Prinzessin Kate und Prinz William beim Spiel der Boston Celtics gegen Miami Heat. Foto: AFP/BRIAN SNYDER

Just in dem Moment, als Prinz William und Prinzessin Kate ihre USA-Reise beginnen, kochen zu Hause neue Rassismusvorwürfe gegen das Königshaus hoch.

Royaler Besuch in der „Front Row“: An ihrem ersten Tag in den USA haben Prinz William und Prinzessin Kate ein Basketballspiel der Boston Celtics besucht. Der britischen Prince of Wales und seine Frau hoben just in dem Moment im Flieger Richtung Amerika ab, als zu Hause Rassismusvorwürfe gegen das Königshaus erhoben werden. Ausgerechnet Williams Patentante soll bei einem Empfang im Buckingham Palace eine schwarze Charity-Aktivistin mit zumindest unsensiblen Fragen nach ihrer Herkunft vor den Kopf gestoßen haben.

Ngozi Fulani schilderte auf Twitter eine unangenehme Konversation mit der Hofdame der verstorbenen Queen, Susan Hussey – ohne deren Namen zu nennen. Die Aktivistin war zu dem von „Queen Consort“ Camilla organisierten Empfang eingeladen, der auf die Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen sollte. Fulani ist eine prominente Fürsprecherin für Opfer häuslicher Gewalt. 

„Woher kommen Sie wirklich, woher kommen Ihre Leute?“

Ohne Husseys Namen zu nennen schilderte sie später auf Twitter, wie diese sie angesprochen habe, nachdem sie berichtet hatte, dass sie im Vereinigten Königreich geboren, aufgewachsen und Britin sei. Diese habe sie gefragt: „Woher kommen Sie wirklich, woher kommen Ihre Leute?“ Außerdem habe die 83-jährige Hofdame Fulanis Haar zur Seite geschoben, um ihr Namensschild lesen zu können.

Fulani habe sich daraufhin genötigt gefühlt, zu erklären, dass sie „afrikanische Wurzeln“ habe und „karibischer Abstammung“ sei. Zugleich habe sie aber erneut betont, dass sie britische Staatsbürgerin sei. Der Austausch habe bei ihr „gemischte Gefühle“ hinterlassen, berichtete die Geschäftsführerin der in London ansässigen Bewegung Sistah Space.

Die 83-jährige Hussey ist Mitglied des Königlichen Haushalts und war eine langjährige Hofdame der früheren Königin Elizabeth II. Sie ist eine von sechs Taufpaten von Prinz William.

Entschuldigung vom Palast

Der Buckingham Palace entschuldigte sich am Mittwoch für den Vorfall. Die Bemerkungen seien „inakzeptabel und zutiefst bedauerlich“, erklärte der Palast. Die betreffende Person entschuldige sich für den entstandenen Schaden und sei von ihrem Ehrenamt zurückgetreten.

Auch ein Sprecher von Prinz William und seiner Frau Kate äußerte sich in Boston zu dem Vorfall. „Diese Äußerungen waren inakzeptabel“, sagte der Sprecher. Es sei richtig, dass die betreffende Person „mit sofortiger Wirkung“ zurückgetreten ist. Prinz William sei an der Entscheidung nicht beteiligt gewesen, glaube aber, dass sie richtig sei.

Der Zwischenfall wirft einmal mehr kein gutes Bild auf das britische Königshaus, das sich immer wieder Rassismusvorwürfen gegenüber sieht – nicht zuletzt aus der eigenen Familie. In ihrem inzwischen berüchtigten Oprah-Winfrey-Interview sagte Williams Schwägerin Herzogin Meghan, vor der Geburt ihres Sohnes Archie habe es Spekulationen darüber gegeben, wie dunkel seine Haut sein würde. Prinz Harrys Ehefrau ist die Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters.

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. mehren sich die Forderungen, das britische Königshaus müsse sich endlich ernsthaft mit seiner kolonialistischen Geschichte auseinandersetzen und die Verbrechen anerkennen, die im Namen der Krone in vielen Ländern, die heute zum Commonwealth gehören, begangen wurden. Immer mehr Commonwealth-Staaten erwägen, sich aus dem Bund loszusagen und ein eigenes Staatsoberhaupt zu bestimmen.

Bereits bei der Karibiktour der (damals noch) Cambridges im Frühjahr war die Kolonialismus- und Rassismusdebatte immer wieder Thema. Prinz William und seine Frau mussten mehrmals Reisepläne ändern, weil Orte in Jamaika oder Bermuda den royalen Besuch gar nicht haben wollten. Der jamaikanische Premierminister Andrew Holness deutete den Abschied von der Krone an, als Prinz William und Herzogin Kate direkt neben ihm standen.

Verleihung des Earthshot-Preises am Freitag

In Boston sind Prinz William und Prinzessin Kate, um auf die globalen Bedrohungen durch den Klimawandel hinzuweisen. Am Freitag treffen die Wales’ US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus. Höhepunkt des Besuchs wird die Verleihung des von William ins Leben gerufenen Earthshot-Klimapreises in Boston am Freitagabend sein. 

Der Preis wird in fünf Kategorien verliehen und ist jeweils mit einer Million Pfund dotiert. Zu der Veranstaltung werden zahlreiche Stars erwartet, unter anderem die Sängerin Billie Eilish und der Schauspieler Rami Malek.

Dass William und Kate bei ihrem USA-Besuch auch bei Prinz Harry und Herzogin Meghan vorbeischauen, ist offiziell nicht geplant. Zwischen den Brüdern herrscht immer noch Eiszeit, seit die Sussexes 2020 dem britischen Königshaus den Rücken kehrten.