Sie stellten sich den Fragen der Bürger, von links: Ralph Zimmermann, Bernhard Vollmer, Andreas Bronner und Konrad Faßnacht. Foto: Morlok

Wie sehr die Menschen der Region von der geplanten Schließung der Horber Geriatrie betroffen sind, zeigte sich bei einem Info-Abend der „Initiative Konrad Faßnacht“.

Ziel der Initiative ist es, dem Landrat sagen zu können: „Sie haben alle unterschrieben, schau dir mal die lange Liste an: Der Arzt, der diesen Unsinn nicht verstehen kann, die Frau, die nach der Hüftoperation hier wieder laufen gelernt hat und der Typ vom ersten Stock, der hier so nach dem Rechten sieht, sie alle verstehen nicht, warum man die Geriatrie schließen will.“

 

Die „gute Stube“ des Sportvereins war voll mit Menschen, die alle in irgendeiner Form bereits ihre meist guten Erfahrungen mit der Geriatrischen Reha gemacht hatten. Sei es direkt oder indirekt, meist über Angehörige. Menschen, die nicht akzeptieren wollen, dass diese Einrichtung geschlossen wird. Nicht wegen angeblichen 1,7 Millionen Euro Abmangel im Jahr. Eine Summe, zu der noch nicht einmal belastbare Zahlenwerte vorliegen.

Katrin Lohner, die Kunsttherapeuten der Geriatrischen Rehabilitation, warb für den Erhalt dieser Einrichtung Foto: Morlok

Lediglich die genannte Summe geisterte durch die Haushaltstrukturkommission, wie Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann, der als einziges Kreistagsmitglied an dieser Veranstaltung teilnahm, feststellen musste.

Zimmermann ist sauer

„Im März haben wir eine holzschnittartigen Vorlage im Kreistag auf den Tisch bekommen, in der sinngemäß stand, dass man die Horber Geriatrie entweder schließt oder innerhalb der nächsten vier Wochen einen anderen Betreiber findet.“

„So geht das nicht“, war sich Kreisrat Zimmermann sicher, der auch die Meinung vertrat, dass man die Finanzmisere, verursacht durch die KLF, nicht mit der Horber Reha-Einrichtung im Kontext sehen dürfe. „Das ist ein Ding der Unmöglichkeit“, wetterte Zimmermann. Er nannte die Geriatrie ein Kleinod und erinnerte daran, dass mit dem Bau des neuen Krankenhauses alles besser und effizienter hätte werden sollen, doch genau das Gegenteil passiert sei. „Es wurde hier ein Ziel definiert, ohne einen Weg vorzugeben“, prangerte er das Vorgehen der Verantwortlichen um Landrat Rückert an – das Herausbrechen der Geriatrie aus dem Gesamtkonstrukt KLF.

Viele Interessierte kamen zum Infoabend: Der Protest gegen die drohende Schließung der Geriatrischen Reha in Horb weckt Ängste. Foto: Morlok

Der Allgemeinmediziner Bernhard Vollmer, der als Bereitschaftsarzt in der Horber Einrichtung Dienst tut, hatte zusammen mit seinen Arzt-Kollegen Werner Bösch und Karl Herrmann ein Positionspapier verfasst, das als Petition nach Freudenstadt gegangen war. Darin werden keine Vorwürfe, sondern Lösungsvorschläge gemacht. Sein Appell an die Anwesenden: „Schwätzen Sie mit den Leuten, machen Sie deutlich, wie wichtig Ihnen die Geriatrie ist und dass wir sie uns nicht nehmen lassen wollen – fungieren Sie als Multiplikator, sammeln Sie Unterschriften und unterstützen Sie unsere Petition.“

Kreistagsmitglieder fehlen

Der Initiator der Protestaktion, der Talheimer Unternehmer Konrad Faßnacht, der sich selbst als „Praktiker, dem der Hut hochging“ bezeichnete, bedauerte, dass von den eingeladenen Kreistagsmitgliedern bis auf Zimmermann alle durch Abwesenheit glänzten. Ebenso die Gemeinderatsmitglieder.

Trotzdem werden die Befürworter für den Erhalt der Geriatrie immer mehr. Dies zeigte sich auch an diesem Abend. Einige der Teilnehmer erklärten sich spontan bereit, in ihren Stadtteilen Aufklärungsarbeit zu betreiben und dabei Unterschriften zu sammeln. „10.000 Unterschriften werden wir sicher zusammenbekommen“, sind sich die Macher sicher.

Angestellte berichtet

Wie wertvoll die Geriatrie für die Menschen ist, das unterstrich auch Kunsttherapeutin Katrin Lohner in einem abschließenden Statement, bevor man in eine Fragerunde einstieg.

Die Initiative will weitermachen und an der Sitzung des Horber Gemeinderats am 22. Juli dem Landrat einen heißen Empfang bereiten.

Stimmen aus der Versammlung

Andreas Bronner
als Sprecher der Senioren-Union, gab sich kämpferisch: „Wir wollen mit aller Macht um den Erhalt der Reha in Horb kämpfen“, rief er den Anwesenden zu und erhielt dafür Applaus. „Richtig ist, dass man am Freudenstädter Klinikum zwar eine Akut-Geriatrie aufbauen möchte, doch das wird nur funktionieren, wenn man dies in Kooperation mit der Horber Einrichtung macht. Hier gibt es 50 Betten, in Freudenstadt einige wenige. Hier gibt es gutes Personal, in Freudenstadt nicht –und man kann Fachkräfte nicht einfach von A nach B versetzten.“ Bernhard Vollmer
sagte: „Die Fachkräfte wandern dann ab.“ Er bezeichnete die Situation als „kurz vor dem medizinischen Abgrund“.

Stefan Merkle
Der Altheimer Ortschaftsrat und Vorsitzende des CDU-Stadtverbands gab zu bedenken, dass die Geriatrie nicht zu den Pflichtaufgaben des Kreises gehört.

Zum Thema „Nachhaltiges Denken“
warf ein Sitzungsteilnehmer ein, dass der Kreistag vor rund zehn Jahren die geriatrische Abteilung in Horb mit 14 Millionen Euro sanieren ließ. „Und jetzt schmeißt man das einfach weg – was soll das?“, so seine Frage.

Thomas Müller
, Direktor der Spitalstiftung und damit quasi Hausherr des Gebäudes, machte dazu klar, dass die KLF keinen Cent Pacht an die Spitalstiftung bezahle. „Wenn ihr renoviert, stellen wir euch das Gebäude kostenfrei zur Verfügung“, so der Deal damals.

Katrin Lohner,
Kunsttherapeutin, musste etwas frustriert feststellen, dass ihre Petition im Internet kaum Erfolg hatte. „Es ist toll, was ihr macht“, bekäme sie zwar oft zu hören, „doch das war’s“, so ihr Fazit.

Bernhard Vollmer
brachte das Problem, das noch lange nicht vom Tisch ist, auf Schwäbisch auf den kleinsten Nenner„Eifach Horb zumacha und mol guga, was no passiert – so isch doch koiner unterwegs.“