„Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, schwärmt die Leiterin der Tourist-Info Calw. Der „Bund für Baumhaustechniker“ bezieht indes Stellung zur Kritik, das Projekt sei kein wirklich gutes Projekt in Sachen Umweltbildung und Naturschutz.
Wieso am Sonntag zur besten Spaziergehzeit außergewöhnlich viele Menschen beim Wildschweingehege auf dem Wimberg unterwegs waren, hatte einen Grund: Es wurde ein Baumhaus offiziell eingeweiht. Beim nahegelegenen Grillplatz wurde danach weiter gefeiert.
Ein Baumhaus einweihen? „Baumhaus“ klingt eigentlich trivial. Doch ist es kein gewöhnliches Baumhaus, das nun in der Nähe des Wildschweine-Stegs zwischen drei Bäumen in der Luft hängt. Sondern eines, das ab sofort für 89 Euro pro Nacht gebucht werden kann.
Das Ziel: ein Baumhaus-Wanderpfad
Hinter dem Ganzen steckt der gemeinnützige Verein „Bund für Baumhaustechniker“. Dieser setzt sich für Natur- und Umweltschutz, Chancengleichheit, Barrierefreiheit und Teilhabe ein.
Der für die Baumhaus-Technik verantwortliche Tobias Weißenmayer erklärte in seiner Eröffnungsrede, dass der neun Jahre alte Verein sich zum Ziel gesetzt habe, einen Baumhaus-Wanderpfad zu schaffen. Dann wandert man von Baumhaus zu Baumhaus. Gemeinsam mit Partnern aus Gemeinden, Vereinen, Bauernhöfen, Waldbesitzern, Firmen, Hotels und weiteren möchte man mit diesem Baumhaus-Wander-Pfad ein Mitmachprojekt kreieren und möglichst viele Attraktionen wie Schwimmbäder, Waldklettergärten, Restaurants, Mini-Golf-Plätze einbinden.
Grund genug für die Leiterin der Städtischen Tourist-Info Calw, Manuela Röskamm, diese Eröffnung mitzufeiern. „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Denn für den Tourismus und unsere Wanderregion ist es ein absolutes Highlight, den Gästen so etwas anbieten zu können, was zusätzlich naturverträglich ist.“
Weißenmayer ging mit einigen Worten auf den vergangene Woche im Schwarzwälder Boten veröffentlichten Leserbrief ein. Dieser hatte das Projekt unter anderem mit Blick auf die Baustoffe und den „eventgesteuerten Umbau der Ökosysteme“, der Lebensräume zerstöre, kritisiert. Umweltbildung und Naturschutz könnten besser umgesetzt werden.
„Ich finde es absolut gut, dass kritische Stimmen geäußert werden. Es muss ja nicht jeder einer Meinung sein“, sagte Weißenmayer.
Zu 100 Prozent recycelbar
Die kritisierten Kunststoffscheiben seien zu 100 Prozent recycelbar. In den Baumhäusern könnten Menschen den Zugang zur Natur erleben, ohne Fläche oder Energie zu verbrauchen. Handy-Station und Licht würden aus einer Solarzelle gespeist. Werde dies mit der umweltfreundlichen Beschäftigung „Wandern“ verknüpft, werde ebenfalls kein CO₂ verbraucht. Die Bäume im Umfeld sollen besonders gepflegt werden, damit das Baumhaus so lange wie möglich erhalten bleibt.
Weißenmayer dachte bei seinen Ausführungen an die Hauptpersonen bei diesen Projekten: die Jugendlichen, die unter Ägide des Vorstands-Teams Nils Walter und Verena Ullmann von einem Team aus Pädagogen, Psychologen, Jugendleitern, Ingenieuren, Kletterern, Baumpflegern und vielen weiteren angeleitet würden. „So gesehen, ist es ein großer Beitrag, indem man Kinder und Jugendliche auf solch einem Weg an die Natur heranführt.“ Letztendlich diene auch dieses geschaffene Bewusstsein dem Natur- und Umweltgedanken.
30 000 Euro von der Postcode Lotterie
Ein weiteres Beispiel, was die Kinder lernen durften: den Umgang mit Zecken und den damit verbundenen Gefahren. So kam auch Alexandra Leutenstorfer vom Borreliose und FSME Bund Deutschland nach Calw.
Weißenmayer: „Natürlich kosten solche Angebote auch Geld. Wir sind sehr dankbar für 30 000 Euro, die wir von der Postcode Lotterie erhalten haben.“ Ein Crowdfunding auf dem Wimberg brachte eine weitere fette Summe. Hierbei sammelten mehr als 30 Kinder fast 22 000 Euro Spenden ein.
Weitere Informationen: www.baumhaustechniker.org