Pfarrer Odoeme bei einem Besuch der Schulkinder in Nigeria. Foto: Odoeme

Die katholischen Kirchengemeinden setzen sich für Bildung in Nigeria ein und bauen Schulen. Denn: "Gebildete Kinder flüchten nicht nach Europa." Mit einer Aktion soll auf das Projekt aufmerksam gemacht werden.

Rottweil/Wellendingen - Kindern eine Perspektive für die Zukunft zu ermöglichen, sei der Schlüssel, den Flüchtlingsstrom aus Afrika aufzuhalten, sagt Paul Odoeme, Pfarrvikar in der katholischen Seelsorgeeinheit Abba, Rottweil. Vor 15 Jahren stellte er, damals als Pfarrer in Nagold, seine Vision, den Bau einer katholischen Sekundärschule, vor. In Ugwaku, einer kleinen Gemeinde im Südosten von Nigeria, sollte die Chance auf Bildung für die Kinder verwirklicht werden.

Mit der Gründung des Vereins "Kinderhilfe Ugwaku Nagold" kam die Unterstützung in Bewegung. Vor zehn Jahren wurde das erste Projekt, eine Sekundarschule, eingeweiht. Um auch Kindern aus entfernten Gebieten des Landes den Unterricht zu ermöglichen, folgte im nächsten Schritt der Anbau für Schlafräume und eine Mensa. Insgesamt konnten 120 Mädchen und 140 Jungen in den Unterkünften aufgenommen werden, berichtet Pfarrer Odoeme. Willkommen seien Kinder aller Konfessionen.

Nigeria kenne nur zwei Schultypen. Die Sekundärschule ist eine fortführende Schule, die ab der sechsten Klasse beginnt und mit dem Abitur beendet werden kann. Die Einschulung erfolge aber in einer Primärschule.

Sehr schnell sei klar geworden, dass der Unterricht der staatlich geführten Primärschulen den Anforderungen der neu errichteten katholischen Sekundärschule nicht gerecht werde. "Der Unterricht in den Primärschulen war einfach zu schlecht", so Pfarrer Odoeme. Es hätte mühsam nachgeholt werden müssen, was in den staatlichen Schulen versäumt wurde. Das nächste Projekt musste geboren werden. Mit einem Zuschuss von 49 000 Euro aus dem Bundesministerium für Entwicklungs- und Zusammenarbeit und weiteren Spenden konnte 2019 neben der Sekundarschule eine katholische Primärschule errichtet werden.

Auch werden Fotovoltaikanlagen auf den Dächern Platz finden, mit denen die Unterhaltungskosten gesenkt und die Umwelt geschont werden könnten, freut sich Odoeme über das Projekt, das inzwischen mehr als 600 Schülern eine qualifizierte Ausbildung ermöglicht und mit einem Sportplatz auch Freizeitmöglichkeiten anbieten kann.

Die Kinder seien "unendlich dankbar", weiß der Pfarrer, was sich auch an ihrem Lerneifer messen lasse. Bildung sei der einzige Weg in eine selbstbestimmte Zukunft, betont Odoeme. Er selbst habe Glück gehabt. Er sei wie sein Bruder ein guter Schüler geworden, weil er Einrichtungen besuchen konnte, die aus Spenden hervorgingen und seine Eltern ihn auf dem Weg begleitet hätten. "Ohne diese Hilfen wäre das Land längst untergegangen".

Für nigerianische Kinder, die dieses Glück nicht hätten, blieben nur zwei Wege: dem korrupten Vorbild des Landes zu folgen oder die Flucht nach Europa anzutreten. Beides wolle er mit seinen Bildungsprojekten verhindern. "Es darf nicht sein, dass Menschen im Meer ertrinken", schüttelt Odoeme den Kopf. Es sei ihm ein Anliegen, der jetzigen Generation den Unterschied zwischen Recht und Unrecht zu lehren. Ein Kampf, den er entschlossen führe, um den Kindern Nigerias eine Chance zu bieten.

Lebensperspektive für handwerklich Begabte

Um auch handwerklich begabten Kindern einen Weg aufzuzeigen, soll der Primär- und Sekundärschule noch eine Berufsschule angegliedert werden. Mit Spendengeldern konnten bereits 45 Prozent der Gesamtkosten von 560 000 Euro gedeckt werden. Im Frühjahr soll mit dem Bau begonnen werden.

Gemeinsam mit einem Teil der Seelsorgeeinheit Abba aus Wellendingen, Wilflingen, Feckenhausen und Zepfenhan hoffe er auf die weitere Unterstützung des Projekts. Während der Ausbildung würden die Jugendlichen lernen, wie sie eigenständig für sich selbst und andere sorgen könnten. Etwa durch gezielte Bewirtschaftung des Ackerbodens, den Bau von Häusern oder das Nähen von Kleidungsstücken.

Damit könne eine Lebensperspektive fern von Hunger, Abhängigkeit und Angst geschaffen werden. Die Seelsorger-Gemeinschaft will auf das Projekt unter dem Motto "5000 mal 50" aufmerksam machen. Es werde garantiert, dass Spenden zu 100 Prozent in die Finanzierung der Projekte fließen.