Anfang des Monats haben drei Mitglieder der Bürgerstiftung am Parkhaus Calwer Markt Kräuter gepflanzt, an denen sich jeder bedienen darf. Manche nehmen dieses Angebot offenbar etwas zu wörtlich – und stehlen gleich die ganze Pflanze. Doch die Initiatorinnen geben nicht auf.
Die Bürgerstiftung in Calw hat in den Beeten am Parkhaus Calwer Markt wieder allerlei Kräuter gepflanzt, an denen sich jedermann bedienen darf. „Essbare Stadt“ nennt sich das Projekt, das 2021 zum ersten Mal umgesetzt wurde. Unter anderem Lavendel, Schnittlauch, Majoran und Salbei, aber auch ungewöhnlichere Kräuter wie Liebstöckel oder Currykraut haben Barbara Maucher und ihre Mitstreiterinnen Claudia Walter und Petra Engelland Anfang Mai in den Trögen gepflanzt. Von Hand beschriftete Steine verraten, um welche Pflanze es sich jeweils handelt.
Zunächst positives Fazit
Eine Woche nach der Pflanzaktion zogen die Bürgerstiftungs-Mitglieder ein positives erstes Fazit in der Facebook-Gruppe „Informationen und News aus dem Kreis“: „Es wird regelmäßig Schnittlauch geerntet. Alle Pflanzen sind an Ort und Stelle. Nur acht Kippenstummel weggeräumt. Drückt die Daumen, dass es so weitergeht“, heißt es dort.
Doch die Freude währte nur kurz. Vor wenigen Tagen mussten die Initiatorinnen feststellen, dass vier Pflanzen verschwunden sind. Sie wurden nicht etwa abgerissen oder geerntet, erzählt Maucher im Gespräch mit unserer Redaktion, sondern gezielt und fein säuberlich ausgebuddelt. Mutmaßlich, damit sie der Täter oder die Täterin bei sich wieder einpflanzen kann. Für Maucher ist so etwas absolut unverständlich. Steckt doch eine Menge ehrenamtlicher Arbeit hinter der Aktion.
Schon in den ersten beiden Jahren musste die Bürgerstiftung solche Rückschläge hinnehmen. Mal wurden Pflanzen abgerissen, mal ausgebuddelt. Immer wieder – so auch diesmal, wenn auch an anderer Stelle – findet sich Müll in den Beeten. Oder Hundekot darunter, wie ein neuer Facebook-Post deutlich macht.
Eigentlich hatte sie gehofft, dass es im dritten Jahr mit dem Vandalismus aufhört. Nach zwei Jahren werde es damit wohl weniger, wie Erfahrungswerte aus anderen Städten nahelegen. Daher ist Maucher weiter optimistisch. „Mal schauen, wie es weitergeht.“ Aufgeben, das steht für sie und ihre Mitstreiterinnen fest, werden sie nicht. Wenn man es bleiben lässt, haben die gewonnen, die den Schaden anrichten, erklärt sie. Und das fände sie schade. Es gäbe schließlich auch genügend Leute, die Freude an den Kräutern haben und ein wenig davon ernten, weil sie vielleicht keinen eigenen Balkon oder Garten haben. Und für die macht die Bürgerstiftung die „Essbare Stadt“.
Überraschung entdeckt
Gerade die selteneren Kräuter sollen dazu einladen, etwas Neues zu probieren, sagt Maucher. Geplant sei außerdem, auf Facebook nach und nach einzelne Pflanzen vorzustellen, um ein Bewusstsein für sie zu schaffen. Es brauche keine Geschmacksverstärker oder chemisch hergestellte Soßen für guten Geschmack, weiß Maucher. Die richtigen Kräuter tun es auch.
Nur kurz nachdem die Bürgerstiftung den neuerlichen Rückschlag hinnehmen musste, gab es jetzt Grund zur Freude: An zwei von vier Stellen, wo Kräuter gestohlen wurden, hat ein Unbekannter neue gepflanzt. In der Facebook-Gruppe tun die Initiatorinnen des Projekts ihre Freude darüber kund. Die Beete sind eben voller Überraschungen.