Der demokratische Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten Tim Walz ging schon am Mittwoch wählen – mit seiner Frau Gwen und seinem Sohn Gus (im Hoodie), der das erste Mal seine Stimme abgab. Foto: dpa/Renée Jones Schneider

Donald Trump lässt sich von seinem Sohn Barron beraten, Kamala Harris bekommt Unterstützung von einem Kennedy-Enkel – junge Wähler zu erreichen, ist für beide Parteien kniffelig. Warum das so ist.

Es war Barron Trump, der seinem Vater Donald den Tipp gab, in die Sendungen von Podcastern zu gehen. Der 18-Jährige, erzählte der frühere US-Präsident, habe ihm vorgespielt, was er und seine Altersgenossen so hören. Trump, immerhin 78 Jahre alt, nahm den Rat seines jüngsten Sohnes an. Im Frühsommer empfing der Kandidat der Republikaner den Influencer und Wrestler Logan Paul in Mar-a-Lago, stattete ihn mit „Make America Great Again“-Basecaps aus und mit T-Shirts, auf denen Trumps „Mughshot“ prangte, das Polizeifoto, das entstand, als sich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten 2021 in Fulton County, Georgia, den Behörden stellte. Allein auf Youtube wurde das Video zum Podcast bis heute über sechs Millionen Mal angeklickt.

Dem Comedian und Podcaster Theo Von erzählte Donald Trump von seinen Kindern und fachsimpelte in dessen Hitpodcast über Mixed Martial Arts. Über 14 Millionen Aufrufe auf Youtube. Mit dem „Flagrant“-Host Andrew Schulz sinnierte Trump vor gut zwei Wochen über seine fantasiebegabten Spitznamen für seine politischen Gegner Kamala Harris und Tim Walz: „Comrad Kamala“ zum Beispiel oder „Tampon Tim“. Sechs Millionen Aufrufe auf Youtube.

Kennedy-Enkel Jack Schlossberg postet skurrile Kurzclips

Kamala Harris zog nach und ließ sich Anfang Oktober von der Podcasterin Alexandra Cooper interviewen. In „Call Her Daddy“ sprach die Vizepräsidentin über ihre Kindheit, ihre Mutter, eine renommierte Krebsforscherin – und auch über das Recht auf Abtreibung, eines der Themen, mit denen die Kandidatin der Demokraten Wählerinnen an die Urnen holen will. Ihr „Running Mate“ Tim Walz schaute bei „Pod Save America“ vorbei, einem liberalen Kanal, der von ehemaligen Presseleuten der Obama-Regierung gemacht wird. Der Kennedy-Enkel Jack Schlossberg postet auf TikTok skurril-witzige Kurzclips, mit denen er gleichzeitig die Republikaner ärgert und Werbung für Harris macht.

Junge Wählerinnen und Wähler zu erreichen ist kniffelig für beide Parteien. Sie schauen kaum analoges Fernsehen, also erwischt man sie auch nicht mit TV-Wahlwerbung. Umso wichtiger ist es, da reinzukommen, wo sich Jungwähler informieren. „Junge Wähler folgen in den sozialen Netzwerken Influencern, die gar nicht unbedingt politische Inhalte machen, aber auch da werden politische Botschaften mittransportiert“, sagt Johannes Thimm, Politikwissenschaftler und Senior Fellow der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

Eigentlich wählen die Jungen liberal, aber...

Demokraten und Republikaner sehen bei den Jungwählern in diesem irrsinnig engen Kopf-an-Kopf-Rennen viel Potenzial – auch weil es hier besonders viele Unentschlossene gibt. „Häufig verfolgen junge Wähler Politik nicht so genau. Deshalb treffen sie ihre Wahlentscheidung später als andere“, erklärt Thimm. Außerdem ist ihre Parteibindung noch nicht so stark, sodass sie häufiger zu den Wechselwählern gehören. Traditionell, sagt der Politikwissenschaftler, wählten junge Menschen zwar liberaler – 2008 waren sie ein wichtiger Teil der Bewegung, die Barack Obama ins Weiße Haus brachte und ihn vier Jahre später erneut zum Präsidenten wählte. Doch weil gerade junge Menschen, die erst am Anfang ihrer Karriere stehen und noch nicht viel verdienen, unter hohen Lebenshaltungskosten und teuren Mieten leiden, könnte bei ihnen eine von Trumps Hauptbotschaften verfangen, die lautet: Während meiner Amtszeit ging es euch wirtschaftlich besser.

Einen Jungwähler hat Harris’ Mitstreiter Walz bereits für die Demokraten klargemacht: Sein Sohn Gus wählte schon am Mittwoch. Der 18-Jährige gab in einem Wahllokal in Ramsey County zusammen mit seinen Eltern seine Stimme ab. Walz’ Heimatstaat Minnesota ist einer der Bundesstaaten, die „Early Voting“ möglich machen. Es war Gus’ erste Wahl.