Bis auf Weiteres bleibt der Siedlersteg gesperrt. Es fallen weitere Baumaßnahmen an. Foto: Denise Kley

Die Sanierung der Brücke wird um 200.000 Euro teurer. Der Donaueschinger Gemeinderat fordert Aufklärung. Die Schäden sind nicht alle auf den ersten Blick erkennbar.

Der Siedlersteg wird immer mehr zum Problemfall: Die Verbindungsbrücke zwischen der Stadtmitte und der Siedlung ist bereits seit vier Wochen für Fußgänger gesperrt und wird es bis auf Weiteres auch bleiben.

 

Bei der Gemeinderatssitzung am 14. Oktober in den Donauhallen stellt Ingenieur und Projektleiter Karl-Heinz Koch von Breinlinger Ingenieure den aktuellen Sanierungsstand vor. Bereits vor fünf Jahren fand eine Hauptprüfung statt, bei der erste Schäden an der Konstruktion vermutet wurden.

„Wir waren zu Tode erschrocken, da manche Knoten komplett verfault und morsch waren“, so Koch. Die statische Sanierung wurde 2024 abgeschlossen und hat 1,1 Millionen Euro gekostet. Die Generalsanierung am Siedlersteg wurde dann im Mai 2025 vergeben.

Budgetiert war die Generalsanierung ebenfalls mit 1,3 Millionen Euro. Diesen Sommer wurde dann das Schindeldach im Rahmen der Generalsanierung neu gedeckt. Verantwortlich für die Arbeiten war Stefan Fürst von der Holzkompetenz GmbH mit Sitz in Hüfingen.

Karl-Heinz Koch, Oberbürgermeister Erik Pauly, Tiefbauamtsleiter Dirk Monien, Statiker Reiner Maderholz, Volkmar Weber (Tiefbauamt) und Stefan Fürst auf dem Siedlersteg im November 2024. Das von Reiner Maderholz und Stefan Fürst erarbeitete Sanierungskonzept wurde in den vergangenen Monaten umgesetzt. Foto: Stadtverwaltung/Jennifer Schwörer

Während des Rückbaus zeigte sich, dass der bisherige Bodenbelag auch zur Stabilisierung des Bauwerks beitrug und einige Querversteifungen und Bohlen in einem schlechten Zustand sind. „Es hat sich herausgestellt, dass der Steg in einer schlechteren Verfassung ist, als bei der Ausschreibung und Auftragsvergabe angenommen“, erläuterte Koch.

Nun ist der Einbau einer neuen Aussteifung nötig, die mit Multiplexplatten unter dem neuen Belag erfolgen soll, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Auch neue Bohlen müssen verbaut und die Tragerampen erneuert werden. Diese Maßnahme kostet Geld – und zwar nicht wenig: 200 000 Euro muss der Gemeinderat zusätzlich freigeben, um die Arbeiten zum Abschluss zu bringen.

Unbehagen bei den Gemeinderäten

Bei den Gemeinderäten löste diese Hiobsbotschaft Unbehagen aus. Fraktionssprecher Niko Reith von der FDP/FW-Fraktion kritisiert, dass diese zusätzlichen Sanierungsarbeiten nicht früher identifiziert wurden. „Was bringen uns Ausschreibungen, wenn im Nachgang festgestellt wird, dass erhebliche Mehrkosten anfallen. Zumal der Bodenbelag doch von vornherein sichtbar war – diese Schäden hätten doch bereits auf den ersten Blick auffallen müssen.“ Er stellte zudem die Frage in den Raum, ob diese Kosten tatsächlich die Stadt als Bauherrschaft tragen müsse oder der Bauträger.

Auch GUB-Fraktionssprecher Marcus Milbradt forderte Aufklärung: „Ich finde es irre, dass wir jetzt bei Sanierungsgesamtkosten in Höhe von 2,6 Millionen stehen. Davon ist keiner ausgegangen.“

Eine komplexe Kalkulation

Koch argumentierte, dass die Kostenberechnung im Rahmen der Ausschreibung eine Sisyphusarbeit gewesen sei. Mit etlichen Vergleichsangeboten habe man versucht, die Kosten zu kalkulieren. Jedoch sei es unmöglich gewesen, die neu entdeckten Schäden auf den ersten Blick zu erkennen. „Mit jedem Schritt der Freilegung der Bodenfläche ist ersichtlich geworden, dass das Schadensausmaß größer ist.“

Dass der Bauträger die Kosten übernimmt, ist für Koch keine Option. „Der Zustand der Brücke ist nicht die Schuld des Bauträgers. Auch nicht die der Stadt, aber letztendlich bleibt die Finanzierung an der Bauherrschaft hängen.“

Günstigeres Alternativmaterial

CDU-Rat Martin Lienhard brachte die Idee ins Spiel, die Bodenplatten mit einem günstigeren Alternativmaterial zu bauen. Das sei gemäß Koch jedoch nicht möglich, denn die Größe der Brücke brauche eine spezielle Dicke der Platten, damit auch die Anschlussfugen wasserdicht sind.

Die gute Nachricht: Die gesamte Fläche ist nun freigelegt. „Nach menschlichem Ermessen kennen wir jetzt den Zustand, es dürfte nichts Gravierendes mehr hinzukommen“, so Koch.

Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock äußerte sich versöhnlich: „Ich habe Verständnis für die Mehrkosten – denn ein Neubau wäre um ein Mehrfaches teurer geworden.“ Für ihn ist die Sache alternativlos. „Wenn wir diese wichtige Verbindung aufrechterhalten wollen, müssen wir diese Kosten genehmigen.“

Letzten Endes nahm der Rat die Beschlussvorlage der Stadt mehrheitlich an – einzig mit vier Enthaltungen von der FDP- und CDU-Fraktion.

Einschränkungen

Umleitung
Aus Richtung Siedlung ist der Steg bis zum Abgang auf den Bahnsteig noch begehbar. Die Umleitung folgt dann über den Mariensteg zur Hermann-Fischer-Allee. Der Zugang zum Siedlersteg über die Hermann-Fischer-Allee ist voll gesperrt. Auch hier führt eine ausgeschilderte Umleitung über den Mariensteg zur Hagelrainstraße und über den Siedlersteg zurück auf den Fußweg Richtung Siedlung. Für Radfahrer ist der Siedlersteg nicht nutzbar. Die Arbeiten sollen bis Weihnachten beendet sein.