in Sicht
Angesichts dieser vielen netten Worte stellt sich natürlich die Frage, was Beck darüber denkt, dass es sowohl die Stadträte als auch die Verwaltung versäumt hatten, Pfaff frühzeitig darüber zu informieren, dass er wohl keine Chance hat als Amtsverwalter gewählt zu werden. Von der Kandidatur Becks erfuhr Pfaff laut eigenen Angaben erst aus der Sitzungsvorlage. Beck will dazu auf Nachfrage unserer Redaktion nichts sagen. „Das steht mir nicht zu.“
Wie lange Beck im Amt bleiben wird, ist noch völlig offen. Denn bevor er eine Neuwahl organisieren könne, müsse das Verwaltungsgericht zu einer Entscheidung kommen. Denn der Wahlsieger Sven Christmann hat dagegen geklagt, dass das Landratsamt die Wahl für ungültig erklärt hat.
Beck schätzt daher, dass es ein Jahr dauern könnte, bis die Wahl stattfindet. Ob er dann auch antreten will? „Nie und nimmer“, meint Beck. „Ich werde demnächst 70.“ Da sei man kein Jungspund mehr.