Der Missionsberg in Bad Liebenzell Foto: Martin Haug

Die Liebenzeller Mission möchte ein Nahwärmenetz aufbauen. Davon könnte die Stadt profitieren. Mögliche Vorteile werden nun geprüft.

Auf dem Missionsberg wird ein Wärmenetz geplant. Die Stadt überlegt nun die Reuchlin-Schulen sowie den historischen Stadtkern daran anzudocken. „Es bietet sich an“, sagte Ingenieur Jan Christophers im Gemeinderat. Auch Privateigentümer könnten von so einem Nahwärmenetz potenziell profitieren.

 

Ziel ist es, den CO₂-Ausstoß durch Heizungen zu reduzieren. Christophers hatte Zahlen dabei, um das zu untermauern. Nimmt man den Wärmebedarf der Reuchlin-Schulen als Grundlage, könnten nach einer Umrüstung von Gas auf Holzpellets jährlich über 90 Prozent des CO₂-Ausstoßes eingespart werden. Bauamtsleiter Rainer Becht warf noch ein, dass dies auch eine Lösung für das Problem der alten Heizung in der Schule biete.

Externes Unternehmen

Betreiber eines solchen Nahwärmenetzes wäre weder die Mission noch die Stadt. Christophers erklärte, dass ein externes Unternehmen Netzbau und -betrieb übernehmen könnte. Das hätte auch den Vorteil, dass die notwendigen hohen Investitionen nicht von der Stadt getragen werden müssten. Der Anschluss der Schule koste 1,2 Millionen Euro, rechnete Christophers vor. Das gesamte Netz taxierte er sogar auf etwa 3,5 Millionen Euro. Geld, das Bad Liebenzell nicht hat.

Geld für Studie

Ein bisschen Geld müsste die Stadt aber in die Hand nehmen - und zwar für eine Machbarkeitsstudie. Die Kosten von 250 000 Euro könne sich die Kommune aber mit der Mission teilen, so Christophers. Dazu gebe es Fördergelder. Und die angefallenen Kosten für die Studie könnte später ebenfalls das externe Unternehmen bezahlen. Die Stadt gehe lediglich in Vorleistung.

Laut eines Zeitstrahls, den der Ingenieur vorstellte, könnte das Nahwärmenetz Ende 2029 fertig sein.

Dietmar Lehmann-Schaufelberger (Grüne) sprach von einem gelungenen Projekt. Es sei ein „Glück“, dass die Mission ein Wärmenetz plane. „Die Frage ist, ob wir dabei sind“, sagte Katrin Heeskens (UL). Marco Hofmann (ZBL) fragte sich, ob sich ein solches Netz überhaupt lohne, wenn nur wenige Anwohner mitmachten. Nahwärme gehöre zu den teuersten Energieformen. Letzteres sah Christophers nicht so. Aber es werde für den Einzelnen natürlich billiger, je mehr Anwohner mitmachten. Einen Anschlusszwang gebe es aber nicht.

Matthias Pfrommer (ZBL) interessierte sich für den Energie-Mix, der die Wärme liefern soll. Christophers sprach von Holzpellets und Geothermie. Ekkehard Häberle (ZBL) fragte sich bei der Geothermie, ob die angesichts der vielen Thermalquellen überhaupt nutzbar sei. Christophers meinte ja.

Erster Schritt

Dietmar Fischer (CDU) sprach bei den Thermalquellen von einem „heiligen Gut“. Hier müsse die Stadt mit äußerster Vorsicht vorgehen. „Wir wollen eine Verbesserung schaffen und nichts kaputt machen“, so Christophers. Becht erklärte, dass die Quellensicherheit geprüft werde.

In einem ersten Schritt wird die Machbarkeitsstudie aber nun prüfen, ob ein solches Nahwärmenetz überhaupt umsetzbar ist - und sich lohnt. Für die Studie stimmte eine Mehrheit im Gemeinderat. Pfrommer und Häberle (beide ZBL) enthielten sich.