Die Fahrradwerkstatt der Freundeskreis Flüchtlinge erfreut sich in Lahr weiterhin großer Beliebtheit. Nach einem Rückgang pendelten sich Angebot und Nachfrage wieder ein. Zudem konnten die Ehrenamtlichen das Projekt weiterentwickeln, um es effizienter zu gestalten – und sicherer gegenüber Langfingern.
Ob es auch im Jahr 2024 wieder eine Fahrradwerkstatt mit und für Migranten im Schlachthof Jugend & Kultur geben würde? Diese Frage stellte sich Anfang des Jahres. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch völlig offen, ob wieder genügend Flüchtlinge ehrenamtlich bei dem Projekt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr mitarbeiten würden. Schon im Laufe des März zeigte sich dann aber: Es gibt wider Erwarten kein Personalproblem. Also konnte das Projekt auch im nunmehr dritten Jahr wieder anlaufen, wie der Freundeskreis Flüchtlinge informiert.
In der Mitteilung blicken die ehrenamtlichen Helfer auf die Geschichte ihres Projekts zurück. War es anfänglich – im Jahr 2022 – nur eine kleine Gruppe von vier türkischen Flüchtlingen, die in der Werkstatt Fahrräder reparierte, gibt es heute in der WhatsApp-Gruppe Fahrrad-Werkstatt 2024 insgesamt 24 Personen, auf die zurückgegriffen werden kann. Dabei handelt es sich nicht mehr nur um Türken. Mit dabei sind auch Ukrainer, Syrer und ein Palästinenser. Auch die deutsche Projektleitung ist gewachsen – von einem Leiter am Anfang zu einem dreiköpfigen Orga-Team heute, so der Freundeskreis.
Grund für die anfänglichen Sorgen in diesem Jahr: Das Werkstatt-Team hatte sich im Spätsommer 2023 merklich ausgedünnt. Und das kam so, schildert der Freundeskreis: Etlichen der türkischen Flüchtlinge war es gelungen, ihre Familien aus ihrer Heimat nach Lahr zu holen. Von da an kümmerten sie sich bevorzugt um die Integration von Frau und Kindern als um reparaturbedürftige Fahrräder. Bei den verbliebenen Teilnehmern des Projekts gab es Bedenken, ob es 2024 wohl zu einer weiteren Fahrrad-Werkstatt kommen würde.
Dessen ungeachtet traf sich das deutsche Orga-Team vorsorglich schon einmal im Januar dieses Jahres, um Verbesserungen des Projekts zu besprechen. Und die waren notwendig. Im Jahr 2023 gab es nur den Samstag, an dem alles gleichzeitig passierte, was die Fahrrad-Werkstatt ausmacht: Spenderinnen und Spender brachten ihre Räder, Migranten warteten darauf, Räder zu bekommen und waren so manches Mal geneigt, den Spendern die Räder direkt abzunehmen, ohne dass sich ein Mechaniker der Werkstatt von der Fahrtüchtigkeit des Fahrrads überzeugt hätte. Migranten brachten an solchen Tagen oft auch noch ihre Fahrräder zum Reparieren. Die Folge: Viele Menschen im Hof des Schlachthofs, unübersichtliche Lage.
Entzerrung führte zum gewünschten Ergebnis
Deswegen lautete das Ziel Entzerrung. Und das sah dann konkret so aus: Fahrrad-Spenden wurden nun mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr entgegen genommen. Die Abgabe von Rädern an Flüchtlinge wurde am Samstag auf 10 Uhr angesetzt, die Werkstatt arbeitete am gleichen Tag von 11 bis 13 Uhr.
Fazit nach einem Vierteljahr: Das neue Konzept funktionierte, blickt der Freundeskreis in der Mitteilung erfreut zurück. Der erste Spendentermin im April hatte ein Rekordergebnis zur Folge. Es waren in nur eineinhalb Stunden sage und schreibe 45 Fahrräder aller Art in den Schlachthof gebracht worden. Die Menschen standen im Hof des Areals teilweise Schlange, um ihre Spenden loszuwerden.
Beim deutschen Orga-Team, das die Spenden-Termine am Mittwoch übernommen hatte, brach ein Hochgefühl aus – das allerdings kurz darauf wieder einen Dämpfer bekam. Denn einige der reparierten Räder, die angekettet im Hof standen, wurde gestohlen. Diebstahl hat bei diesem Projekt des Freundeskreises im Übrigen eine unschöne Tradition. Es verging bislang kein Jahr, in dem nicht mindestens ein paar Räder auf diese Weise abhanden kamen. Das Team des Schlachthofs hat dem Projekt-Team inzwischen einen verschließbaren Raum zur Verfügung stellen können, um die Räder dort zu lagern. Die Diebstähle gehören jetzt also der Vergangenheit an.
Angebot und Nachfrage pendelten sich wieder ein
Dann stellte der Freundeskreis aber gleich das nächste Problem fest: Zu Beginn der Sommerferien stagnierte die Zahl der Fahrrad-Spenden merklich. Die Zahl der Kunden war zunächst noch unverändert hoch, bald blieben aber auch sie aus. Es sah ganz danach aus, als würde das Projekt nun ausschleichend ein vorzeitiges Ende nehmen. Inzwischen haben sich Angebot und Nachfrage aber wieder eingependelt. Die Räder, die reinkommen, finden unmittelbar wieder dankbare Abnehmer. Nach dem Willen der Organisatoren könnte es nun so weiterlaufen – bis zum Ende des Projekts Ende September.
Termine
Die Fahrrad-Werkstatt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr nimmt samstags, 10 bis 13 Uhr, Fahrrad-Spenden im Schlachthof Jugend & Kultur, Dreyspringstraße 16, entgegen. Die Räder sollten noch gut erhalten und nicht zu alt sein, bittet der Freundeskreis. Willkommen sei auch Zubehör, wie Helme, Schlösser, Körbe oder Kindersitze und Ersatzteile. Die Werkstatt befindet sich im Gebäude rechts des Bistros.