Das Hesse-Museum ist eingerüstet. Jetzt kann es demnächst auch wirklich losgehen. Foto: Klormann

Die Sanierung des altehrwürdigen Gebäudes bleibt problembehaftet. Nach zahlreichen bösen Überraschungen in der Bausubstanz und bei den Kosten gibt es nun Schwierigkeiten, Handwerker zu finden. Doch auch Lösungen sind in Sicht.

Hätte Calws Oberbürgermeister Florian Kling nochmals die Möglichkeit, über die Sanierung des städtischen Hermann-Hesse-Museums zu entscheiden, würde er es inzwischen vielleicht bleiben lassen. Das gab Kling in der jüngsten Sitzung des Calwer Bauausschusses zu.

 

Zu verdenken ist es ihm nicht – denn das Projekt wurde mit zunehmendem Verlauf immer komplizierter, teurer und aufwendiger.

Was bisher geschah Gut dreieinhalb Jahre ist es her, seit das Hesse-Museum geschlossen wurde. Ursprünglich wegen eines Corona-Lockdowns im Herbst 2020, wurde es seitdem nicht mehr geöffnet.

Nachdem der Gemeinderat im Mai 2020 die Generalsanierung beschlossen hatte, sollte diese 2021 beginnen und 2023 fertig werden. Die Kosten waren zunächst auf rund 2,85 Millionen Euro geschätzt worden; der Bund kündigte zudem an, die Hälfte dieser Kosten zu übernehmen. Danach endeten die guten Nachrichten jedoch erst mal.

Schimmelbefall, Schädlinge, Asbest im Boden

Denn noch bevor gebaut werden konnte, förderten Untersuchungen und Gutachten eine Hiobsbotschaft nach der anderen zutage. Schimmelbefall, Schädlinge, Asbest im Boden, explodierende Energie- und Rohstoffpreise, Lieferengpässe.

Im Grunde müsse fast das ganze Haus entkernt und wieder neu aufgebaut werden, hatte Patrick Humpert vom Architekturbüro Humpert & Kösel-Humpert bereits im Oktober 2022 erklärt. Die geschätzten Kosten kletterten zuerst auf 4,55 Millionen Euro, dann auf rund 6,3 Millionen Euro.

Alles muss mit Denkmalschutz abgestimmt werden

Auch der Zeitplan schob sich immer weiter nach hinten – nicht zuletzt, weil jedwede Planung, beispielsweise in Bezug auf Heizung oder Dämmung, mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden muss.

Wann es „richtig“ losgeht Trotz all dieser Schwierigkeiten, das erklärte Kling im Bauausschuss, gebe es nun kein Zurück mehr, selbst wenn man wollte. Durch die Untersuchungen an der Bausubstanz wurde diese an vielen Stellen geöffnet, nun muss auch gebaut werden.

Prozess ist „sehr bürokratisch“

So richtig glücklich schien der Oberbürgermeister damit nicht zu sein. „Wenn wir die Eröffnung feiern, schreib’ ich ein Buch drüber“, meinte Kling. Den mühsamen Prozess bezeichnete er nicht zuletzt auch als „sehr bürokratisch“, was das Projekt, zusätzlich zu den bestehenden Schwierigkeiten, offenbar weiter gebremst hat.

Und „bisher ist noch nix g’schafft worden“, fügte Kling hinzu. Die eigentliche Baumaßnahme soll, Stand jetzt, erst im Juni dieses Jahres mit Abbrucharbeiten im Inneren sowie parallel mit den Zimmermannsarbeiten beginnen. Bislang sei außer Planung, Gutachten und Untersuchen noch wenig geschehen – was ebenfalls unter anderem der Bürokratie geschuldet sei.

Das Handwerker-Problem In der jüngsten Ausschusssitzung wurden nun Aufträge für insgesamt rund 640 000 Euro vergeben. Darin enthalten sind Zimmerarbeiten (Austausch der beschädigten Holzbauteile, Dachdeckung und Klempnerarbeiten) sowie Schreinerarbeiten.

Wenige Angebote – und die sind teuer

Doch die Lage ist nicht einfach – denn Handwerker zu finden ist schwierig. So wurden für die Zimmerarbeiten nur zwei Angebote abgegeben (eines davon wurde angenommen), für die Schreinerarbeiten teilweise zumindest kein annehmbares.

Dieses Problem war bereits im Februar aufgetaucht. Damals hatte es nur ein nicht wertbares Angebot gegeben; die Maßnahmen wurden daraufhin neu ausgeschrieben, in drei kleinere Einheiten aufgeteilt und zudem geeignete Firmen auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht.

Bis zu 457 Prozent über dem Budget

So richtig Erfolg brachte aber auch dieser Schritt nur bedingt. Für die Schreinerarbeiten 1a, die Lamperien (Verkleidungen des unteren Bereichs einer Wand), wurden zwar zwei Angebote abgegeben. Allerdings lagen diese rund 120 Prozent über dem angepeilten Budget, waren damit viel zu teuer und konnten nicht angenommen werden. Die Arbeiten umfassen Wandverkleidungen, Türen ausbauen, restaurieren und einbauen.

Noch schlimmer sah es bei den Schreinerarbeiten 1b, den Fußböden, aus (Dielen ausbauen, restaurieren, einbauen, teilweise Parkett verlegen). Nur ein Angebot lag vor. Und das lag sogar 457 Prozent über dem Budget, war damit ebenfalls nicht annehmbar.

9,2 Prozent mehr als einkalkuliert

Lediglich für die Schreinerarbeiten 1c (Kaminzimmer: Wand-, Deckenverkleidungen und Parkett ausbauen, restaurieren, einbauen) hat sich eine Möglichkeit ergeben, die mit rund 55 000 Euro zwar auch über dem Budget liegt, aber dennoch vergeben werden kann – nicht zuletzt, um Bauverzögerungen zu vermeiden. Eingeplant waren gut 37 000 Euro.

Insgesamt liegen alle nun in Auftrag gegebenen Arbeiten zusammen gut 54 000 Euro und damit 9,2 Prozent über dem Budget.

Bis „jeder mit der Nase darauf hingewiesen wird“

Um in Sachen Schreinerarbeiten voranzukommen, plant die Stadt nun einerseits, die Maßnahmen in noch kleinere Aufträge aufzuteilen, während anderseits zudem mögliche Schreiner abtelefoniert würden, berichtete Kling. Manches könnte auch in andere Gewerke verschoben oder vereinfacht werden.

Zudem solle künftig dafür gesorgt werden, die Ausschreibungen bekannter zu machen – bis „jeder mit der Nase darauf hingewiesen wird“, so der Oberbürgermeister.

Der weitere Zeitplan Nun, da es endlich richtig losgehen soll, ist auch eine mögliche Fertigstellung in Sicht. Die Bauzeit wird auf rund zwei Jahre geschätzt; die Arbeiten im Museum könnten dann im Sommer 2026 abgeschlossen werden.