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Corona-Klausel soll Risiko mindern / Kulturamt zwischen Aufbruchsstimmung und Vorsicht

"Eigentlich hat man schon verloren, wenn man überlegt, wie man das Engangement der Kulturschaffenden fördert – es wird immer zu gering sein", findet die Grünen-Stadträtin Ulrike Merkle. Die Arbeitsgruppe Kultur musste sich trotzdem mit den Fördersummen beschäftigen und hat hierzu eine neue Förderrichtlinie erarbeitet.

Villingen-Schwenningen. Die einzelnen Anpassungen seien wohlüberlegt, schließlich sei man sich der Haushaltslage bewusst, betonte Ulrike Merkle, die dem Gremium angehörte – wie ein Damoklesschwert habe sie über der Diskussion geschwebt. "Wir haben gespart, aber nicht kaputtgespart, wir wissen, was die Kultur wert ist", freute sich daher auch Katharina Hirt (CDU).

Für CDU-Sprecher Klaus Martin pflichtete dem daraufhin im Gremium quer durch alle Fraktionen angestimmten Loblied an die Adresse der Kulturtreibenden zwar bei, gab aber auch zu bedenken, dass sich mancher in seiner Fraktion mit dem Fördertopf schwer tue – schließlich lagen darin bislang nur 10 000 Euro und sollen es künftig 30 000 Euro sein.

Er selbst habe sich zunächst gefreut, dass die Anpassung der Förderrichtlinien auf den ersten Blick kostenneutral zu haben sei. Die genauere Draufsicht aber habe ihn eines Besseren belehrt – vorgesehen seien Erhöhungen oder Neugewährungen von Zuschüssen etwa an den Rockclub, den Folkclub oder das Kulturcafé in Schwenningen. Und auch wenn den Obereschacher Ortsvorsteher die Berücksichtigung der Ortschaften etwa bei der Förderung der Fasnetsvereine unterm Strich gefreut haben dürfte, gab er am Mittwoch im Verwaltungs- und Kulturausschuss zu bedenken: "Trotzdem weiß man gerade nicht, was uns das kostet". Die Zahl nun soll nachgereicht werden bis zur endgültigen Beschlussfassung im Gemeinderat am 28. April.

Einen Vorgeschmack auf das erst anbrechende Kulturjahr 2021 gab Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier den Ausschussmitgliedern bereits jetzt – "wir wollten Ihnen unsere Strategie vorstellen, wie wir einen Neustart planen", so Oberbürgermeister Jürgen Roth. Er gab diesbezüglich das "Prinzip Hoffnung" als Devise aus, dem auch der Kulturamtschef zu gerne folgen möchte, wenngleich er eine düstere Vorahnung hat: "Wenn im Bundesinfektionsschutzgesetz keine Unterscheidung zwischen Innen und Außen gemacht wird, werden wir nicht sehr viel Geld ausgeben können", befürchtete er. Ein bisschen Sicherheit geben soll eine so genannte "Corona-Klausel" in den Verträgen, die das Risiko bei der Planung von Veranstaltungen in diesem Jahr kalkulierbar machen soll. So sollen beispielsweise das Möglingshöhe-Open-Air (2. bis 4. Juli), ein Open Air im Spitalgarten (19. bis 25. Juli) oder Kurgartenkonzerte steigen.

Dass vor allem im Kultursektor letztlich alles plötzlich ganz anders kommen kann als geplant, diese leidvolle Erfahrung machte das städtische Kulturamt nicht zuletzt im vergangenen Jahr. Der Jahresbericht über das Kulturjahr 2020 zeigte das eindrücklich.

Lob gab es für das Team um Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier trotzdem durch die Bank von den Fraktionen – fürs Ermöglichen der einen oder anderen Ausnahmeveranstaltung, fürs Durchhalten, für eine "tolle Arbeit in der Anderszeit" und vor allem auch für die gelungene Plakataktion über die systemrelevante Kultur, die über die Doppelstadt-Grenzen hinweg begeisterte und Lust machte, auf das, was da, so die Hoffnung vieler, bald wieder auf die Bühnen, in die Museen und Galerien kommen soll. "Die Bürger warten auf die Kultur" – da war sich nicht nur der SPD-Stadtrat Nicola Schurr ganz sicher.