Richtig stolz sind die "Albzubi", die Auszubildenden der Albstadtwerke, und ihre Ausbilder auf das gemeinsame Projekt nahe dem Wasserwerk Ehestetten. Dort finden zahlreiche Tiere ruhige Plätzchen zum Brüten und Fressen. Foto: Eyrich

Albstrom-Regio-Projekt: Auszubildende der Albstadtwerke legen selbst Hand an

"Fürs Leben lernen" sollen die Auszubildenden der Albstadtwerke und haben das bei ihrem jüngsten Projekt getan – in diesem Fall passt der Begriff "fürs Leben" doppelt gut, denn zahlreiche selten gewordene Arten profitieren mit.

Albstadt-Ebingen. Bienenhotels haben viele Menschen. Nur ein solches zu bauen, war den technischen und kaufmännischen Auszubildenden der Albstadtwerke – "Albzubi" genannt – aber zu wenig: Nahe dem Wasserwerk Ehestetten haben sie deshalb einen "Lebensturm" gebaut, in dem Käfer, Ohrwürmer, Wildbienen und Wespen, Vögel und Eidechsen, Schlangen und Igel, ja sogar Schmetterlinge Nist- und Brutplätze vorfinden – die reinste Arche, denn einige dieser Arten gehören zu den bedrohten.

Schon 2019 hatten sie die Wiese eingesät. Von Vanessa Bitzer kam der Entwurf für den Lebensturm, den die Albzubi in Eigenregie, nur helfend begleitet von ihren Ausbildern Magdalena Conzelmann, Patric Emter, Timo Krebs und Manuel Mehle, planten, bauten und bestückten. Federführend waren Vanessa Bitzer und Fabian Maute. Zunächst legten sie fest, wer was macht, holten Kostenvoranschläge regionaler Firmen ein, kauften das Material und errichteten den Turm mit Unterstützung der Zimmerei Zehnder.

Dann besorgten sie Stroh und Heu, um die Brutstätten zu füllen, pflanzten Flieder und andere blühende Gewächse – Futter für die Insekten. "Nächste Woche kommt noch Holz rein", kündigen Vanessa Bitzer und Fabian Maute an. Außerdem haben sie Dachpappe befestigt, damit alles schön trocken bleibt.

Inzwischen sind schon die ersten Tiere eingezogen, und wer Lust hat, kann das Leben, das sich darin entwickelt, von der neuen Bank, nur wenige Meter entfernt am Weg, beobachten. Zwei Schautafeln mit Informationen sollen dort ebenfalls noch Platz finden.

Lange vor dem Bau des Lebensturms hatten die Albzubi Nistkästen für die Vögel aufgehängt, die sie im Frühjahr vor der ersten Brut wieder saubermachen werden – auch darin fühlen sich die tierischen Bewohner pudelwohl.

Die Kunden tragen mit ihrem Obulus dazu bei

Sie wie den Lebensturm haben die Albzubi mit Hilfe des Albstrom-Regio-Projektes – umweltbewusste Kunden zahlen einen kleinen Aufschlag dafür und erhalten "grünen" Strom – finanziert und auch von den Albstadtwerken einen Zuschuss bekommen. Rund 5500 Euro sind bis jetzt ins Projekt geflossen.

Als nächstes steht laut Marketingleiterin Stefanie Burggraf ein Projekt zum Schutz von Kreuzottern an, von denen es auf der Schwäbischen Alb die letzten noch etwas größeren Bestände gibt. Aber auch andere Reptilien sollen von profitieren.

Der Tag der offenen Tür mit Besichtigung des Öko-Paradieses, Führungen im Wasserwerk und an der Solarstromanlage ein paar Meter weiter soll laut Burggraf im Frühjahr nachgeholt werden. Die Ausbilder sind bereits jetzt begeistert von dem, was die Albzubi an dem Projekt gelernt haben – kaufmännische wie technische, aus beiden Lehrjahren. Alle waren beteiligt und geben damit, wie sie hoffen, auch anderen einen Impuls, etwas für Tiere zu tun. Zumal schon jeder kleine Beitrag ihnen hilft, auch wenn’s nur ein winziges Insektenhotel ist.