Es geht voran bei der Berrierefreiheit: Stadt, Bahn und SSB haben im Behindertenbeirat dargelegt, an welchen Verbesserungen sie arbeiten. Bei den Leitsystemen für Sehbehinderte krankt es noch.
Stuttgart - Referenten von Stadt, Bahn und SSB haben am Montag an der Sitzung des Beirats für Menschen mit Behinderung teilgenommen. In dem vor einem Jahr gegründeten Gremium schilderten sie, welche Fortschritte es bei dem Vorhaben gibt, den Verkehr in Stuttgart behindertengerechter zu machen.
So informierte Michael Groh von der Deutschen Bahn über den Stand der Dinge beim Thema „Stufenfreiheit“. Nach Definition der Bahn ist Stufenfreiheit eine Vorstufe zur Barrierefreiheit. Ist sie erfüllt, können alle Reisenden ohne fremde Hilfe zum Bahnsteig gelangen. In der Region seien 32 von 83 Stationen noch nicht stufenfrei, so Groh. Mit dem Verband Region Stuttgart habe man derweil einen Plan erarbeitet, nach dem man schrittweise auch die übrigen Stationen umbauen werde. „Derzeit ist die Station in Rommelshausen im Umbau, im nächsten Jahr folgt dann der Bahnhof Feuerbach“, sagte Groh.
Aufzüge sind inzwischen in 97 Prozent der Fälle da
Stark aufgeholt habe man beim Thema Aufzüge: diese seien nun an 97 Prozent der Stationen verfügbar. Nachholbedarf gebe es allerdings noch bei den Leitsystemen für Sehbehinderte, räumte Groh ein. „Die Leitstreifen müssen endlich kommen, das ist eine gefährliche Situation für Sehbehinderte“, sagte Maria Seidler, Bezirksgruppenleiterin des Blinden- und Sehbehindertenverbands Württemberg.
Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) arbeitet unter anderem mit Z-förmigen Gleisquerungen und Begrenzungssteinen, um die Bus- und Stadtbahnhaltestellen sicherer und behindertenfreundlicher zu machen. Mittlerweile könne man 98,6 Prozent aller Haltestellen als behindertenfreundlich einstufen, sagte SSB-Ingenieur Peter Krauß, der für die Planung der Haltestellen zuständig ist. Zum Vergleich: 1990 waren es noch 70 Prozent.
Momentan arbeitet die SSB an einer weiteren Verbesserung für sehbehinderte Menschen: So soll an den Stationen regelmäßig durchgesagt werden, welche Linie in wie viel Minuten eintrifft. Dafür könnten Taster mit Lautsprechern installiert werden, deren Ansagen in begrenzter Umgebung hörbar sind, so Krauß. Für die Stadt selbst sei Barrierefreiheit ein Grundsatzthema, sagte Stephan Oehler, Leiter des Stadtplanungsamts. Barrierefreiheit diene neben behinderten vielen anderen Menschen, Familien mit Kinderwagen oder älteren Menschen mit Rollatoren zum Beispiel. Im Verkehrsentwicklungskonzept 2030 finde das Thema in Form von breiten Gehwegen, guter Beleuchtung oder Bordsteinabsenkungen Berücksichtigung. Trotzdem sei die Umsetzung stets mit Kompromissen verbunden, sagte Oehler.
Die Stadt gibt zusätzliches Geld zur Inklusion
Am Montag wurde außerdem bekannt, dass die Stadt Stuttgart zusätzliche Mittel aufwenden will, um den vor drei Jahren beschlossenen „Fokus-Aktionsplan“ umzusetzen. Der Plan soll die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen. Ziel der Konvention ist es, Menschen mit Behinderungen eine gleichberechtigte Teilhabe und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Die Stadt hat 5,9 Millionen Euro zusätzliches Geld für den Themenkomplex Inklusion, der das Thema Barrierefreiheit beinhaltet, in den Haushaltsplan und die Finanzplanung aufgenommen. Das geht aus dem am vergangenen Montag vorgestellten Entwurf zum Etat 2018/2019 hervor.