Mit diesem Plakat wird zum Protest aufgerufen. Foto: Dold

Mit der aktuellen Politik ist Oliver Haas – gelinde gesagt – nicht zufrieden. Damit ist er nicht alleine auf weiter Flur. Um dem Unmut Luft zu verschaffen, wurde nun in der Sulgener Max-Planck-Straße ein Plakat aufgestellt – mit 27 Unterzeichnern.

„Wir brauchen Widerstand“, heißt es dort. Und weiter: „Wir können die Ausblutung unseres hart erarbeiteten Wohlstands, unserer Bildung und unserer Gesundheit nicht mehr hinnehmen“. Scharf kritisiert wird die Ampel-Regierung („nicht mehr (er)tragbar“), deren Politiker als inkompetent und realitätsfern bezeichnet werden. Sie würden das Vaterland in den Ruin treiben, so die Befürchtung.

 

Was steckt dahinter? Oliver Haas bezieht auf Nachfrage unserer Redaktion Stellung: „Eines Morgens habe ich gedacht, ich muss mir meinen Ärger von der Seele schreiben“, sagt der Sulgener. Dabei habe er seinen Unmut in seinem Whatsapp-Status geteilt – und rasch viele Rückmeldungen von Menschen erhalten, die ähnlich denken.

Viel zu kritisieren

Schnell kam die Idee mit dem Plakat auf. Viele erklärten sich bereit, mit dem Namen zu unterzeichnen. Nun steht dieses seit zwei Wochen an der Max-Planck-Straße. „Wir sind alles ganz normale, unbescholtene Bürger“, sagt einer der Unterzeichner.

Mit dem Plakat soll vor allem der Unmut geäußert werden. Was genau kritisiert wird? „Wenn ich damit anfange, brauchen wir den ganzen Tag. Es gibt in der Politik wenig, was gut läuft“, bekennt Haas. Er verweist auf Probleme in vielen Bereichen: Kranken- und Rentenversicherung. Kinderbetreuung. Verkehrspolitik. Besonders gegen den Strich geht ihm der Ausstieg aus der Atomkraft. „Der Sinn ist gleich null, wenn dafür mehr umweltschädliche Kohlekraftwerke laufen, um angeblich grünen Strom zu produzieren“, sagt er. Zudem missfällt ihm, dass viel hierzulande erwirtschaftetes Geld ins Ausland geht.

Oliver Haas und seine Mitstreiter möchten mit dem Plakat zumindest Diskussionen anstoßen. „Die Welt werden wir damit nicht ändern“, glaubt er. Ganz wichtig ist ihm: „Wir wollen Werbung für die Demokratie machen und die Leute zum Wählen animieren. Es soll aber kein Wahlkampf für eine Partei sein“, sagt er. Also auch nicht für die AfD, wie einige Beobachter vermutet hatten.

Steuerliche Entlastung gefordert

Vielmehr soll es ein „demokratischer Widerstand“ sein. „Vielleicht agieren manche Politiker etwas vorsichtiger, wenn sie spüren, dass viele in der Bevölkerung anders denken“, lautet die Hoffnung von Oliver Haas. Die meisten Politiker seien aber von Lobbys getrieben, so seine Meinung. „Wir wollen aufrütteln“, sagt er über die mit dem Plakat verbundenen Absichten – denn es werde „ein Mist nach dem anderen produziert“. Vielmehr wäre es ihm wichtig, dass diejenigen, die brav ihre Steuern zahlten und das System am Laufen hielten, finanziell entlastet würden.

Die Deutschland-Fahnen wurden bewusst platziert. Foto: Dold

Zu den markant platzierten Deutschland-Fahnen auf dem Plakat sagt er: „In Frankreich hängen an vielen Häusern die Landesflagge“, erzählt er von seinem Kurzurlaub in den vergangenen Tagen. Gleiches gelte beispielsweise für die Schweiz oder Italien. „Wieso sollen wir das nicht auch dürfen?“, fragt er sich. Lediglich bei der Fußball-WM oder -EM sehe man Deutschlandfahnen zuhauf. Man dürfe Mut zum Nationalstolz haben, ohne gleich als rechts abgestempelt zu werden, meint er. Schließlich brauche man sich für Deutschland nicht zu schämen.

Viele Rückmeldungen erhalten

Rückmeldungen hat Oliver Haas jedenfalls schon etliche erhalten – die meisten waren positiv, aber naturgemäß gab es auch kritische Stimmen.

Eine konkrete Bewegung soll aus dem Ganzen nicht entstehen, Diskussionen sind jedoch willkommen. Eins steht aber bereits fest: „Die gleichen Plakate werden demnächst noch an mehreren Stellen in der Umgebung aufgestellt“, sagt Oliver Haas.