Matthias Schulte vom Elithera-Gesundheitszentrum hat ein Konzept für Patienten entwickelt, die nach einer Corona-Infektion unter Atemwegsbeschwerden leiden. Foto: Fischer

Mit dem Coronavirus haben auch viele Erkrankte langwierige Probleme mit ihrer Atmung bekommen. Matthias Schulte vom Elithera Gesundheitszentrum hat für diese sogenannten Long-Covid-Patienten nun ein spezielles Therapiekonzept entwickelt.

Nach einer Corona-Infektion und deren Auswirkungen wieder zurück in den Alltag finden: Das ist das Ziel von Matthias Schulte, der in seinem Gesundheitszentrum in Wolfach Patienten mit Long-Covid und Post-Covid behandelt. Schulte hat nach einer Vorlage des Uniklinikums Heidelberg ein spezielles Behandlungskonzept für diese Patienten entwickelt, das unter anderem Übungen für die Ausdauer, eine Stoffwechseltherapie oder auch zur Kräftigung der für die Atmung wichtigen Muskeln im Oberkörper.

Beschwerden können jeden treffen

"Einige meiner Patienten schaffen es am Anfang der Therapie noch nicht einmal mehr, zweihundert Meter zur Freundin nebenan zu laufen oder ohne Pause ein Stockwerk Treppen zu steigen", berichtet der Physiotherapeut. Er betont: "Eine Corona-Infektion mit langwierigen Beschwerden kann jeden treffen, auch diejenigen, die einen eigentlich milden Verlauf des Virus hatten."

Bereits rund 25 Patienten behandelt

Über den Jahreswechsel hinweg waren sechs Patienten mit Long-Covid bei Schulte in Behandlung, insgesamt hat er rund 25 Menschen nach einer Corona-Infektion betreut und ihnen wieder auf die Beine geholfen. Unter seinen Patienten seien viele, die sonst mitten im Leben stehen und noch voll im Beruf aktiv sind. Für sie bedeute die Erkrankung eine komplette Änderung ihres Alltags, denn die meisten könnten aufgrund der Konzentrationsschwierigkeiten gar nicht mehr ihren Beruf ausüben.

Unterschiedliche körperliche und psychische Symptome

"Die gesundheitlichen Langzeitfolgen von Covid-19 umfassen sehr unterschiedliche körperliche und psychische Symptome, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Dazu gehören meist Beschwerden wie Erschöpfung, Atemnot, Konzentrations- oder Schlafstörungen", berichtet Schulte. Bisher hätten viele Ärzte die Erkrankung abgetan, ihren Patienten sogar teilweise geraten, zum Psychologen zu gehen. Das kann Schulte nicht verstehen. Er ist sich sicher: "Die Patienten mit Long-Covid werden in Zukunft immer mehr. Wir müssen dieser Sache mehr Aufmerksamkeit schenken." Die Behandlung der Symptome könne, nachdem der Arzt die Erkrankung festgestellt hat, dann noch mehrere Wochen, ein halbes Jahr oder sogar länger dauern.

Eigentlich liegt Schultes Schwerpunkt auf der Physiotherapie und der Nachbehandlung von Operationen. Doch immer mehr Patienten bringen auch als Begleiterscheinung Atemwegsprobleme nach einer Corona-Infektion mit.

Patienten bekommen auch "Hausaufgaben"

Am Anfang einer jeden Behandlung stehe zunächst einmal ein Beratungsgespräch, meist stellt der Arzt bereits zuvor die Diagnose Long-Covid und überweist den Patienten an eine Nachsorgeeinrichtung wie Elithera. Dort stellen Schulte oder einer seiner 15 Mitarbeiter gemeinsam mit den Patienten Ziele auf, die sie im Laufe der Therapie erreichen wollen. "Das kann sein, wieder eine bestimmte Strecke zu Fuß laufen oder sich an der Arbeit wieder konzentrieren zu können. Jeder bekommt einen eigenen Trainingsplan und ›Hausaufgaben‹ – dazu gehören unter anderem Kräftigungsübungen für den Oberkörper."

Neben dem neuen Konzept möchte Schulte auch seine Räume in der Hauptstraße 5 erweitern. Der Bau soll noch in diesem Quartal starten. Auf rund 100 Quadratmetern soll ein Kursraum dazukommen, in dem er spezielle Atemtherapiekurse anbieten will. Auch der Trainingsbereich zur Muskelkräftigung soll erweitert werden, damit das Leben auch von den durch Corona beeinträchtigten Patienten irgendwann wieder normal weitergehen kann.

Das versteht man unter Long-Covid und Post-Covid

Unterschieden werden in dem Behandlungskonzept für Menschen mit Atemwegsbeschwerden nach einer Corona-Infektion zwei Bezeichnungen. Von "Long-Covid" spricht man bei Symptomen, die länger als vier Wochen nach einer Corona-Erkrankung noch bestehen, von dem "Post-Covid-19-Syndrom", wenn jenseits von zwölf Wochen bestehende oder neue Symptome auftreten, die anderweitig nicht erklärt werden können.