Das Familienunternehmen Sülzle realisiert den Green Innovation Park mit Partnern. Von links: Sebastian Palmer, Stephan Voglmann, Gerhard Wittfeld, Heinrich und Andreas Sülzle, Steffen Szeidl, Patrick Schneckenburger und Franco Gola Foto: Steinmetz

Wirtschaft: Andreas und Heinrich Sülzle stellen den Green Innovation Park in Vöhringen vor

Aus einer alten Industriebrache entsteht ein Gewerbegebiet der Zukunft: Das Familienunternehmen Sülzle realisiert auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei in Vöhringen den Innovationscampus "Green Innovation Park" (GIP). Das Gebiet ist erschlossen, Baubeginn soll im kommenden Jahr sein.

Vöhringen/Rosenfeld. Die geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens mit Hauptsitz in Rosenfeld, Andreas und Heinrich Sülzle, stellten das zukunftsweisende Vorhaben am Donnerstag erstmals der Öffentlichkeit vor. Vorausgegangen sind jahrelange Planungen und Überlegungen. "Wir spüren den Umbruch, leben in einer spannenden Zeit. Alles wird sich in den nächsten zehn Jahren verändern. Wir als Unternehmen wollen Teil der Transformation sein und sie aktiv gestalten", erklärte Heinrich Sülzle den Hintergrund des Projekts.

Der Campus soll zukunftsorientierten Firmen aus den Bereichen Energie, Bau, Ökologie und Digitalisierung zur Verfügung stehen. Sülzle nannte als Schlagworte miteinander leben und arbeiten, Innovation, Digitalisierung und vor allem Nachhaltigkeit, worauf auch das Gesamtkonzept von der Erschließung bis zu den Gebäuden ausgelegt ist. "Wir haben die große Herausforderung, die Welt zu erhalten", sagte Heinrich Sülzle. Dafür will das Rosenfelder Familienunternehmen, das in Deutschland und Frankreich 1000 Mitarbeiter beschäftigt, eine Plattform bieten. Gesucht wird dabei die Nähe zu den Hochschulen und Firmen der Region.

Der Green Innovation Park umfasst zehn Hektar, von denen acht Hektar bebaut werden können. Der Campus soll zentral gemanagt werden. Geplant sind unter anderem eine Energiezentrale, Büroflächen für Start-up-Unternehmen, ein Boarding House für Übernachtungen, soziale Einrichtungen mit einem Kindergarten, Labore und Forschungseinrichtungen und ein Parkhaus. Außerdem erhält der Park ein eigenes Rechenzentrum.

Die Planung soll eine Antwort auf die Klimakrise sein. Steffen Szeidl, Geschäftsführer des Beratungs- und Planungsunternehmens Drees und Sommer, sprach von einer individuellen Architektur mit einem modularen Ansatz. Es werde schon jetzt überlegt, wie eine spätere Umnutzung der Gebäude möglich sein könne. Ein besonders Augenmerk liegt dabei auf dem Material. Ziele seien Ressourcenschonung, Kosten- und Bauzeitreduzierung.

Die Gebäude kennzeichnet ein durchgehendes grünes Band. Sowohl an den Fassaden als auch auf den Dächern werde sich üppiger Bewuchs entwickeln, erklärte Architekt Gerhard Wittfeld. Er zeigte Dachflächen, die wie Gärten gestaltet sind.

Neue Wege gehen die Planer auch bei der CO2 freien Energieversorgung durch Photovoltaikanlagen, Geothermie als Basis, dezentrale Wärmepumpen, Kraft-Wärme-Kopplung, Pellet- und Erdgaskessel. Auch das werde modular aufgebaut, erläuterte Patrick Schneckenburger von E.ON Energy Solutions. Der selbst produzierte Strom dient dem Eigenbedarf. Überkapazitäten im Sommer sollen dann aber auch für die Erzeugung von Wasserstoff verwendet werden, ergänzte Franco Gola, Geschäftsführer von Bayernwerk Natur. Der Wasserstoff könne gespeichert und dann vor Ort genutzt werden. "Es wird ein Leitprojekt für die Region", ist sich Gola sicher. Heinrich Sülzle denkt dabei an die Automobilzulieferer, die sich ebenfalls transformieren müssten.

Ausgestattet wird der Green Innovation Park zudem mit einer digitalen Infrastruktur, die die Menschen durch eine intelligente Gebäudeautomation vernetze. Darüber berichtete Stephan Voglmann, Geschäftsführer von Phoenix Contact. Die Bebauung erfolgt, bis zum geplanten Abschluss im Jahr 2030, in zwei Abschnitten. 40 Prozent der nutzbaren Flächen sind für Büros, 60 Prozent fürs Gewerbe vorgesehen.

Natürlich stellte sich während der Pressekonferenz die Frage nach dem Investitionsvolumen. Heinrich Sülzle teilte dazu mit, dass bereits ein zweistelliger Millionenbetrag investiert worden ist. Für Planung und Bau des Campus I und II sowie die Energiezentrale und das Rechenzentrum werden die Kosten auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. 600 Arbeitsplätze könnten im ersten Bauabschnitt durch Firmenansiedlungen geschaffen werden.

Auf jeden Fall wird sich das Unternehmen Sülzle selbst ansiedeln. Heinrich Sülzle versicherte jedoch, dass sich am Standort Rosenfeld nichts verändern werde. Die ersten Partner für den GIP habe man bereits gefunden, darüber hinaus gebe es noch genug Platz. Die Branchen lasse man offen, wichtig seien jedoch der Nachhaltigkeitsgedanke und die Transformation. "Wir möchten den Park ganzheitlich betreiben und daher keine Grundstücke verkaufen", informierte er.

Klaus-Dieter Thiel, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung im Kreis Rottweil, signalisierte, dass mittelständische Betriebe Interesse an einer Beteiligung hätten. Hermann Kopp, erster Landesbeamte im Kreis Rottweil, bezeichnete das Sülzle-Projekt als "wichtiges Zeichen für Innovation und Aufbruch in der Region". Ein "herzliches Willkommen" richtete auch die Industrie-und Handelskammer aus. "Es ist das attraktivste Gewerbegebiet Europas", stellte mit seinem Schlusswort Stephan Voglmann fest.