Fracking und die Folgen: Matt Damon beschäftigt sich in „Promised Land“ mit der Verantwortung für die Schöpfung.
Ruhig dahingleitend schaut Gus Van Sant von oben auf das Herz Amerikas – jenes mythische gelobte Land, das einst armen Einwanderern die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben bot. Und auf deren Nachkommen, die nun ihr Erbe gegen Geld eintauschen können. Die USA streben nach Unabhängigkeit vom Öl und betreiben Fracking, Gasvorkommen tief unter der Erde werden aufgebrochen durch eingeschossenes Wasser und Chemikalien – mit Risiken für Umwelt, Mensch und Tier.
Matt Damon spielt Steve, den Verkäufer des Gaskonzerns Global, der mit seiner Kollegin Sue (Frances McDormand) in einer typischen Small Town versucht, den darbenden Farmern ihr Land abzukaufen – doch der fachkundige, pensionierte Ingenieur Frank (Hal Holbrook) kennt die Risiken und bringt die Leute gegen ihn auf – genau wie ein smarter, aber dubioser Umweltaktivist namens Dustin (John Krasinski), der mit Fotos von verendeten Kühen in Fracking-Zonen für Angst und Schrecken sorgt.
Ein mit Fingerspitzengefühl ausgesuchter Soundtrack begleitet die Handlung
Bald geht es in dem sauber inszenierten Drama um alles: Gemeinschaft, Heimat, Demokratie, Zukunft. Sein Bruder sei im irakischen Falludscha gefallen, sagt ein Farmer, geopfert fürs Öl – aber was soll er seinem Neffen sagen, wenn nun auch noch die Farm weg ist, die in der Familie über Generationen weitergegeben wurde? Dabei wirft die Landwirtschaft längst nichts mehr ab, die Leute leben mehr schlecht als recht von Agrarsubventionen, jeder könnte die Fracking-Millionen gut gebrauchen.
Ein mit Fingerspitzengefühl ausgesuchter Soundtrack begleitet die Handlung, „Guns, Groceries, Guitars and Gas“ (Waffen, Lebensmittel, Gitarren und Benzin) steht über einem Laden. Eine kleine, arme Idylle rechtschaffener Bürger führt dieser Film vor, die auszusterben droht. Das Mädchen am Limonadenstand möchte nicht einmal ein paar Cent Rausgeld behalten – ein gut gesetzter Kontrast zu gut bezahlten Verkäufern und Managern, die mitnehmen, was geht.
Frank redet Steve ins Gewissen: Amerika brauche die Fähigkeiten patenter Männer, die nicht nur aufs Geld schauten. Und als würde eine Macht von oben das genauso sehen, knallt Steve beim verregneten Global-Fest prompt das Firmenbanner auf die Windschutzscheibe. „Es ist nur ein Job“, sagt Sue, als Steve sich zum Local Hero wandelt. Der gleichnamige Film von 1983, in dem eine Ölfirma ein schottisches Dorf kaufen wollte, hat Matt Damon beeinflusst, der gemeinsam mit John Krasinski das Drehbuch selbst verfasst hat.
Sie ergreifen nicht eindeutig Partei, überlassen es den Zuschauern, sich ein Urteil zu bilden. Erstaunlich unpatriotisch und universell richten sie den Fokus auf die Verantwortung für die Schöpfung – eine christliche Fragestellung, die keinen aufgeklärten Menschen kaltlassen kann.