Josua Schwab, Priester aus Altdorf, ist Leiter eines Don-Bosco-Zentrums in Istanbul. Dort setzt er sich für junge Menschen ein die schlimme Dinge erleben mussten.
Nachstuhlen war angesagt, als Josua Schwab am Mittwochabend im Bürgersaal des Ettenheimer Rathauses über seine Arbeit im „Don Bosco Learning Centre“ Istanbul und seine Bemühungen zu einer gelingenden Zukunft von Kindern und Jugendlichen mit Flucht- und Migrationshintergrund berichtete. Die Stadt hatte zu diesem Vortragsabend mit dem in Altdorf geborenen und aufgewachsenen Salesianerpater Don Boscos, der vor zwei Jahren zum Priester geweiht wurde, eingeladen – und Bürgermeister Bruno Metz war die Freude ins Gesicht geschrieben, dass die rund anderthalbstündige Veranstaltung auf derart großes Besucherinteresse stieß.
Ordensgründer Johannes Bosco (1815 bis 1888) trat als Patron der Jugend als Priester und Pädagoge der Jugendarbeitslosigkeit, dem Analphabetismus, der Kinderarbeit und der Ausbeutung benachteiligter junger Menschen entgegen – eine Zielsetzung, die sich gleichsam eins zu eins in dem von Schwab geleiteten „Learning Centre“ Istanbuls wiederfindet. Täglich besuchen dort 160 Kinder und Jugendliche aus 30 Nationen die Einrichtung – allesamt kommen sie aus sehr prekären Verhältnissen mit Flucht- und Migrationshintergrund und entsprechenden traumatischen Erfahrungen. Ihre Eltern sind arm, müssen tagsüber arbeiten, um ihre Existenz zu sichern. Ihre Kinder wären ohne dieses Kinderschutz- und Jugendbildungsprojekt großen Gefahren wie Menschenhandel oder Kinderprostitution ausgesetzt.
Mit einer Vielzahl von Fotos und aufschlussreichen Erklärungen nahm der Altdorfer die Zuhörerschaft mit auf die Reise in die Multi-Millionen-Stadt zu seiner Arbeitsstätte, die es seit 1990 gibt und für die er nunmehr hauptverantwortlich zeichnet – begleitet von einem 15-köpfigen Team ausgebildeter Pädagogen, Sozialarbeiter, Psychotherapeuten oder Freizeitgestaltern. Schulische Bildung nimmt bei den fünf- bis 17-Jährigen einen ganz wesentlichen Raum ein – mit Fächern und Stundenplänen wie auch in Deutschland. Schließlich ist das Ziel, die Heranwachsenden innerhalb weniger Jahre (die Verweildauer im „Learning Centre“ liegt durchschnittlich bei fünf bis sechs Jahren) zur weiteren, eigenverantwortlichen Bewältigung ihres Lebens zu ertüchtigen.
Kinder lernen den bewussten Umgang mit Pflanzen und Tieren
Ihre tägliche Aufenthaltszeit von 8 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags ergibt auch Raum für Projekte, die man als „learning by doing“ bezeichnen könnte: bewusster Umgang mit Pflanzen und Tieren. Faszinierend zu sehen (Schwabs Präsentation zeigte eine Vielzahl von fröhlichen Kindern und Jugendlichen) und zu hören, wie wenig Kultur-, Sprach-, Religionsunterschiede die Heranwachsenden an einem respektvollen, freundschaftlichen Miteinander hindern, wie die Jugendlichen Verantwortung für sich und andere übernehmen – Ergebnis auch einer qualifizierten Sozialarbeit.
Bürgermeister Metz lobt Schwab und erinnert an seinen Primizspruch
Auch in Ferien- und Freizeiten dient das Zentrum den 160 Besuchern als vertrauter Aufenthaltsort. Verschiedenste Angebote wie Garten-, Musik-, Kunst-, Zauber-, Küchen-, oder Theaterprojekte nehmen die Kinder und Jugendliche mit Begeisterung an, wie Schwabs fotografische Einblicke deutlich belegten.
Ein erster, spontaner Applaus aus dem Publikum machte deutlich, wie sehr die Veranstaltungsbesucher von der Arbeit des „Learning Centres“, dessen Leiter Josua Schwab, des 15-köpfigen Teams und der immer wieder spontan sich einbringenden Gäste beeindruckt waren. Ausgiebig wurde das Angebot genutzt, Fragen an Schwab zu richten – ehe Bürgermeister Metz dem Referenten für „einen ganz besonderen Abend“ dankte und „allerhöchste Anerkennung ob der beachtlichen Leistung in einem derartigen Schmelztiegel von Menschen, die existenziell an ihren Grenzen sind“ aussprach.
Metz erinnerte sich an den Schwabs Primizspruch: „Hab Mut, steh auf.“ Mit seiner Arbeit stelle er unter Beweis, wie sehr er dieses Prinzip lebe.