Was tun angesichts verwaister Innenstädte? Foto: Buckenmaier

Die Nagolder Händlerschaft ringt um den richtigen Weg aus der Corona-Krise. Welche Aktionen sollen verfolgt werden?

Nagold - In einer Blitzumfrage des Nagolder Werberings zu diesem Thema sprachen sich 41 Prozent der Teilnehmer für einen weiteren offenen Brief an die Landesregierung aus. Eine Demonstration auf dem Vorstadtplatz, analog zur Aktion der Gastronomen, hielten 27 Prozent für das richtige Mittel, um auf die prekäre Situation des Einzelhandels aufmerksam zu machen. 18 Prozent der Teilnehmer an dieser Umfrage brachten eigene Ideen ein.

So werden auch in Nagold Stimmen laut, die eine Modellregion – wie in Tübingen – fordern. Die Spitze des Werberings, Christoph Leins und Petra vom Bovert, wollen nun gemeinsam mit Citymanagerin Anna Bierig das Gespräch mit dem OB suchen, "denn das muss von der Stadt initiiert, unterstützt und mitgetragen werden", heißt es von Seiten der Händlerschaft.

Ein Händler monierte in der Umfrage die unterschiedlichen Öffnungszeiten: "Es würde schon ausreichen, wenn alle Geschäfte normal auflassen würden und nicht um 17 Uhr schließen. Das ist unverständlich!" Werberingchef Christoph Leins kontert: "Wir müssen froh sein, dass wir momentan geöffnet haben und das auch entsprechend nutzen. Jeder einzelne Kunde, der vor einer verschlossenen Tür steht, ist einer zu viel!"

Auch einen weiteren Protestbrief hält Leins für nicht erfolgversprechend. Bereits vor Wochen hatten Einzelhändler und Gastronomen im Kreis in einer Sonderseite unserer Zeitung auf ihre missliche Lage aufmerksam gemacht: "Es ist nicht in erster Linie die Pandemie, die uns zu schaffen macht, sondern der politische Umgang mit uns Betroffenen und das beschämende Krisenmanagement unserer Regierung", hieß es darin. Alle Gutachten würden belegen, zuletzt auch das Gutachten des Robert Koch Instituts, wie gering die Ansteckungsgefahr im stationären Handel sei: "In keinem unserer Läden ist in den vergangenen zwölf Monaten, laut unseres Wissens, eine Ansteckung unserer Mitarbeiter oder Kunden durch den Aufenthalt in unseren Geschäften vorgekommen. Die Hygienemaßnahmen sind überdurchschnittlich."

Doch das Echo, so heißt es von Seiten des Werberings, sei "leider sehr ernüchternd". Lediglich die Landes-SPD reagierte auf den Aufschrei des Einzelhandels im Land und forderte die Landesregierung auf, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden als Ergebnis eines Runden Tischs zusätzliche Hilfsmaßnahmen zu beschließen, so SPD-Landeschef Andreas Stoch: "Es geht ganz einfach um Existenzen."

Einen weiteren offenen Brief als Handlungsoption will der Werbering nicht weiterverfolgen, "da wir nicht davon ausgehen, dass ein weiterer Brief mit weniger Unterstützern einen größeren Nutzen bringt."

Auch einen stillen Protest vor den Läden mit den Mitarbeitern – wie in Oberkirch praktiziert – wird es in Nagold wohl nicht geben. Nur 13 Prozent der Umfrageteilnehmer hatten sich für diese Option ausgesprochen.