Das Mühlenareal in Bad Liebenzell (Archivbild) Foto: Krokauer

Der Stadtfriedhof braucht mehr Gräber. Deshalb ändert der Bad Liebenzeller Gemeinderat die Planung des benachbarten Mühlenareals ab. Doch wird das Großprojekt überhaupt noch umgesetzt?

Es ist schon vier Jahre her, dass die Stadt Bad Liebenzell in einem Wettbewerb einen geeigneten Architekturentwurf für das Mühlenareal aussuchte. Den Zuschlag bekamen der Stuttgarter Architekt Daniel Schönle und der Landschaftsarchitekt Michael Hink aus der Heilbronner Region.

 

Doch seither ist auf dem Areal wenig passiert. Lediglich ein paar temporäre Parkplätze am unteren Ende hat die Stadt realisiert.

Es fehlt Sauerstoff

Nun stand das Mühlenareal im Gemeinderat wieder auf der Tagesordnung. Allerdings nicht, weil es nun endlich mit dem Bau losgeht. Die Verwaltung wollte die Pläne der Architekten abändern. Denn die Kommune muss den an das Areal angrenzenden Stadtfriedhof vergrößern. Der Grund: Die Stadt braucht perspektivisch mehr Gräber.

Auf dem Waldfriedhof sind seit zwei Jahren keine Erdbestattungen in neuen Gräbern mehr möglich. Das liegt am dortigen Boden. Der ist zu nass, es fehlt Sauerstoff. Die Körper können deshalb im Erdreich nicht mehr verwesen.

Schönle stellte im Gemeinderat seine neuen Pläne für das Mühlenareal vor. Dem Friedhof wird lediglich ein kleiner Teil im Norden des Areals zugeschlagen. Doch für Schönle bringt das größere Änderungen mit sich. So werden nämlich aus vier geplanten Gebäuden drei. Dafür soll das geplante Gebäude an der Wilhelmstraße deutlich größer werden. Insgesamt stünden so 28 Wohnungen in verschiedenen Größen zur Verfügung. Das sei nur eine Wohnung weniger, als im alten Plan. Schönle sprach von knapp 2400 Quadratmetern reiner Wohnfläche in den drei Gebäuden.

Noch 58 Parkplätze

Auch bei den Stellplätzen reduziert sich in Schönles neuen Plänen die Anzahl. Für das ganze Areal waren 66 Parkplätze, davon 19 öffentliche, geplant. Nun sollen es nur noch 58 Parkplätze, davon 13 öffentliche, sein. Schönle erklärte das mit dem aufwendigen Bau. Für die Stellplätze müssen Tiefgaragen gebaut werden. Das sei teuer. Deshalb solle sich die Stadt überlegen, ob sie für öffentliche Stellplätze so viel Geld ausgeben möchte. Oder, ob sie diese an andere Stelle in der Oberstadt nicht günstiger errichten könnte.

Dietmar Fischer (CDU) fragte nach, ob der angestrebte Schlüssel von 1,5 Stellplätzen pro Wohnung eingehalten werde. „Im Schnitt ja“, sagte Schönle. Fischer forderte, dass es mindestens zwei Stellplätze sein müssten. „Dann gibt es halt keine öffentlichen Stellplätze mehr“, sagte Fischer. Schönle wiederholte, das es teuer sei, weitere Parkplätze zu bauen. Das schrecke Investoren ab. Seit er mit Hink den Wettbewerb gewonnen habe, habe sich die Baubranche verändert, so Schönle. Deshalb sei die Umplanung des Mühlenareals gar nicht schlecht. Denn die Umsetzung des Großprojekts würde durch weniger Einzelgebäude und Stellplätze „wirtschaftlicher“ – sprich günstiger.

Fördertöpfe bald leer

„Das Ding lässt sich so nicht verkaufen“, meinte Martin Hirschberger (CDU) hingegen. Katrin Heeskens (UL) fragte, wie denn die Chancen stünden, einen Investor zu finden. „Ich bin optimistisch“, sagte Schönle. Die Stadt müsse erst Planungsrecht schaffen, meinte Bauamtsleiter Rainer Becht. „Dann haben wir gute Chancen“, sagte er. Fischer warf ein, dass ein Investor mit hohen Förderungen rechnen könne. Die gebe es zum Beispiel für die geplante Freilegung des Lengenbachs. Dem widersprach Becht. Die Fördertöpfe dafür seien bald leer.

Der Gemeinderat solle „das Thema auf acta“ legen, forderte Maik Volz (CDU). Das Gremium könne sich auch noch im nächsten Jahr mit dem Mühlenareal beschäftigen. Dem Vorschlag folgte der Gemeinderat mehrheitlich, genehmigte die Erweiterung des Friedhofs aber sofort. Wann das Großprojekt Mühlenareal umgesetzt wird, bleibt also weiterhin unklar.