Selbst ungeübte Herzdruckmassagen können Leben retten. Foto: © PlatooStock - stock.adobe.com

Beim Herz-Kreislauf-Stillstand muss es schnell gehen – schneller, als der Rettungsdienst vor Ort sein kann. Der DRK-Kreisverband Calw sucht deshalb Mitstreiter für ein Projekt, bei dem Ersthelfer registriert und im Notfall per App alarmiert werden, um Patienten zu reanimieren.

Es sind Sekunden, die bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand über Leben und Tod entscheiden. Bundesweit überleben nur etwa zehn bis 15 Prozent der Betroffenen. Denn bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes dauert es im Schnitt acht bis zehn Minuten, im ländlichen Raum unter Umständen noch länger. Einen lebensentscheidenden Vorteil für diese Patienten hat der DRK-Kreisverband Calw im vergangenen Herbst mit dem Start des Projektes „Region der Lebensretter“ geschaffen. Am 4. März können Interessierte ab 14 Uhr im Landratsamt Calw an einer Informationsveranstaltung teilnehmen. In einer Mitteilung gibt das DRK Auskunft über die Einzelheiten.

 

Um was geht es bei dem Projekt?

Seit 2018 hat der Verein Region der Lebensretter „ein App-basiertes System etabliert, mit dem Rettungsleitstellen registrierte Ersthelfer über Smartphone in unmittelbarer Nähe des Notfalls orten und alarmieren können. Diese professionellen Retter, die in den ersten drei bis fünf Minuten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand eintreffen, können die Überlebenschance von Patienten verdoppeln bis vervierfachen“, heißt es auf der Internetseite des DRK-Kreisverbands.

„Im Landkreis Calw können wir mit unserem bewährten Helfer-vor-Ort-System die therapiefreie Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bereits effektiv überbrücken. Unser Bestreben war es, dieses System zu optimieren, um den Patienten im ländlichen Raum die bestmögliche Versorgung bieten zu können,“ erklärt Walter Beuerle, Präsident des DRK-Kreisverbandes Calw, im Interview. Die Integrierte Leitstelle (ILS) sei daher nun mit dem App-basierten System seit Oktober 2022 in der Lage, registrierte Ersthelfer zu alarmieren, sobald ein Herz-Stillstand-Notruf eingeht. „Im Zuge dessen wurde zudem der Bestand aller öffentlich zugänglicher Defibrillatoren (Defi oder auch AED) aufgelistet und die Datenbank mit dem Ersthelfersystem verbunden“, so Beuerle.

Warum ist es so wichtig, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand schnell zu reagieren?

„Schon nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoffversorgung sterben die ersten Gehirnzellen ab“, erklärt Martin Oberhoff, Chefarzt Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie Calw im Klinikverbund Südwest. „Nach neun Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten bereits unter zehn Prozent. Unabhängig von den Fortschritten in der Notfall- und Intensivmedizin ist deswegen ein schnelles Eingreifen essenziell. Wenn wir die Laienreanimationsquote durch Laien und ausgebildete Ersthelfer steigern, steigt die Überlebenschance der Patienten erheblich.“

Sollten auch Laien eingreifen? Oder können dabei schlimme Fehler geschehen?

„Der größte Fehler ist es, nichts zu tun“, unterstreicht Oberhoff. Mit jeder Minute, in der keine lebenserhaltenden Maßnahmen vorgenommen werden, sinke die Überlebenswahrscheinlichkeit. „Die Herzdruckmassage ist im Grunde simpel. Gedrückt wird beim auf dem Rücken Liegenden in der Mitte des Brustkorbs. Der Hilfeleistende kniet sich dafür neben den Körper des Bewusstlosen und drückt mit übereinandergelegten Händen kräftig und rhythmisch. Wer sich eine Atemspende nicht zutraut, kann allein mit dem Drücken, selbst dann, wenn es ungeübt ist, Leben retten“, bekräftigt der Chefarzt.

Neben der Initiative, die der DRK-Kreisverband mit dem Projekt zeigt, ist es den Verantwortlichen vor allem ein großes Anliegen, die breite Bevölkerung in der Reanimationstechnik zu schulen. Hierzu äußert sich die Ausbildungsbeauftragte und Regionenkoordinatorin für die Region der Lebensretter im Kreis Calw, Manuela Rühle.

„Jeder von uns kann in die Situation kommen, schnell Erste Hilfe leisten zu müssen. Wenn man für solche Fälle gewappnet sein will, ist es gut, seine Notfallkenntnisse bei regelmäßigen Erste-Hilfe-Kursen aufzufrischen. Unabhängig davon wollen wir jedoch in Kooperation mit den Städten und Gemeinden im Landkreis Calw kostenlose Reanimationstrainings anbieten.“

Was muss man beachten, wenn man sich als Lebensretter registrieren lassen möchte?

Manuela Rühle: „In unserem System können sich medizinisch geschulte Helferinnen und Helfer registrieren, die eine Sanitäts- oder medizinische Ausbildung nachweisen können. Für die Freischaltung müssen sie uns nur das ausgefüllte Registrierungsformular zusenden. Die Registrierung wird bei der ersten Anwendung der FirstAED-App durchgeführt.

Auch der Klinikverbund Südwest hat bei den Beschäftigten das System beworben. Alexandra Freimuth, Regionaldirektorin im Kreisklinikum Calw-Nagold: „Für die Erstversorgung der Bevölkerung stellt das Projekt einen wichtigen Bestandteil der Rettungskette dar. An der Umsetzung und der Ausweitung wollen wir weiter mitarbeiten. Nicht zuletzt durch die Beteiligung unserer Beschäftigten können wir so durch die Registrierung qualifizierter Mitarbeiter das Netz der Ersthelfer weiter verdichten.“

Die Informationsveranstaltung

Ablauf
Die Infoveranstaltung am Samstag, 4. März, ab 14 Uhr im Großen Sitzungssaal Raum C 400 im Landratsamt Calw, wird auch mit einem medizinischen Vortrag von Chefarzt Martin Oberhoff unterstützt. Um Anmeldung bis 2. März bei der Regionenkoordinatorin Manuela Rühle, E-Mail manuela.ruehle@drk-kv-calw.de oder Telefon 07051/70 09 32 10, wird gebeten.

Zweiter Termin
Eine weitere Informationsveranstaltung mit Unterstützung und Vortrag von Uwe Helber, Chefarzt des Zentrums für Kardiologie Nagold-Herrenberg, wird am 30. März ab 18 Uhr an den Kliniken Nagold stattfinden.