Sie informiert, berät und unterstützt bei den vielfältigen Fragen zu Sexualität, Schwangerschaft, Partnerschaft, Familie und Familienplanung – und das seit 50 Jahren. Die Beratungsstelle Pro Familia VS feierte Geburtstag.
Gläser klirren, viele Menschen sprechen miteinander, ein E-Piano erklingt, bevor sich alle Gäste im kleinen Saal des Theaters am Ring niederlassen, um sich von Sebastian Schoch und Christina Knöbel begrüßen zu lassen.
Dabei haben der Leiter der Beratungsstelle im Klosterring und seine Stellvertreterin auch die Abgeordneten aus der Politik, Derya Türk-Nachbaur und Martina Braun und Landrat Sven Hinterseh sowie die langjährige Leiterin Beate Berg-Haller und ihre aktuellen Kolleginnen Katja Piseddu, Antonia King und Bettina Kaiser im Blick.
Angebot wächst stetig
Im einleitenden Video ist ein Info-Bus zu sehen, mit dem Sozialpädagoginnen in der Villinger Innenstadt unterwegs sind und mit Passanten über Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch sprechen. 1975 gründete der Frauenarzt Dr. Krebs in Villingen eine Pro Familia-Beratungsstelle. „Die Stühle von damals gibt es noch“, bemerkte Christina Knöbel am Rande.
Dagegen haben die jeweiligen Beraterinnen und Berater mit „Kreativität, Professionalität und Durchhaltevermögen“ das Gesprächs- und Beratungsangebot kontinuierlich erweitert, den zum Teil tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen angepasst und neue Zielgruppen erschlossen, lässt die erkrankte Christel Althaus vom Landesverband ausrichten. Auch der Vorsitzende des Pro-Familia-Trägervereins Roland Kurz lobte und sprach von „funktionierenden Netzwerken“, verhehlte aber nicht, dass das soziale Umfeld immer herausfordernder, die ohnehin schwer erkämpften Gelder dafür aber immer knapper werden.
Problemlöser am Start
Dafür legte Jürgen Stach, Sozialdezernent im Landratsamt, das jährlich eine „kleine materielle Beteiligung“ leistet, mehr Gewicht in seinen Dank für die Arbeit der Pro Familia, die „Mitwirkung an Problemlösungen“ sowie die „gute Kooperation mit unseren Ämtern, obwohl wir ihnen das Leben nicht immer leicht machen“. Für Leichtigkeit sorgte an diesem Nachmittag dafür der Klavierkabarettist Sebastian Schnitzer mit Liedern aus seinem aktuellen Programms „Wo geschnitzt wird, fallen Töne“. Der am Rande des Festaktes präsentierte Zeitstrahl durch die 50 Jahre der Beratungsstelle endet mit einer Liste von Wünschen. Neben ausreichenden Fördermitteln wird darin eine kostenfreie Verhütung, die Entkriminalisierung des §218, die Anpassung der Höhe des Elterngeldes sowie die Einführung einer Familienstartzeit gefordert. Die Beratung muss sich digitalisieren, sexuelle Aspekte sollen Eingang in den Bildungsplan der Schulen finden und die Liste endet mit dem Ziel der Akzeptanz von verschiedenen Lebens- und Liebesformen. Dafür heiße es, so steht im Grußwort der Landesvorsitzenden: „Dranbleiben und weiterkämpfen.“