Rund 70 Albstädter Eltern und Kinder haben sich zum Protest vor dem Onstmettinger Hallenbad versammelt. Ihre Forderung ist klar: Zumindest ein Hallenbad offen halten, damit Kinder Schwimmen lernen können.
Albstadt-Onstmettingen - Tina Czerwonka reichts: Erst konnte ihre achtjährige Tochter wegen coronabedingten Schwimmbadschließungen keinen Schwimmkurs besuchen, nun fällt dieser auch für ihren vierjährigen Sohn flach. Für ihn habe sie lange um einen Platz in einem Schwimmkurs gekämpft – und als sie diesen endlich hatte, kam die Nachricht, dass die Albstadtwerke alle Hallenbäder schließen, um der drohenden Energiekrise vorzubeugen. Lediglich das Badkap bleibe geöffnet – doch das eignet sich laut der Onstmettingerin weniger gut für Schwimmkurse.
So wie ihr geht es noch vielen anderen Eltern und Kindern in Albstadt. Um ihrem Ärger Luft zu machen, haben sich rund 70 Personen vor dem Onstmettinger Schwimmbad mit Schildern, Transparenten und Schwimmtieren getroffen, um eine eindeutige Nachricht an die Albstädter Stadtverwaltung und die Albstadtwerke zu senden: "Lasst uns nicht untergehen!", "Rettet das Seepferdchen!" und "Jeder ertrunkene Nicht-Schwimmer ist einer zu viel" standen neben vielen weiteren Argumenten für das Offenhalten der Bäder auf den Schildern.
Erst Corona, dann die Energiekrise
"Wir haben bald eine Generation voller Nichtschwimmer", resümiert Czerwonka. Erst Corona, dann die Energiekrise. "Die Leidtragenden sind wie in der Coronakrise wieder die Kinder." Ihr und vielen anderen Eltern, die sich zum Pressetermin vor dem Onstmettinger Lehrschwimmbecken eingefunden haben, geht es nicht um das Vergnügen im kühlen Nass. Natürlich wäre es schön, wenn Familien am Sonntag gemeinsam ins Hallenbad könnten, doch die meisten Eltern haben Verständnis, dass die Albstadtwerke angesichts des Gasmangels handeln müssten. Doch das Wie ist die Frage.
Ihr Vorschlag: "Ein Bad ist besser als keins" – so stand es auch auf dem Schild, das ein Junge gebastelt hat. Czerwonka erklärt den Vorschlag, den die anwesenden Eltern aus fast allen Albstädter Ortsteilen gutheißen: Zufrieden wären sie, wenn man wenigstens ein Bad offenließe und dieses dann bestmöglich mit schulischem Schwimmunterricht und Schwimmkursen auslaste. "Das könnte man dann auch von den 28 Grad Standard auch auf nur 26 Grad erhitzen", warf ein Vater ein, der zudem an einen alten Slogan der Stadt Albstadt erinnert, der seinerzeit "Schwimm dich fit" lautete. Was ist daraus geworden?
Ein Bad ist besser als keins
Welches das auserkorene Schwimmbad sein könnte, darin sind sich die Eltern nicht ganz einig: In Onstmettingen müsste nur eine kleine Halle beheizt werden, außerdem liege es an jenem Stadtende, dessen Kinder Czerwonkas Meinung nach oft vergessen werden. Ein Vater findet das Ebinger Hallenbad geeigneter – das werde über ein Blockheizkraftwerk erwärmt und biete mehr Platz. Doch am Ende zählt für die Eltern nur eines: Ihren Kindern das Schwimmen beizubringen und diejenigen, die es schon können, vertrauter damit zu machen.
Die Wartelisten für Schwimmkurse sind lang
Czerwonka berichtet von ihren Erfahrungen als Mutter: "Die Wartelisten für die Kurse sind gerammelt voll." Rund 50 bis 150 Kinder warteten darauf, an einem Kurs teilnehmen zu können. Die coronabedingte Schließung der vergangenen beiden Jahre hätte dieses Problem verstärkt; mit der Bäderschließung im Winter kämen noch mehr Kinder auf die Warteliste – oder eben mehr Nichtschwimmer dazu. "Das sind mehrere 100 Kinder, die nicht Schwimmen lernen", sagt sie und verweist damit besonders auf den Sicherheitsaspekt. Die Nachricht, dass Ende Juni ein fünfjähriges Mädchen im Badkap ertrunken ist, haben die Eltern als Warnsignal aufgefasst.
"Wir lassen uns nicht unterkriegen"
Die Eltern haben noch weitere Bedenken: Was passiert mit den Bädern, wenn sie lange nicht benutzt werden? Der Verfall ist vorprogrammiert. Und kann man die Lehrkräfte nach mehreren Schwimmbadschließungen hintereinander überhaupt noch halten? Es gebe ja jetzt schon zu wenige.
Czerwonka, ihre beiden Kinder und die Albstädter Eltern, die sie über den Kindergarten und über einen Aufruf in Whatsapp zusammengetrommelt hat, erwarten von der Stadt Albstadt eine Reaktion auf ihren medialen Protest. "Wir lassen uns nicht unterkriegen" Dabei betont sie. "Uns geht es nicht, ob ein Bad mehr oder weniger leer steht, oder um den Badespaß", fasst Czerwonka zusammen. "Am Ende geht es um die Kinder und um Menschenleben."