Ja, es gibt sie durchaus. Die Geistesblitze. Jene Gedanken, die eine Lösung eines Problems ermöglichen. Wie das Projekt Schulhaus in Wellendingen. Mit Blick auf Sanierung oder Neubau.
Wellendingen - Die Ausgangslage stellt sich ziemlich genau ein Jahr nach der Beauftragung des Büros Hitzler Ingenieure (Stuttgart) sowie diversen Vorbereitungssitzungen und einer Schulhausbesichtigung in Konstanz Ende Oktober wie folgt dar. Der gewünschte Architektenwettbewerb in Sachen Neubau oder Sanierung der Neuwiesschule könnte starten.
Die derzeit berechneten Kosten schenken sich gegenseitig wenig: Neubaukosten 13,4 Millionen Euro; Generalsanierung Bestand 12,5 Millionen Euro. Kurz: Zahlen, die selbst für die potente Gemeinde Wellendingen eine gewisse Herausforderung darstellen. Doch diese ist nicht die einzige.
Pausenhof nicht im Norden
Während der Bauarbeiten wollen ja die Grundschüler, die Klassen 1 mit 2 sowie 3 mit 4 weiterhin unterrichtet sowie pädagogisch betreut werden. Das bisher mit gewissen Sympathien favorisierte Modell, Neubau im Bereich Pausenhof, stößt bei Armin Klaiber auf keine Gegenliebe.
Denn diese Variante, Kubatur 60 mal 25 Meter, bedeute, dass der Pausenhof künftig im Norden angesiedelt werden müsste. Da würden dann keine Kinder spielen. Bürgermeister Thomas Albrecht verdeutlicht: Kein Mensch baue ein Haus im Süden und den Garten im Norden.
"Drama" mit Tribüne
Klaiber und Albrecht erinnern ebenso an das "Drama" mit der fehlenden Tribüne in der Neuwies-Halle. Diese wurde seinerseits wegen 500 000 Mark nicht gebaut, doch noch heute reden die Leute darüber. Und so etwas könnte nun mit der Schule erneut blühen. Über die Mehrkosten würde vielleicht einige Zeit diskutiert, doch der Standortmakel bliebe, so lange die Schule dort stehe.
Generationengerechtigkeit
Überhaupt das Geld. Für den Bürgermeister bedeutet Generationengerechtigkeit eben auch, dass so ein großes Projekt dann halt über zwei oder drei Jahrzehnte finanziert werde und nicht innerhalb kürzester Zeit. Denn sonst würde sich die Gemeinde selber das Leben erschweren. Ein Punkt, den Ortsvorsteher Andreas Muschal mit Blick auf andere Projekte in den kommenden Jahren wie Kanalsanierungen ebenfalls anspricht. Seine Idee der zwei Bauabschnitte, also Teilung der Kosten, wird registriert.
Standortfrage gestellt
Bewegung in die Diskussion bringt Thomas Schauber, der schließlich beim Abwägen die Standortfrage stellt. Zwar nicht unbedingt Richtung Wilflingen oder Schömberg, aber durchaus im Bereich, wo die Schule seit etwa 60 Jahren existiert. Also in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kindergarten, Festhalle, Sporthalle, Lehrschwimmbecken. Und dann ist es nicht weit zu drei möglichen Standorten: Kreisverkehr nebst angrenzende Gärten (also Privatgrund und deshalb noch zu erfragen), Festwiese und Brunnenwasen.
Nun prüft der Ingenieur
Dies führt schließlich dazu, dass Tim Steffen (Hitzler Ingenieure) diese drei Standorte prüfen soll, ob seine bisherigen Planungen und Berechnungen mit ihnen konvenieren könnten. Möglicherweise im April kommt er dann wieder in den Gemeinderat, trägt vor und das Gremium kann dann den Architektenwettbewerb auf den Weg bringen.
Keine Eile vorhanden
Ein Pluspunkt ist, dass grundsätzlich keine Eile für das Vorhaben vorhanden ist. Mit Blick auf Untersuchungen des aktuellen Gebäudes; auch unter dem Gesichtspunkt Brandschutz, wie Gabriele Leins erfährt. Die größte Schwäche des Gebäudekomplexes ist, wie seit Jahren bekannt, sein Gier nach Energie.
Bürgermeister und Gemeinderäte streben mit dem Architektenwettbewerb das gute Gefühl an, zur rechten Zeit einen fertigen Plan in der Schublade zu haben, um dann starten zu können. Der Schultes erinnert an 2009 und die Ortsdurchfahrt. Da hatte die Gemeinde bereits Pläne und konnte im Zuge der damaligen weltweiten Krise und den Geldern, die die Regierung zur Verfügung stellte, sofort Zuschüsse beantragen und loslegen.
Ein Blick zurück
Auch eine weitere Anmerkung will an diesem Abend nicht verschwiegen werden. So erinnert Armin Klaiber daran, dass es die Schule eigentlich schon längst nicht mehr geben dürfte, so schlecht wie diese seit Jahrzehnten gemacht worden sei.
Die finanzielle Lage
Und noch ein Punkt darf in diesem Zusammenhang gerne erwähnt werden: die finanzielle Lage der Gemeinde. Beim Blick auf die Gemeindefinanzen nach dem vierten Quartal stellt der Bürgermeister erfreut fest, dass sich die Gewerbesteuereinnahmen bei 4,65 Millionen Euro bewegen. Also deutlich besser als der Ansatz (3,5 Millionen Euro) nach dem ernüchternden Jahr 2021 (2,875 Millionen Euro).
Kaum noch Schulden
Außerdem: Zwar musste ein Kassenkredit (1,5 Millionen Euro) aufgenommen werden, um liquide zu bleiben. Doch dieser soll, wie vorgesehen, im ersten Halbjahr getilgt werden. Und: Die Schulden seien heruntergefahren auf 360 000 Euro. Zwei der drei Kredite (investiv) sollen in 2023 auslaufen.
Somit ist es nachvollziehbar – generell und mit Blick auf die Infrastruktur der Gemeinde –, dass Thomas Albrecht feststellen kann: "Wir stehen super da!"