Sehr schick: Der Kaiser steht auf neue Kleider. Foto: Thomas Fritsch

Des Kaisers neue Kleider – die neue Kollektion: Am Wochenende gab es im Nagolder Kubus Theater. Eine bunte Truppe hat aus Andersens Märchen mit viel Musik ein Stück für die ganze Familie gemacht.

So etwas hat Nagold noch nicht gesehen, so ein Theaterstück. Ebensowenig wie die Welt solche Kleider noch nicht gesehen hat – diese Kleider. Des Kaisers neue Kleider. Eine vielfältige Theatertruppe hat das Märchen von Hans Christian Andersen am Wochenende im Kubus neu inszeniert – witzig, bunt und musikalisch golden eingerahmt.

Am Freitagabend war Premiere, Samstag und Sonntag gab es nachmittags je eine Vorstellung. Für das musikalische Märchen haben sich die Musikschule Nagold, das Otto-Hahn-Gymnasium Nagold und die Jugendkunstschule Oberes Nagoldtal zusammengeschlossen.

Das Jugendorchester Foto: Thomas Fritsch

Alles in allem haben 74 Leute an der Inszenierung mitgewirkt, allein am enorm aufwändigen Bühnenbild haben 22 mitgearbeitet, das Jugendorchester unter Leitung von Ashley Pöndl und Christine Wald zählte 31 Köpfe. Auf der Bühne sieben Schauspielerinnen und Schauspieler, die ihre Rollen meisterhaft ausgefüllt haben. Da wären zunächst der Kaiser (gespielt von Till Niklas Köbele) und die Kaiserin (Juliane Neumann), beraten vom 1. Minister (Daniel Ghasemi alias Serge). Und dann die beiden als Spitzbuben und Pseudoschneiderinnen verkleideten jungen Frauen Salma (Christina Lang) und Enita (Leonie Dengler). Und, nicht zu vergessen, stets eilig mit einem Spiegel zur Stelle, die beiden Kammerdienenden (Charlotta Hinz und Kenny Petermichl).

Sieben Akteure auf der Bühne

„Mode muss neue Wege beschreiten“

Dieser Kaiser denkt an nichts außer an sein Äußeres („Niemand hat so schöne Kleider wie ich“) und braucht wieder etwas Neues, Besonderes („Mode muss neue Wege beschreiten“). Aufgrund einer Zeitungsannonce („Neue Kollektion gesucht“) melden sich die beiden Schneiderlein. Die kapieren schnell wie es am Hofe steht: ein dummer, eitler Herrscher, ein unterwürfiger 1. Minister, eine ziemlich schlaue Kaiserin, die zwar durchblickt, aber wenig zu sagen hat. Und wenn es schon um Kleider geht, bleibt nicht verborgen, dass die Kaiserin in jeder Szene ein anderes prächtiges Kleid trägt.

Nadia Dellagiacoma führt Regie

Den beiden Modeschaffenden gelingt es also, den Kaiser und den halben Hofstaat mit Stoffen, die angeblich eine „wunderbare Eigenschaft“ haben, über den Tisch zu ziehen: „Nur wer gescheit ist und für sein Amt taugt, kann sie sehen“.

Regie bei dem Stück führte Nadia Dellagiacoma. Die Konzeption lag bei Christian Pöndl, Leitung Musikschule, und Clara Le Guellec, Leitung Jugendkunstschule. Die Songs und den Text hat Rafael Hummel geschrieben, modernisiert und mit aktuellem Witz angereichert.

Die Musik kommt natürlich nicht zu kurz

Da es sich um ein „musikalisches Märchen“ handelte, kam während der gesamten Aufführung die Musik nicht zu kurz. Zwischen den recht kurzen Szenen spielte das Nagolder Jugendorchester, außerdem gab es rapähnliche Stücke, Sprechgesang, dargestellt vom 1. Minister und vom Kaiser persönlich.

Am Ende schließlich der Trommelwirbel, der den alles entscheidenden Satz eines Kindes ankündigte, als sich der Kaiser im neuen Gewand dem Volke präsentiert: „Mama, Papa, der Kaiser hat ja gar nichts an“.